
Er war ein Mensch, der eine Randexistenz vorzog und mit den Jahren immer „eigener“ wurde, zugleich mit hoher Intelligenz und ungewöhnlichen Talenten gesegnet: Georg Seiler. Der Mann, der in Sinzheim auch als „Professor“ oder „Seiler Schorsch“ bekannt war, verstarb am 15. Juli im Alter von 75 Jahren, zwei Tage nach seinem Geburtstag.
Da er nur über geringfügige finanzielle Mittel verfügte und seit Jahren in einem Bauwagen in der Nähe des Sportplatzes wohnte, ist eine würdige Beerdigung mit Urnengrab und Grabplatte nur möglich, wenn rund 2.400 Euro zur Verfügung stehen; ansonsten erfolgt eine anonyme Bestattung in Baden-Baden, wo Seiler starb.
Trauerfeier soll am 13. August stattfinden
So schildert es Brigitte Hartwich, die Seiler seit Jahrzehnten kannte und trotz seiner schrulligen Art sehr mochte. Ihre Tochter rief aus den genannten Gründen eine Spendenaktion ins Leben. Der Termin für eine Trauerfeier, um gemeinsam Abschied zu nehmen, steht bereits fest: am 13. August ab 15 Uhr im Gemeinderaum der evangelischen Kirche Sinzheim.
Hört man der Seniorin zu, entsteht ein recht klares Bild des Verstorbenen, auch wenn viele Details im Lebenslauf Seilers unklar bleiben. „Wie so einige Kinder, die in der Kriegszeit hier geboren wurden, war er dunkelhäutig, vermutlich war sein Vater Nordafrikaner“, erzählt Hartwich.
„Seine Mutter lebte und arbeitete wohl in Karlsruhe, Georg wuchs aber bei seinem Opa hier in Sinzheim auf.“ Der Großvater sei Anfang der 1970er Jahre bei einem Unglück ums Leben gekommen, Georg von da an auf sich allein gestellt gewesen.
Seiler war promovierter Mathematiker
„Nach der Volksschule in Sinzheim besuchte er das Gymnasium in Bühl, später studierte er Mathematik und promovierte.“ Im Umgang sei er nicht einfach gewesen, räumt Hartwich ein, dennoch habe sie ihn auf seine Art immer sympathisch gefunden. „Ich weiß, dass er gerade in den letzten Jahren die Menschen, die sich um ihn kümmern wollten, vor den Kopf stieß, sie manchmal beleidigte und niemanden mehr richtig an sich heranließ“, sagt Hartwich.
Er war ein wunderbarer Musiker.Brigitte Hartwich, Initiatorin der Spendenaktion
„Er war zwar immer schon streitbar, manchmal widersprüchlich, dieses zunehmend aggressive Verhalten halte ich aber für krankheitsbedingt. Man hat mir erzählt, dass er seinen geliebten Hund nicht mehr gut behandelte, das ist sehr ungewöhnlich für Georg, der Tiere eigentlich liebte.“ Nach seinen Talenten gefragt, berichtet sie vor allem von seinem Gitarrenspiel: „Er war ein wunderbarer Musiker, hat manches Fest und manche Vernissage mit der Gitarre begleitet.“
Als ihre Tochter das Latinum für ihr Studium habe nachholen müssen, habe er sie unterrichtet – über ein ganz eigenes, aber effektives System. Einige Jahre habe er sich zudem dem Bau von ökologisch wertvollen Teichen gewidmet.
Für Menschen wie Seiler, die sich nicht anpassen, die nicht den üblichen Weg wählen, „muss es in unserer Gesellschaft Platz geben“, befindet die gläubige Christin. Aus ihrer Sicht ist die Gemeinschaft nun gefordert, ihres verstorbenen Mitbürgers gebührend zu gedenken und ein Grab auf dem Friedhof in Sinzheim zu finanzieren. „Hier befinden sich schließlich seine Wurzeln.“
Spendenkonto Gerorg Seiler, Sparkasse Bühl, IBAN DE15 6625 1434 1000 3855 08.