Die Nachricht hat wie eine Bombe eingeschlagen: Eisentals Ortsvorsteher Jürgen Lauten (CDU) hört auf. In der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrats gab er seinen Rücktritt zum 31. Dezember bekannt. „Ich werde nach 28-jähriger Zugehörigkeit zum Rat alle politischen Ämter niederlegen.“
Es sind berufliche Gründe, die den 51-Jährigen zu diesem Schritt bewegen. Lauten arbeitet bei der Gaggenauer Stadtverwaltung. Der Architekt leitete bereits seit 2018 die Abteilung Hochbau der kommunalen Behörde und nun das Hochbauamt mit den Sparten Hochbau, Gebäudemanagement sowie -technik, er ist Chef von fast 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
„Halbe Sachen sind nicht meins“, sagt Lauten im Gespräch mit dieser Redaktion. Er hat als Ortsvorsteher seinen Anteil am örtlichen Nahversorgungszentrum (Dorv-Zentrum) ebenso wie an der Umgestaltung des Trottenplatzes – einem Meilenstein in der Dorfentwicklung.
Und wenn man jeden Job mit 120 Prozent machen wolle, sei das in der Summe einfach zu viel. Der Schritt sei ihm nicht leicht gefallen, schließlich sei er mehr als sein halbes Leben in der Kommunalpolitik aktiv. Den Schlussstrich hat er allerdings mit einem gewissen Puffer versehen. Sein Rücktritt erfolgt erst zum 31. Dezember.
Ortschaftsrat von Bühl-Eisental bestimmt Nachfolger
Für Bühls Oberbürgermeister Hubert Schnurr (Freie Wähler) kam das Rücktrittsgesuch überraschend: „Herr Lauten hat mich vor der Ortsvorsteher-Runde darauf angesprochen.“ Schnurr – er ist wie Lauten Architekt – bezeichnet den scheidenden Stadtteilchef als Aktivposten, würdigt dessen Engagement um den Trottenplatz ebenso wie dessen Einsatz um die Bürgerbeteiligungsprozesse. Der Eisentaler Ortschaftsrat muss nun den Nachfolger bestimmen. Ob da schon eine Personalie gehandelt wird, wusste Schnurr am Mittwoch noch nicht.
„Ich will gestalten und nicht nur verwalten“, sagt Lauten. „Es war immer mein Anliegen, den Ort mit neuen Ideen zu gestalten, Eisental voran zu bringen. Das ist sehr zeitintensiv und kommt einem Halbtagsjob gleich“, so Lauten weiter. Mit der Arbeit als Leiter des Gaggenauer Hochbaumts sei das nicht mehr zu vereinbaren. Insofern könne er seine Aufgabe als Ortsvorsteher nicht mehr so ausfüllen, wie er es sich wünsche. Mit seiner Familie hat er den Schritt im Vorfeld ausführlich besprochen, angesichts seiner Pläne habe keiner Nein gesagt.
Jürgen Lauten bleibt Dorv-Zentrum erhalten
Ganz von der Bildfläche verschwinden will Lauten in Eisental nicht. Dem Dorv-Zentrum und dem Dorv-Team gehe er nicht verloren, außerdem wolle er sich wieder mehr dem Heimatverein widmen, dessen Vorsitzender er ist und mit dem er noch einiges für Eisental bewegen will.
Die Früchte seiner Arbeit indes kann er noch ernten, kommende Woche steht die Feier zur Fertigstellung des neuen Trottenplatzes an. Dass Lauten auf ehrenamtlicher Basis für Eisental weitermacht, hat Gründe. Einer liegt im bürgerlichen Engagement, gerade setzte der Ortschaftsrat wieder ein Signal für mehr Bürgerbeteiligung. Da geht es dann um das Leader-Projekt junges Wohnen ebenso wie um das Gasthaus „Weinberg“.
Veränderungen in der Ortsverwaltung gibt es aber nicht nur durch den Rücktritt des Chefs. Die bisherige Mitarbeiterin Annette Leppert verlässt zum 30. September die Ortsverwaltung. Sie war als Nachfolgerin von Silvia Lerch vor einem halben Jahr angetreten, „ein wichtiges Bindeglied zwischen Verwaltung und Bürgern.“
Diese Aufgabe übernimmt zum 1. Oktober Sabrina Meier. Sie hat eine unbefristete Halbtagsstelle, was – so Lauten – mit, sehr zum Unwillen des Rats, reduzierten Öffnungszeiten der Verwaltung einhergehe.