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Kommentar

Stellenabbau bei Bosch hätte Folgen für die ganze Region

Dass nicht nur Teile der Produktion nach Serbien wandern sollen, sondern auch die Entwicklung betroffen ist, stellt eine neue Qualität dar, kommentiert Wilfried Lienhard.

Bosch Bühl
Bosch Bühl Foto: pr

Jetzt also auch Bosch. Nachdem die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins osteuropäische Ausland den Beschäftigen von Schaeffler schon einige Zeit Sorgen bereitet, warten nun auf die Kollegen einige hundert Meter weiter südlich Monate der Ungewissheit. Vermutlich wäre es naiv gewesen, den mittelbadischen Bosch-Doppelstandort als einen sicheren Hafen an sturmumtoster See zu sehen. Dass aber nicht nur Teile der Produktion nach Serbien wandern sollen, sondern auch die Entwicklung betroffen ist, stellt eine neue, nun ja, Qualität dar. Gerade die Rolle als Leitwerk des Geschäftsbereichs Electrical Drives, als Entwicklungsmotor wurde stets herausgestellt. Gestärkt wird sie bei einem Verlust an Entwicklungskompetenz sicher nicht.

Dass am Anfang von Verhandlungsrunden die Arbeitnehmer mit Warnstreiks oder Kundgebungen ihren Wünschen und Forderungen Nachdruck verleihen, ist ein aus Tarifrunden hinlänglich bekanntes Ritual. Damit könnte man die geplante Kundgebung bereits abhaken. Hier aber geht es um viel mehr als um Prozentpunkte. Norbert Göbelsmann von der IG Metall ist zuzustimmen, wenn er von einer Zukunftsfrage für die industrielle Struktur der Region spricht. Das Argument der Wettbewerbsfähigkeit, das Verlagerungen regelmäßig begründen soll, mag zutreffend sein. Aber wessen Wettbewerbsfähigkeit ist eigentlich gemeint? Anders gefragt: Wer ist ein Unternehmen?

Ganz sicher hätte die Verlagerung, sollte es keine ausreichende Kompensation geben, Folgen für die Wirtschaftskraft in der Region. Die Probleme in der Automobilbranche haben die großen Zulieferer wie Bosch und Schaeffler längst erfasst, deren Zulieferer als Nächste an der Reihe sind. Und mit jedem Schritt in dieser Reihe wird die Krise existenzbedrohender. Das muss Sorgen bereiten, und keineswegs nur der Gewerkschaft.

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