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Bioptopvernetzung beschäftigt Gemeinderat

Verwilderte Reben und Obstwiesen in Bühl: Stadt findet keine Lösungen

Meterhohe Brombeeren haben Wein und Obst verdrängt. Die Stadt Bühl kämpft gegen den Strukturwandel in der Vorgebirgszone. Die Biotopvernetzung soll helfen. Das vom Land verordnete Konzept hat es aber nicht einfach.

Carl Netter Turm Bühl
Trügerische Idylle: In der Bühler Vorgebirgszone sind viele Grundstücke verwildert. Das Foto zeigt den denkmalgeschützten Carl-Netter-Turm im Eisentaler Rebgebiet. Foto: Ulrich Coenen

Die gesetzlichen Vorgaben sind eindeutig. Die Stadt hat nicht den geringsten Ermessensspielraum. Das neue Naturschutzgesetz Baden-Württemberg regelt in Paragraf 22 den Biotopverbund. Bis zum Jahr 2030 soll dieser im Kampf gegen das Artensterben mindestens 15 Prozent Offenland der Landesfläche betragen.

Zuständig sind die Kommunen. Deshalb hat der Gemeinderat bereits vor einem Jahr den Auftrag für das Konzept einstimmig an das Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz (ILN) im Stadtteil Vimbuch vergeben.

Carolin Greiner, Schutzgebietsbetreuerin im Waldhägenich, ist im Rathaus für das Thema zuständig. Sie berichtete, dass Lebensräume für Tiere und Pflanzen durch Bebauung und Zerschneidung der Landschaft mit Häusern, Straßen, Schienen oder Leitungstrassen verloren gegangen sind.

Zwar gibt es im Stadtgebiet Biotope, doch die helfen wenig, wenn die Tiere nicht „zwischen den von Menschen geschaffenen Strukturen hin und her wandern können“. Greiner nannte das Beispiel der Heuschrecken, die sich in ihrem Biotop vermehren können. „Das reicht aber nicht für die Biodiversität“, meinte sie. „Die Arten müssen sich ausweiten können.“

Für ganz Baden-Württemberg liegt ein grobes Konzept des Landes vor. „Das ist aber viel zu abstrakt“, erklärte Greiner. „Das ILN setzt dort an und erarbeitet ein Konzept für die Verwaltungsgemeinschaft Bühl/Ottersweier.“

Im Gelände haben die Wissenschaftler bereits festgestellt, dass die eine oder andere ökologisch wertvolle Fläche längst verschwunden ist, andere wurden neu entdeckt, unter anderem eine Streuobstallee. Das Kartenmaterial wird auf diese Weise dem aktuellen Stand angepasst. Die Verbindungen zwischen den Biotopen darf man sich, so Greiner, nicht als schmale Linien vorstellen. Sie sprach von Pufferzonen um diese Verbindungsachsen mit einer Breite von bis zu 1.000 Metern.

Ein großes Problem ist aus Sicht Greiners der strukturelle Wandel, vor allem in der Vorgebirgszone. Obst- und Rebflächen werden nicht mehr bewirtschaftet und verwildern. Die Rangerin hat 30 Eigentümer solcher Flächen angeschrieben. Viele haben die Grundstücke geerbt, wohnen längst woanders und zeigen kein Interesse. „Sie wären die Flächen am liebsten los“, erklärt Greiner.

Sind hohe Bußgelder eine Lösung?

Oberbürgermeister Hubert Schnurr (FW) sah die Kommune vor einer „Herkulesaufgabe“. Karl Ehinger (FW) sprach von „Siedlungsdruck und Monokulturen, die Tieren und Pflanzen die Lebensräume nehmen“.

Georg Feuerer (CDU) erinnerte sich an seine Zeit als Ortsvorsteher in Eisental, wo er bereits mit Brachflächen in der Vorgebirgszone konfrontiert war. „Da lebten manchen Erben dieser Grundstücke in Hamburg“, erzählte er. Feuerer brachte „ordnungsrechtliche Maßnahmen“ ins Spiel, um die Leute zur Pflege ihrer Grundstücke zu bewegen.

Davon hielt Greiner wenig. Im Grunde würden die Menschen nicht aus Boshaftigkeit handeln, stellte sie fest. „Ein Ordnungsgeld von maximal 5.000 Euro ist außerdem mitunter günstiger als die aufwendige Pflege“, gab sie zu bedenken. Deshalb sei es aus ihrer Sicht besser, das strukturelle Problem zu lösen, statt den Eigentümern Drohbriefe zu schreiben.

Wir brauchen Wolfsschutz
Barbara Becker, Stadträtin (SPD)

Barbara Becker (SPD) fand die Weidehaltung im Hinblick auf die Landschaftspflege interessant. „Wir brauchen aber Menschen, die das machen, und wir brauchen Wolfsschutz“, sagte sie. „Der Wolf ist nämlich bei uns angekommen.“ Lutz Jäckel (FDP) wies auf die steigende Zahl von professionellen Weinbauern hin. „Vielleicht haben die Interessen an den Brachflächen, um sich zu vergrößern“, meinte er. „Tatsächlich bleibt uns nur der Appell an die Leute. Das Bußgeld kann nur das letzte Mittel sein.“

Ludwig Löschner (GAL) konstatierte: „Mit unserer Erkenntnis sind wir bereits weit, leider hapert es seit Jahrzehnten an der Umsetzung.“ Franz Fallert (FW) brachte einen kommunalen Maschinenpark ins Spiel, der mit Hilfe von Subventionen des Landes finanziert werden könne. Dort könnten sich die Grundstückseigentümer die Geräte zur Landschaftspflege kostenlos ausleihen.

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