
Die maximalen Sympathiepunkte haben sie sowieso, die 14 Gymnastik-Damen beim TV Bühl. Aber da ist etwas, das die Gruppe vermutlich im ganz weiten Umkreis ziemlich einzigartig macht: Seit mehr als 50 Jahren gibt es diese Gemeinschaft und immer montags trifft man sich zur Übungsstunde in der Sporthalle der Aloys-Schreiber-Schule in Bühl. Und weil wir schon bei den Besonderheiten sind: Zur agilen Truppe gehört auch Rita Reith. Sie ist 87 Jahre jung und seit 71 Jahren Mitglied im TV Bühl.
Früher sprach man ja gerne mal vom „Schwänzen“, wenn es ums Training ging. Aber das kommt in der munteren Damenrunde für niemanden infrage. „Es ist ein zentrales Element“, betont Elfi Burkert mit Blick auf den Wochenkalender. Immer montags, immer zur selben Zeit, „das hält fit“. In vielerlei Hinsicht.
Es ist das eine, bedeutsame. Das andere ist die soziale Komponente. Nach der 60-minütigen Turnstunde geht es prinzipiell in eine Wirtschaft. Die sozialen Kontakte seien „ganz wichtig“, erklärt Burkert. Sie ist eine waschechte Turnerin, dazu ist der TVB Familiensache. Schon die Mutter war im Traditionsverein aktiv.
Auch im Corona-Lockdown hielten die starken sozialen Kontakte
Aktiv sein – das ist es, was die ganze Gruppe beseelt. Umso schlimmer war es während des Lockdowns in der Hochphase der Corona-Pandemie. Halle geschlossen, Sportstunde gestrichen, nichts ging mehr. Es zeigte sich, was ein funktionierendes, analoges soziales Netzwerk in solchen Ausnahmezeiten wert ist.
Den Kontakt haben sie nicht verloren. So wie es möglich und erlaubt war, trafen sich die Damen sogar mal auf eine Laufrunde, berichtet Burkert. Dass die Truppe zusammenblieb, dass die Treue zu ihrem Sport hielt, versteht sich in diesem Fall fast von selbst. Einziger Wermutstropfen: Während der Pandemie hörte die Übungsleiterin auf. Es begann eine lange Suche nach einer neuen Trainerin.
Sie wurde nach vier Anläufen auch gefunden. Inzwischen hält Sonja Hettler die muntere Truppe immer wieder montags in Schwung. Apropos Übungsleiter: Wer bei seiner sportlichen Betätigung auf ein halbes Jahrhundert zurückblicken kann, in dessen Geschichte finden sich natürlich auch ein paar Trainer-Namen. Allen voran steht natürlich Christa „Panny“ Krauth, die mit ihrem großen Engagement für den Sport im TVB viel bewegte. Seit 1957 diente sie dem Verein, ebenso gehören Silke Herbold und Traudel Kammerer zum Reigen der Coaches.
Manuela Gemsa als Abteilungsleiterin setzte viele Akzente
Und noch ein Name muss definitiv genannt werden. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder viel Unterstützung durch Manuela Gemsa. Sie leitete als Abteilungschefin über zwei Jahrzehnte die Gymwelt, setzte dort viele Akzente und unterstützte die Damen in vielen Belangen, so auch, wenn es darum ging, eine Übungsleiterin zu finden, berichtet sie.
Ende November war dann Schluss, Gemsa stellte sich bei der Jahreshauptversammlung nicht mehr zur Wahl für das Amt der Gymwelt-Leiterin. Nur so am Rande: Bei der Gymwelt (Breitensport) handelt es sich um die größte Abteilung des TVB, die Angebote für die Jüngsten ebenso macht wie für die Seniorinnen der agilen Montagstruppe.
Die lässt sich auch nicht bremsen, wenn ihre Sporthalle in der Aloys-Schreiber-Schule in der Bühler Innenstadt in den Ferien geschlossen ist. Da schnürt man auch mal die Laufschuhe, früher wurde auch gern mal geradelt, und natürlich muss der gemeinsame Gasthausbesuch nach dem Sport sein. Zum „Babble“. Geselligkeit ist in Zeiten wie diesen enorm wichtig, das bestätigt Gruppen-Sprecherin Elfi Burkert. Und natürlich ist auch im Sport nichts so beständig wie der Wandel. Das Training passt sich den Damen an, immerhin drei von ihnen sind 87 Jahre jung.
Festes Element in den Übungseinheiten ist die Stuhlgymnastik. Bewegung, Ausdauer, Mobilität, Kraft: Um diese Komponenten geht es. Und dass es im Sitzen stattfindet heißt nicht, dass man dabei nicht ins Schwitzen kommen darf. So selbstverständlich sich die Frauen heute, oder besser seit rund 50 Jahren fit halten, so unfassbar war es für die Männerwelt in den frühen Jahren des TVB.
Wenn man in die Annalen des Traditionsvereins blickt, findet man für das Jahr 1911 die Gründung einer Frauenriege. Dagegen protestierte dann die Kirche, die Riege wurde umgehend wieder aufgelöst. Das würden die Herren Kirchenoberen sich bei der agilen Sportgruppe nicht erlauben. Nicht nur, weil es andere Zeiten sind.