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Illegaler Tierhandel

Neue Tierhilfe Sinzheim bewahrt Welpen vor dem Tod

Nur acht Wochen nach seiner Geburt wäre das Leben des Golden Retrievers Finn beinahe zu Ende gewesen. Doch er wurde gerettet. Ein Beispiel für die Folgen illegalen Tierhandels.

Dank der schnellen Unterstützung der Neuen Tierhilfe geht für den Welpen Finn das Leben weiter.
Dank der schnellen Unterstützung der Neuen Tierhilfe geht für den Welpen Finn das Leben weiter. Foto: Jacqueline Grimm

Acht Wochen jung und das Leben soll schon vorbei sein? „Das darf nicht sein“, hat sich auch eine engagierte Tierarzthelferin gedacht, als eine Familie Ende November gegen 19 Uhr mit einem acht Wochen jungen Golden-Retriever-Welpen vor ihr stand und um die Euthanasie, also das Einschläfern, des Kleinen bat. Hilfe und Menschen, die ebenso dachten wie sie, hat sie bei der Neuen Tierhilfe in Kartung gefunden.

Der Familie, die die Tierarzthelferin aufgesucht hatten, sei in einer anderen Praxis mitgeteilt worden, dass der kleine Welpe mit dem Namen Finn ein kostenintensives CT sowie eine Operation benötigen würde, deren Aufwand und damit verbundene Kosten erst nach dem CT beurteilt werden könne.

Das Ende von Finn wollte die Tierarzthelferin aber so nicht hinnehmen, blickt Jacqueline Grimm, Leiterin des Vereins Neuen Tierhilfe, zurück. In ihrer Verzweiflung habe die Arzthelferin nämlich dann Jacqueline Grimm privat zu Hause angerufen und ihr die Situation geschildert.

Es stand außer Frage, dass wir Finn natürlich sofort zu uns nehmen.
Jacqueline Grimm, Leiterin des Vereins Neuen Tierhilfe

„Ich war völlig perplex und konnte es selbst nicht glauben, es stand außer Frage, dass wir Finn natürlich sofort zu uns nehmen, ihn gesundheitlich durchchecken und gegebenenfalls auch operieren lassen würden“, wird Grimm in einer Mitteilung der Neuen Tierhilfe zitiert.

Damit seien die kurzzeitigen Halter von Finn einverstanden gewesen – wichtig war für sie, dass sie den kleinen Hund nicht mehr mit nach Hause nehmen müssen.

OP ermöglicht normales Leben

Noch am selben Abend sei Finn auf den Buchtunger Tierhof gebracht worden – dort habe sich die Auszubildende Emilia Störk bereits auf einen Pflegegast vorbereitet, „denn den kleinen Finn über Nacht alleine im Tierheim zu lassen, schien für die Tierheimleitung Jacqueline Grimm ausgeschlossen“, heißt es weiter.

Schon ein paar Tage nach Finns Ankunft in Kartung habe der CT-Termin angestanden: Es stellte sich eine bindegewebige Verwachsung des äußeren Gehörganges heraus – die Tierärzte schlugen laut Mitteilung eine vollständige Entfernung des Gehörganges vor.

„Die Diagnose stand fest, die Kosten auch, doch wir konnten Finn helfen und ein beschwerdefreies Leben, ohne weitere Einschränkungen ermöglichen. Das war das Wichtigste und das Einzige, was in dem Moment für uns zählte“, erinnerte sich Jacqueline Grimm.

Neue Familie für Finn ist gefunden

Eine Woche nach der Diagnose sei Finn schon operiert worden und habe auch schon eine neue Familie gefunden. „Wir sind sehr glücklich über diesen Ausgang, auch wenn es eine sehr kostenintensive Behandlung war, denn die Gesamtsumme beläuft sich auf 3.000 Euro.

So sind wir natürlich auch um jede Spende dankbar, um diese finanzielle Lücke wieder etwas ausgleichen zu können“, erhofft sich Grimm auch in Zukunft Spenden von tierliebenden Mitmenschen. Auf der Homepage der Tierhilfe finden sich alle Informationen für diejenigen, die den Verein oder auch speziell Finn unterstützen wollen.

Im Zusammenhang mit dem Welpen Finn möchte das Team der Neuen Tierhilfe auf den illegalen Handel mit Welpen aufmerksam machen, denn genau aus so einem stammt der kleine Finn, heißt es in einer Mitteilung.

Der Tierschutzverein war mit der Polizei und Veterinärbehörde aus Reutlingen in Kontakt, denen auch die Tierarztberichte des Welpen vorliegen. In einer aktuellen gemeinsame Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Tübingen und des Polizeipräsidiums Reutlingen heißt es: „Leider ist dieser Fall von illegalem Welpenhandel kein Einzelfall, sondern ein lukratives Geschäftsmodell, das sich nur sehr schwer überprüfen und eindämmen lässt.“

Welpen werden oft im Ausland geboren

Weiter heißt es: „Die oftmals im Ausland geborenen und unter sehr schlechten Bedingungen aufgezogenen Welpen werden viel zu früh von dem Muttertier getrennt und illegal unter nicht tierschutzkonformen Bedingungen nach Deutschland transportiert. Häufig leiden die meist zu jungen und nicht geimpften Tiere unter Krankheiten und Verhaltensstörungen.“

„Meist werden die Hunde im Internet angeboten, abgewickelt werden die Welpenverkäufe häufig auf Parkplätzen oder der Straße. Aber auch beim Hundekauf in Wohnungen von vermeintlichen Züchtern sollten Hundeinteressenten aufmerksam sein. Das Veterinäramt und die Polizei raten, dass sich Interessierte im Voraus informieren sollten, worauf beim Welpenkauf zu achten ist.“

Unter anderem wird darauf hingewiesen, dass ein Kaufvertrag abgeschlossen wird, in dem der Züchter namentlich benannt wird.

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