Die Bühler Ukrainehilfe geht online. Am Donnerstagmorgen hat Bürgermeister Wolfgang Jokerst (Grüne) im Rathaus den Relaunch der Internetseite www.ehrensache-buehl.de vorgestellt. Diesen Internetauftritt gibt es bereits seit der Flüchtlingskrise 2014, allerdings war er ein wenig in Vergessenheit geraten.
Der Bühler Unterstützerkreis, der die Flüchtlinge damals unterstützt hat, wurde vor drei Wochen wegen der Auswirkungen des Überfalls Putins auf die Ukraine reaktiviert. Rund 330 Ukrainer leben inzwischen in Bühl. Die brauchen neben Lebensmitteln und Kleidern für die Einrichtung ihrer Wohnungen vor allem Möbel und Elektrogeräte.
„Die ehrenamtliche Unterstützung ist ein ganz wichtiger Baustein unserer Willkommenskultur“, meinte Jokerst. Der Unterstützerkreis ist nach Auskunft des Ersten Beigeordneten nie völlig eingeschlafen. Einige Mitstreiter seien von Anfang an dabei, manche seien abgesprungen, andere im Laufe der Jahre neu hinzugekommen.
Von der Kinderbetreuung bis zum Deutschunterricht
„Wir haben den Unterstützerkreis jetzt in großem Umfang reaktiviert“, berichtete Jokerst. „Es gibt verschiedene Arbeitsgruppen von der Kinderbetreuung bis zum Deutschunterricht. Vor allem die AG Beschaffung hat sich jetzt völlig neu aufgestellt.“
Gerade diese AG ist aktuell extrem wichtig. „Die Ukrainer sind sehr selbstständig“, berichtete Stadträtin Barbara Becker (SPD), die in dieser Arbeitsgruppe aktiv ist. „Sie suchen sich eine eigene Wohnung. Die ist natürlich komplett leer. Wir brauchen also Möbel.“
„Ich würde sofort 300 Sofas unterbringen, wenn ich die hätte“, ergänzt Sandra Hüsges, Vorsitzende der Bühler Tafel. Die AG Beschaffung versteht sich ausdrücklich nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu den bestehenden Angeboten. Das betont Becker ausdrücklich. Aus diesem Grund sind der Kleiderladen Fundus des DRK Bühl-Achern, die Fahrradwerkstatt der Stadt und selbstverständlich der Tafelladen auch verlinkt.
Wir akzeptieren nur Ware, die tadellos ist.Barbara Becker, Unterstützerkreis
Der IT-Fachmann Daniel Steuer hat der Homepage der AG ein neues Gesicht gegeben und sie vor allem auch datenschutzkonform gemacht. „Jeder Mensch braucht einmal Hilfe, egal ob In- oder Ausländer“, heißt es auf der Startseite.
„Daher wollen wir die Seite ergänzen, vernetzen, verlinken, damit Menschen aller Couleur in Bühl unbürokratisch geholfen wird.“ Jetzt geht es aber vor allem um die Unterstützung ukrainischer Flüchtlinge.
Steuer betont, dass Struktur und Menüführung der Homepage bewusst einfach gehalten seien, damit jeder sie einfach bedienen könne. Die Plattform richtet sich an alle, die Spenden anbieten wllen oder ehrenamtlich helfen möchten. Gesucht werden vor allem Möbel wie Betten, Tische, komplette Schlafzimmer oder Küchen. Der Unterstützerkreis hat allerdings keine Möglichkeit, diese Möbel zwischenzulagern. Sie müssen also vom Spender direkt zum Empfänger gelangen.
Barbara Becker macht deutlich, was die AG nicht will. „Wir sammeln keinen Sperrmüll und wir machen auch keine Haushaltsauflösungen“, sagt sie. „Wir akzeptieren nur Ware, die tadellos ist. Wir sind auch kein Ersatz für eBay-Kleinanzeigen.“
Empfänger sollen Möbel beim Spender abholen
Wichtig ist aus Sicht Beckers, dass die Empfänger der Möbel die Ware selbst beim Spender abholen. Nur in Ausnahmefällen könne die Arbeitsgruppe Transport helfen. „Einen regelmäßigen Möbeltransport können wir selbstverständlich nicht leisten“, sagt sie.
Julia Huber, Leiterin der Abteilung Kultur – Sport – Generationenarbeit im Rathaus, ist für die Koordinierung zuständig. „Die Homepage soll Spender und Bedürftige zusammenbringen“, stellt sie fest. Wer Möbel spenden will, kann sein Angebot unkompliziert auf der Internetseite hochladen. Gewünscht sind genaue Maße und Fotos.
Wir haben alle einen Beruf und sind nur im Ehrenamt tätig.Sandra Hüsges, Bühler Tafel
Auch bei der Tafel werden Möbel per Mail oder WhatsApp angeboten. „Es dauert aber mitunter einige Tage, bis wir reagieren können“, erklärt Sandra Hüsges. „Wir haben alle einen Beruf und sind nur im Ehrenamt für die Tafel tätig.“ Auf Facebook wurde die Reaktionszeit der Tafel bereits kritisiert. Barbara Becker kritisierte dies mit deutlichen Worten: „Es gibt Leute, die alles mies machen müssen, sich aber selbst nicht einbringen. Vor diesem Hintergrund erwarte ich für unsere Arbeit auch einen Shitstorm, denn auch wir sind nur ehrenamtlich aktiv.“
Die Arbeitsgruppe Beschaffung benötigt allerdings ebenfalls dringend weitere ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Interessenten können sich unter integration@buehl.de melden.
