Es dürfte die Lösung für den darbenden Tourismus entlang der Schwarzwaldhochstraße sein – speziell für den am Sand. Der vor sich hin schlummernde Skihang wird reaktiviert, eine Gondelbahn bringt die Wintersportfreunde nach oben, und eine zünftige Hütte lädt zum Einkehrschwung. Am Sand natürlich mit Bühler Wappen am Flaggenmast.
In Natura steht hinter diesen Plänen ein großes Fragezeichen, aber im Bühler Stadtmuseum ist der neue Wintersportmagnet zwischen Karlsruhe und Freiburg bereits Realität. In der dritten Auflage beschert der Modellbahnzauber im Museumsschaufenster nämlich just diese Besonderheit namens „Sand-Bahn“.
Aller guten Dinge sind drei, sagten sich bereits vor ein paar Monaten die Modellbauspezialisten Thomas Gries und Rolf Baumann. Der eine wohnhaft in Bühl und längst bekannt als engagierter Forscher in Sachen ehemalige Bahnknoten Bühl, ein wandelndes Lexikon auf seinem Spezialgebiet, der andere aus Kappelwindeck und der Elite der mittelbadischen Modellbauerzunft angehörend.
Dazu Michael Rumpf, Leiter des Stadtgeschichtlichen Instituts (StGI), Museumschef und Modellbahnfan, sowie Ina Stirm, ihres Zeichens Mitarbeiterin des StGI und inzwischen ebenfalls dem Charme des „Bühler Miniaturwunderlands“ erlegen.
Lange Planungsphase für Seilbahn
Eine Seilbahn, das fehle noch, hatte Museumschef Rumpf geäußert, als Baumann und Gries vor zwei Jahren ihre erste winterliche Modellanlage im Schaufenster präsentierten. „Wir haben schon länger gefrotzelt“, erzählt Gries im Gespräch mit der Redaktion. Seilbahn hin, Seilbahn her – aber wie soll sie aussehen?
Wir mussten einige technische Herausforderungen lösen.Thomas Gries, Modellbauer
Vor allem: Wie lässt sie sich in den etwas beengten räumlichen Verhältnissen verwirklichen? „Eine erste Überlegung ging in die Richtung, dass wir die Bergstation im Regal des Kaufladens installieren“, berichtet Gries. Aber da sei sie für die Kinder draußen vor dem Fenster nicht zu sehen gewesen. Und es tauchten noch weitere technische Herausforderungen auf, für die Baumann und Gries eine Lösung finden mussten.
Die Seilbahn soll natürlich im Dauerbetrieb störungsfrei laufen, und keineswegs darf die Gondelstrecke über die Bahntrasse führen – schließlich wäre bei einer Havarie sonst der Zugverkehr unterbrochen. Und eine Bühler Reminiszenz sollte ebenfalls dabei sein. Denn: Im einst legendären „Beuchert“, in den 1960er und 1970er Jahren das Fachgeschäft in Sachen Modellbahn in der Bühler Schwanenstraße, gab es immer in der Advents- und Weihnachtszeit, eine Modellbahn im Schaufenster. Mit einer Seilbahn, an die sich viele Bühler zwischen 45 und unendlich noch erinnern dürften.
„Die Seilbahn könnte von Brawa gewesen sein“, erklärt Thomas Gries. Brawa steht für Braun Waibilingen, einen Modellbahnhersteller, der inzwischen aber seinen Sitz in Remshalden hat. Firmengründer Arthur Braun war immer wieder zu Gast in Bühlertal, hat Eisenbahnforscher Gries herausgefunden, bei Gesprächen mit seinen Nachfahren, und war ab und an dann auch im „Schwanen“ anzutreffen. Thomas Gries besorgte für das Projekt die „Hardware“, aktivierte Lackierprofi Thomas Glaser.
Rolf Baumann ließ sein modellbauerisches Genie walten, und fertig war die Laube, oder besser Berg- und Talstation mit echt umlaufender Seilbahn. Der Zwischenboden, über den die Wintersportler ganz realitätsnah ein- und aussteigen können, ist eine Eigenkonstruktion der Modellbaucracks.
Wasserturm mit Schriftzug Bühl als Blickfang
„Eine besondere Herausforderung war es, die Seilbahnmasten in die perfekte Fluchtlinie zu bekommen“, sagt Gries, denn sonst springt das Gondelbahnseil immer aus der Führung. Kollege Baumann half da mit Laservermessung.
Deshalb gebe es zudem eine gefedert gelagerte Umlenkrolle. Das ist dann wirklich Miniaturwunderland-Niveau. Erste Probeläufe zeigten: Es funktioniert. Und natürlich wären es nicht Gries und Baumann, beide im Modellclub 1:87 Lichtenau aktiv, gäbe es nicht noch ein paar weitere Besonderheiten. „Wir haben erstmals einen Wasserturm auf der Anlage, der den Schriftzug Bühl trägt.“ Zwei neue Züge gibt es ebenfalls, junge wie alte Modellbahnfans sollen ja was zu schauen haben, wenn die Anlage an diesem Samstag, 27. November, - also pünktlich vor dem ersten Advent, in Betrieb geht.
Ina Stirm zeigt sich auf Anfrage der Redaktion auch ganz begeistert. „Das ist ein wirklicher Blickfang im Schaufenster“, freut sich die Mitarbeiterin des StGI. Das ehrenamtliche Engagement von Thomas Gries und Rolf Baumann könne man nicht hoch genug einschätzen. „Sie haben diese Anlage nicht nur erdacht und gebaut“, so Stirm, die beiden Modellbauer warten zudem den Winterzauber in den nächsten Wochen.
Und vielleicht nimmt ja ein Investor, angeregt durch die Schauanlage im Stadtmuseum, wirklich mal Geld für eine „Sand-Bahn“ in die Hand. Die in Miniatur hat aber einen großen Vorteil: Der Schnee ist dort garantiert.