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Fastnacht

Trotz Klimanotstand dürfen die Bühler Narren Konfetti werfen

Konfetti ist kein Beitrag zum Umweltschutz. Die Straßensäuberung nach den närrischen Umzügen ist zeitaufwendig und teuer. Dennoch hat die Stadt Bühl die Papierschipsel bei den beiden großen Umzügen in Weitenung und in der Kernstadt am Samstag und Sonntag nicht verboten. In Achern gibt es ein solches Verbot.

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Beim Bühler Fastnachtsumzug im Jahr 2017 ließen die Hexen Konfetti fliegen. Im Stadtgebiet Bühl ist dies bei trockenem Wetter weiterhin erlaubt. Foto: Bernhard Margull

Die Stadt hat den Klimanotstand ausgerufen und ist seit dem Einbruch der Gewerbesteuer gleichzeitig knapp bei Kasse. Konfetti darf (im Gegensatz zu Achern) trotz dieser beiden veränderten Rahmenbedingungen bei den großen närrischen Umzügen in Weitenung und der Kernstadt am Samstag und Sonntag dennoch geworfen werden.

„Wir dulden dies, weil es eng mit dem Brauchtum verbunden ist“, erklärt Matthias Buschert, Pressesprecher der Stadt. „Die Veranstalter gehen verantwortungsbewusst mit dem Thema um.“

Umzug in Weitenung vor zehn Jahren war eine Riesensauerei

Auslöser der Konfetti-Diskussion in Bühl ist der Umzug in Weitenung vor zehn Jahren, der mit einer Riesensauerei endete. Weil alle Straßen während des Umzugs verschneit waren, blieb das Konfetti in der weißen Pracht liegen.

Die Anwohner waren stocksauer, zumal die Papierschnipsel und anderer Abfall auch in ihren Vorgärten und Hofeinfahrten landeten. Die im städtischen Haushaltsplan bereit gestellten 5.000 Euro für die Straßenreinigung nach den Umzügen reichten damals nach Auskunft des inzwischen pensionierten Stadtbereichsleiters Gebhard Müller nicht annähernd aus.

Dieser Vorfall sorgte für dicke Luft. Dennoch scheute die Kommune Konsequenzen. „Die Stadtverwaltung könnte rein rechtlich das Konfetti grundsätzlich verbieten, aber das erscheint mir nicht sinnvoll.“, meinte Martin Bürkle, Leiter des Fachbereichs Bürgerservice/Recht/Zentrale Dienste, unmittelbar vor der Kampagne 2011 gegenüber dieser Zeitung.

An dieser Auffassung hat sich im Rathaus nichts geändert, obwohl der Bühler Gemeinderat 2019 den Klimanotstand für die Stadt ausgerufen hat und man an der Umweltfreundlichkeit von Konfetti durchaus Zweifel haben darf.

Wenn Regen zu erwarten ist, gibt es bei beiden Umzügen ein Konfettiverbot
Andreas Bohnert, Leiter des Ordnungsamtes

„Wir haben seit vielen Jahren eine Übereinkunft mit den Narren in Bühl und in Weitenung“, berichtet Andreas Bohnert, der Leiter des Ordnungsamtes im Rathaus. „Wenn Regen zu erwarten ist, gibt es bei beiden Umzügen ein Konfettiverbot.“

Bei gutem Wetter sind die Papierschnipsel nach Erfahrung des Ordnungsamtsleiters ein geringes Problem. „Die Veranstalter in Bühl und Weitenung appellieren dennoch an die Teilnehmer, es mit dem Konfetti nicht zu übertreiben“, sagt er.

„Wer sich daran nicht hält, wird im nächsten Jahr nicht mehr eingeladen, an den Umzügen teilzunehmen. Wenige Stunden nach dem närrischen Lindwurm sind die Straßen in der Kernstadt und in Weitenung wieder sauber.“

Dafür sorgen ein externes Unternehmen mit seiner Kehrmaschine und die Mitarbeiter des kommunalen Bauhofs, die mit ihren Besen die Bürgersteige säubern. 2.000 Euro erhält das Reinigungsunternehmen nach Auskunft von Pressesprecher Matthias Buschert pro Jahr für die beiden Einsätze am Samstag und am Sonntag. Hinzu kommt die interne Verrechnung für das Team des Bauhofs.

Wie viel Konfetti in jedem Jahr auf den Bühler Straßen landet, weiß niemand. „Ich habe es nicht gewogen“, meint Andreas Bohnert.

Konfetti gehört zum närrischen Brauchtum. Aber wo kommt dieser Brauch eigentlich her? Das Wort ist laut „Brockhaus Enzyklopädie“ der italienische Plural von Confetto. Das heißt Bonbon. Die Süßigkeiten, die ursprünglich beim Karneval in die Menge geworfen wurden, wurden später durch Gipsklümpchen, dann durch bunte Papierschnipsel ersetzt.

Johann Wolfgang Goethes Bericht über den römischen Karneval im Jahr 1788 belegt, dass Konfetti bereits damals nicht ganz unproblematisch war. Der Dichterfürst schreibt, dass die teuren Süßigkeiten durch billigere „Gipszellein, die den Schein von Dragéen haben“ ersetzt wurden. „Niemand ist vor einem Angriff sicher; jedermann ist im Verteidigungszustande“, berichtet Goethe.

„Unbemerkt schleicht sich eine vermummte Figur heran und trifft mit einer Hand voll Konfetti eine der ersten Schönheiten so heftig und so gerade, dass die Gesichtsmaske widerschallt und ihr schöner Hals verletzt wird. Ihre Begleiter werden heftig aufgereizt, aus ihren Körbchen und Säckchen stürmen sie gewaltig auf den Angreifenden los.“

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