Die Polizei spricht von undurchsichtigen Tathandlungen und Tatbeteiligungen. Nun sucht der Polizeiposten Lichtenau dringend Zeugen eines Vorfalls beim Sportfest des SV Ulm am 12. August, um Licht in eine „dubiose Sache“ zu bringen, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Offenburg sagt. Nach Handgreiflichkeiten mit der Security im Lichtenauer Stadtteil Ulm musste ein Jugendlicher mit dem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen werden.
Im Polizeibericht liest sich die Sache so: „Laut Schilderung eines 16-Jährigen sei er am Samstag vor einer Woche (12. August), als er das Fest kurz nach 1 Uhr mit einem gelben Fahrrad verlassen wollte, von mehreren Kräften des dort eingesetzten Sicherheitsdienstes angegangen worden. Aus noch nicht nachvollziehbaren Gründen sei er geschlagen und mit Handschließen gefesselt worden. Durch die Schreie des Jugendlichen seien Passanten aufmerksam geworden und hätten das Szenario teilweise mit ihren Handys gefilmt. Einer der Zeugen, ein 27 Jahre alter Mann, sei daraufhin von Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes zu Boden gedrückt und ebenfalls geschlagen worden. Das Handy hätten ihm die Sicherheitskräfte abgenommen und das aufgenommene Video gelöscht. Der 16-Jährige sei parallel hierzu zum Festzelt zurückgeführt worden, wo er dann das Bewusstsein verloren habe und von hinzugerufenen Kräften des Rettungsdienstes versorgt werden musste. Vorsichtshalber wurde der Jugendliche mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen, die er allerdings wieder am selben Tag verlassen durfte.“
Wir untersuchen, ob es eine Vorgeschichte gibt.Ein Sprecher des
Polizeipräsidiums Offenburg
Auf Nachfrage berichtet der Polizeisprecher, dass der 16-Jährige unter Alkoholeinfluss gestanden habe. Inwieweit dies Einfluss auf das Geschehen gehabt habe, sei aber unklar. „Wir untersuchen, ob es eine Vorgeschichte gibt“, sagt der Polizeisprecher.
Unstrittig ist, dass der Zeuge, der den Vorfall gefilmt hat, vom Sicherheitsdienst tätlich angegangen wurde. „Das ist ein No-Go“, stellt der Polizeibeamte fest. „Selbst, wenn im Vorfeld etwas passiert sein sollte.“ Der Polizeisprecher wünscht sich allerdings, dass Zeugen die Courage haben sollten, sofort die Polizei zu alarmieren, anstatt zu filmen.
Der Polizeisprecher betont auf Nachfrage, dass Probleme mit Sicherheitsdiensten unüblich sind. „Der Ruf des Türstehers vor der Disco von früher ist längst nicht mehr aktuell“, sagt er. „Sicherheitsunternehmen, die heute Aufträge von Städten und Gemeinden wollen, müssen seriös arbeiten.“
SV Ulm in Lichtenau: Niemand vom Vereinsvorstand hat Vorfall beobachtet
Roland Schmidt ist Vorsitzender des SV Ulm. Er bestätigt die Ermittlungen. Allerdings sei der Vorfall für den Vereinsvorstand nicht nachvollziehbar. „Niemand vom Vorstand und vom Helferteam hat von der Sache etwas mitbekommen“, berichtet Schmidt gegenüber dieser Redaktion. Schmidt erklärt, dass die Familie des Jugendlichen aus dem Dorf stammt. Der Vater habe inzwischen Anzeige gegen die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes erstattet.
Die Security-Firma wurde bereits zum zweiten Mal beim Fest des SV Ulm eingesetzt. „Unsere Erfahrungen vom vergangenen Jahr waren gut“, meint Schmidt. „Weil unser Fest mehr als 1.000 Besucher hat, sind wir verpflichtet, einen Sicherheitsdienst bereitzustellen.“
In früheren Jahren haben das die Vereinsmitglieder übernommen, die sich für diese Aufgabe speziell schulen ließen. „Nach dem Ende der Corona-Pandemie haben wir nicht mehr genügend Freiwillige dafür gefunden“, berichtet der Vorsitzende. „Deshalb haben wir im vergangenen Jahr erstmals eine Fachfirma beauftragt.“
Die Security war am ersten Festtag mit rund einem halben Dutzend Mitarbeitern im Einsatz. Die Mitarbeiter, die in den ungeklärten Vorfall in der Nacht von Freitag auf Samstag verwickelt waren, wurden laut Schmidt am zweiten Festtag nicht mehr zum Dienst eingeteilt. „Wir haben natürlich mit dem Chef der Firma gesprochen“, berichtet der Vorsitzende. „Er hat uns zugesagt, dass er den Vorfall auch intern aufarbeiten will.“
Roland Schmidt berichtet, dass es in den vergangenen Jahre noch nie zu größeren Zwischenfällen beim Vereinsfest gekommen ist. „Es gab nie eine Schlägerei“, sagt er. „Auch im vergangenen Jahr und in diesem Jahr gab es im Grunde keine Vorfälle, bei denen der Einsatz eines Sicherheitsdienstes notwendig gewesen wäre.
Die Mitarbeiter haben den Einlass der Gäste kontrolliert und ihre Runden gedreht. Natürlich fragen wir uns, ob ein Security-Mitarbeiter überreagiert hat. Wir wissen aber nicht genau, was passiert ist und wollen den Ball flach halten.“
Zeugen gesucht
Der Polizeiposten Lichtenau bittet mögliche Beobachter des Geschehens, sich unter der Telefonnummer (0 72 27) 22 21 zu melden.