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Kundenzahl verdoppelt

Verdrängungskämpfe und weniger Lebensmittelspenden belasten die Bühler Tafel

Die Vorsitzende der Bühler Tafel berichtet von Verdrängungskämpfen und schwierigen Situationen, die das zu großen Teilen ehrenamtlich tätige Team zu bewältigen habe. Woran liegt das?

Bühler Tafel
Einkauf im Tafel-Laden: Mittlerweile sind hierfür 1.700 Menschen berechtigt. Die große Zahl stellt das Team der Tafel vor einige Probleme. Foto: Bernhard Margull

Eine von 963 Einrichtungen dieser Art in Deutschland: Das ist die Bühler Tafel. Manches Problem verbinde sie mit anderen Tafeln, sagte Vorsitzende Sandra Hüsges im Gemeinderat.

Aus Anlass der seit dem vergangenen Jahr massiv veränderten Rahmenbedingungen stellte sie die Arbeit von Laden und Verein vor, der neben dem Laden in der Bühlertalstraße seit einigen Monaten in der Poststraße auch die Tafel 2 betreibt.

Der Tafel-Laden sei in den vergangenen Wochen und Monaten in der Öffentlichkeit sehr präsent gewesen, sagte Bürgermeister Wolfgang Jokerst (Grüne). Als Grund nannte er die als Folge des Ukraine-Kriegs erheblich gestiegene Kundenzahl. Die Stadt arbeite mit der Tafel Hand in Hand und sei froh, „dass es den Laden gibt und er uns in der sozialen Arbeit unterstützt“.

Im Moment geht es noch, ich weiß aber nicht, wie lange noch.
Sandra Hüsges Tafel-Vorsitzende

Tatsächlich habe sich die Kundenzahl im vergangenen Jahr auf 1.700 verdoppelt. Darunter seien 730 Kinder, informierte Hüsges. 65 Prozent der Kunden wohnen in Bühl, die übrigen verteilen sich auf Bühlertal, Ottersweier, Sinzheim, Lichtenau und Rheinmünster. Die Mehrzahl der Kunden seien Deutsche, an zweiter Nationalitäten-Stelle folge die Ukraine.

Der große Andrang schaffe Probleme. Die Öffnungszeiten seien verlängert worden, erst um eine, dann um zwei Stunden. Die Warteschlange blieb lang, weshalb getrennte Öffnungszeiten eingeführt worden seien: morgens die ukrainischen Kunden, nachmittags die Stammkunden. „Im Moment geht es noch, ich weiß aber nicht, wie lange noch“, sagte Hüsges.

Team fürchtet um Sicherheit

In der Bühlertalstraße gehe es eng zu, vor allem bei der Anlieferung, bei der die Fahrzeuge im Bereich der wartenden Kunden halten müssten. Sowohl hier als auch im Ausweisbüro in der Fridolin-Stiegler-Straße häuften sich kritische Momente: „Wir werden überrannt von neuen Kunden, es gibt Verdrängungskämpfe und häufig aggressive Situationen, die sicherheitsrelevante Maßnahmen erfordern“, schrieb Hüsges zu Beginn dieser Woche auf Facebook. „Wir fürchten um unsere Sicherheit.“ An einer Lösung werde gearbeitet.

Wichtig sei der Tafel die Gerechtigkeit unter den einzelnen Kundengruppen. Ältere Kunden dürfen zuerst und dreimal pro Woche einkaufen, Stammkunden und auch neue, etwa arabische und afghanische Kunden dürfen ebenfalls dreimal die Woche einkaufen, ukrainische Kunden aktuell dagegen nur zweimal. Mehr gäben die Kapazitäten nicht her.

Ohne Zukauf geht es nicht

In der Diskussion machte Hüsges deutlich, dass die Tafel auf den Zukauf von Lebensmitteln nicht verzichten könne, zumal die Lebensmittelspenden im vergangenen Jahr deutlich weniger geworden seien. Beispielsweise Obst und Gemüse würden nachgekauft. Geldspenden würden entsprechend der Vorgabe zweckgebunden für den Lebensmittelkauf verwendet.

Jede Woche kaufe die Tafel beispielsweise 700 Eier ein. „Wenn wir nicht zukaufen, können wir die Menschen nicht versorgen“, sagte Hüsges. „Wir können doch nicht einfach sagen ‘wir haben nichts mehr’ und die Tür zumachen.“

Nicht jede Tafel kauft Lebensmittel zu. Für Hüsges ist die Alternative der Aufnahmestopp, und einen solchen solle es nicht geben. Lediglich Kunden, die im Gebiet einer anderen Tafel lebten, würden nicht mehr angenommen, sagte Hüsges mit Blick etwa auf das Baden-Badener Rebland: „Bei uns ist Betrieb bis zum letzten Brot, das rausgeht.“

Ulrich Nagel (SPD) unterstützte dieses Vorgehen: „Es ist wichtig, dass Lebensmittel nicht auf dem Müll landen. Der Zukauf ist wichtig, weil niemand ausgegrenzt werden soll und Leute, die sonst nicht dazu in der Lage wären, einkaufen können.“

Ärger über Vorwürfe der Verschwendung

Im Gespräch mit der Redaktion berichtete Hüsges von regelmäßigen E-Mails, in denen der Vorwurf erhoben werde, dass die Tafel noch essbare Lebensmittel entsorge. Dem widerspricht die Vorsitzende energisch. „Wir schmeißen nur weg, was keiner mehr essen kann“, sagt sie.

Wenn jemand eine Orange nur auf der einen Seite betrachte, entgehe ihm möglicherweise der Schimmel auf der anderen Seite. Hüsges ärgert sich über solche Vorwürfe, das ist nicht zu überhören. Die Tafel rette tonnenweise Lebensmittel, müsse aber solche Vorwürfe entkräften.

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