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Nahe der Kneippanlage

Aussichtspunkt: Forstamt räumt Sitzbänke am Hochbehälter in Sinzheim frei

Die Sitzbänke am Hochbehälter Satz in Sinzheim sind wieder zugänglich für Spaziergänger und andere Besucher. Das Forstamt hat hier Hand angelegt und auch eine Brutstätte für Waldbewohner geschaffen.

Der Blick geht vom wieder freigelegten Aussichtspunkt über Sinzheim ins Rheintal.
Der Blick geht vom wieder freigelegten Aussichtspunkt über Sinzheim ins Rheintal. Foto: Christiane Krause-Dimmock

Weil der Wald einfach da ist und dabei so selbstverständlich scheint, lässt sich oftmals erst auf den zweiten Blick erkennen, wie intensiv der Mensch die Weichen an den entsprechenden Stellen stellt. Blicke zu öffnen, das ist eines der Anliegen des Programms „Schöne Aussicht“ des Kreisforstamts Rastatt. „Eine Aktion, die vor rund zehn Jahren angestoßen wurde“, sagte der erste Landesbeamte Jörg Peter und erklärte, dass man damit ein wenig mehr die Perlen im Landkreis in den Fokus rücken möchte.

Bänke wurden von der Natur zurückerobert

Oftmals seien diese Blickachsen gar nicht neu. Manche gerieten einfach in Vergessenheit oder wurden von der Natur zurückerobert, so wie die beiden Sitzbänke in exponierter Lage oberhalb des Hochbehälters Satz nahe der Kneippanlage.

Ein Blick weit über Sinzheim hinaus tut sich von dort bei entsprechendem Wetter auf und lässt in sanften Konturen sogar die Vogesen erahnen. Ein bisschen in Vergessenheit geraten waren diese Sitzgelegenheiten mit Aussicht plus nicht zuletzt deshalb, weil es hier eine kräftig wachsende Kirschverjüngung gegeben hatte.

Mehrere Meter hoch ragten die Gewächse in die Höhe, so dass Bank und Blick gleichermaßen verdeckt waren. Nun habe der Forst kräftig Hand angelegt und ein romantisches Plätzchen geschaffen, wie Bürgermeister Erik Ernst lobte. Dort sind, wie die Forstfachleute verdeutlichen, nicht nur Zweibeiner willkommen.

Schnittgut dient als Brutstätte für die Waldbewohner

So habe man bewusst die abgeschnittenen Stämmchen, Äste und Zweige vor Ort aufgeschichtet und belassen, damit die Bewohner des Waldes dies als Zufluchts- und Brutstätte nutzen können. „Der Zaunkönig nimmt so etwas gerne an“, erklärte Clemens Erbacher, der im Forstamt den Bezirk Bühl leitet.

Er brach eine Lanze für den Wald, für das klassische Naherholungsgebiet, das ganz besonders während Corona allerorten zum beliebten Anlaufpunkt geworden ist.

Das lasse sich eine Gemeinde und das zuständige Forstamt jeweils einiges kosten – kräftemäßig aber auch monetär, fügte Erbacher hinzu. Denn der Nutzen, den die Gesellschaft aus einem gut organisierten Wald ziehe, sei vielfältig. Er lud zum Kennenlernen der kleinen Besonderheiten ein – zu einem Besuch der hölzernen Zeitzeugen, von denen manch einer den Blick ins Tal noch erlebt hat, bevor der Kirchturm von St. Martin entstand.

Fachmann erklärt Markierungen an Bäumen

Und auch die teilweise kryptisch anmutenden Markierungen auf den Baumrinden erläuterte der Fachmann näher. Blau steht für bleiben, rot für Fällen bei nächster Gelegenheit. Letzteres geschehe im Regelfall, um damit Nachbargehölzen mehr Lebensraum zur Entwicklung zu geben.

Andererseits diene eine solche „Baumentnahme“ zuweilen auch der Sicherheit. Ist die Standfestigkeit etwa gefährdet, müsse man einschreiten, sagte der Fachmann. Genau die soll etwa bei den jüngeren Eichen gefördert werden, erklärte Erbacher. Hat die Krone nach oben hin Raum zu wachsen um kräftig zu werden, tun das die Wurzeln in gleichem Maße.

Weil die Eiche aber nicht zu den Bäumen gehört, die zügig in die Höhe schießen, braucht sie Hilfe. Sprich die Nachbarn müssen ein wenig zurückgedrängt werden.

Teile des Trinkwassers kommt aus den Quellen im Wald

Auch das sei eine von vielen Maßnahmen, mit denen daran gearbeitet werde, die Vielfalt nach Möglichkeit zu erhalten, so Erbacher. Denn wohin genau die Entwicklung des Waldes gehen werde, das präge man bereits heute. Wie die nachfolgenden Generationen dies steuern würden, wisse man nicht. Aber man wolle eine möglichst gute Grundlage dafür liefern. Schließlich habe der Wald eine Vielzahl von Funktionen, sagte er und verwies etwa auf den Hochbehälter.

Rund zehn Prozent des Trinkwassers generiere die Gemeinde aus den elf Quellen, die im Wald sprudeln. Außerdem diene der Forst der Sauerstoffproduktion, bringt jährlich rund 150.000 Euro Erlös aus dem Holzverkauf, koste keinen Eintritt, filtere Luft und Wasser und bindet 281 Tonnen CO2 pro Hektar. Alles in allem ein Areal, das man gar nicht hoch genug einschätzen könne.

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