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Kulturverein hilft Erdbebenopfern

Türkei-Hilfe aus Bühl: Erster Hilfstransport ist unterwegs ins Krisengebiet

Oguzhan Kilic ist überrascht, welche Wirkung der Spendenaufruf seines Vereins hatte. Aus Bühl ist bereits ein erster Hilfstransport unterwegs.

Mann vor Paketen
Oguzhan Kilic vom Kulturverein Bühl steht vor einem riesigen Menga Kartons. Foto: Wilfried Lienhard

Der Vorsitzende des Türkischen Kulturvereins blickt auf eine riesige Menge von Kartons voller Kleider und sonstiger Spenden für die Erdbebenopfer in der Türkei. Sie füllen mehrere Räume des Vereinsgebäudes in der Bühler Draisstraße.

Der Andrang auf den am Montagnachmittag gestarteten Hilfsaufruf war so groß, dass der Kulturverein die Spendenaktion am späten Dienstagnachmittag vorläufig stoppen musste; gleichwohl kommen auch an diesem Mittwochmorgen noch Spender vorbei. Beteiligt hätten sich auch andere Kulturvereine aus der Region, ebenso die Moschee-Vereine aus Steinbach, Achern und Rastatt, sagt Kilic.

Aufnahmestopp führte bei Spendern zu einiger Verwirrung

Der Aufnahmestopp führte bei den Spendern zu einiger Verwirrung. Es werde nur Neuware angenommen, hätten sie erfahren, was nicht neu sei, müsse entsorgt werden, schrieb eine Facebook-Nutzerin. Tatsächlich besagen die Bestimmungen des türkischen Zolls, dass nur neue Ware eingeführt werden darf. Gebrauchte Kleider könnten nicht mit Dokumenten ordnungsgemäß deklariert werden, weiß Kilic.

Den Ausschluss gebrauchter Ware erachtet mancher Spender als weltfremd. Die in sozialen Medien geäußerte Befürchtung, die Spenden erreichten nun nicht die Hilfsbedürftigen, zerstreut der Vorsitzende allerdings.

Der Verein besorge sich beim türkischen Konsulat in Karlsruhe entsprechende Bescheinigungen, mit denen der Zoll passiert werden könne. Davor müsse aber verpackt, die Kartons beschriftet und Listen erstellt werden, damit alles ordentlich deklariert sei.

Auch Sortieren ist angesagt, denn manche Kleidungsspende sei nicht mehr zu verwenden: „Die müssen wir jetzt entsorgen“, sagt Kilic, der sich aber über die große Hilfsbereitschaft freut und auch überrascht ist. Mit einem solchen Ausmaß habe er nicht gerechnet.

Erster Lkw aus Bühl ist auf dem Weg in die Türkei

Bereits am Mittwoch sollte ein erster Lkw in Richtung türkisches Erdbebengebiet losfahren. Ein Plakat mit der Aufschrift „Türkei-Hilfe“ zeigt auf der Frontseite seine Bestimmung an. Drei bis fünf Tage werde er wohl unterwegs sein, schätzt Kilic. Wahrscheinlich würden für die Spendenmenge zwei weitere Lkw benötigt. Die Verteilung vor Ort übernehme die Afad, die türkische Katastrophenschutzbehörde.

Der Lkw ist lange unterwegs, und im Erdbebengebiet ist es kalt.
Oguzhan Kilic Vorsitzender Türkischer Kulturverein

Gelinge es dem Kulturverein, weitere Lastwagen zu organisieren, könne er Spendenaktion fortführen. Allerdings hält Kilic Geldspenden aktuell für sinnvoller: „Der Lkw ist lange unterwegs, und im Erdbebengebiet ist es kalt.“ Mittels Geldspenden könne wohl schneller geholfen werden.

Auch in Bühl und Umgebung hätten türkische Mitbürger bei dem verheerenden Erdbeben mit mehr als 10.000 Toten in der Türkei und Syrien Angehörige oder Bekannte verloren. Kilic weiß von einem Mann, dessen Schwester und dessen Nichte ums Leben gekommen seien. Eine Frau hat ihren Sohn verloren.

Der Türkische Kulturverein besteht seit fast 40 Jahren. Zunächst war er in Greffern, zog 1992 nach Vimbuch und ist seit etwas mehr als fünf Jahren in der Bühler Draisstraße. Kilic zufolge zählt er etwa 50 Mitglieder, deren Aufmerksamkeit vor allem kulturellen Fragen, aber auch traditionellen Werten gilt. Das Essen spiele eine große Rolle, aber auch die Musik: „Wir wollen das Gemeinschaftsgefühl aufrechterhalten“.

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