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Unterwegs mit Heizungsinstallateur

Wärmepumpe im unsanierten Bühlertäler Altbau: Bewohner sparen 1800 Euro Heizkosten

Während sich die Republik die Köpfe heiß redet, installiert Mario Ulrich aus Freiolsheim Wärmepumpe um Wärmepumpe. Der Experte weiß, was machbar ist mit dieser relativ neuen Technik, die ein entscheidender Baustein der Energiewende werden soll.

Mario Ulrich (links) hat in Bühlertal bei Familie Geiges eine Wärmepumpe installiert, durch die die Familie nach eigenen Berechnungen 1.800 Euro Heizkosten pro Jahr einspart.
Mario Ulrich (links) hat in Bühlertal bei Familie Geiges eine Wärmepumpe installiert, durch die die Familie nach eigenen Berechnungen 1.800 Euro Heizkosten pro Jahr einspart. Foto: Christian Bodamer

Anderthalb Jahre ist es her, dass Mario Ulrich dem Haus von Familie Geiges in Bühlertal eine Wärmepumpe verpasst hat. Das über 50 Jahre alte Haus bietet eine grandiose Aussicht bis in die Rheinebene – aber ohne Dämmung keine guten Voraussetzungen für eine moderne Heizung. 

Mario Ulrich aus Freiolsheim, 25 Jahre Erfahrung mit Wärmepumpen, ging den Heizungstausch dort dennoch an. „Das war ein bisschen knifflig“, erinnert sich der Energieberater, Elektromeister und Teamleiter für Wärmepumpen beim Bühler Gebäudetechnik-Spezialisten Veith. Später will der 54-Jährige schauen, ob seine Rechnung aufging.

Die Gasheizung muss bald ersetzt werden

Die Fahrt geht zunächst nach Bühl zu einem 59-jährigen Hauseigentümer. Mario Ulrich hält im Norden der Stadt vor einem Einfamilienhaus, Baujahr 1999. 

Elektriker Jason Sagawe schließt die Umwälzpumpe an den neuen Speicher für Warmwasser an.
Elektriker Jason Sagawe schließt die Umwälzpumpe an den neuen Speicher für Warmwasser an. Dahinter führen drei neue Rohre zur Wärmepumpe vor dem Haus. Foto: Erika Becker

Im Keller geht die Digitalanzeige des Gaskessels schon langsam in die Knie – der Eigentümer möchte nicht warten, bis der Rest auch die Segel streicht und überlegt, ob er die Anlage durch eine Wärmepumpe ersetzt. Sind seine 120 Quadratmeter Wohnfläche mit den Flachheizkörpern besser geeignet als das Haus in Bühlertal?

„Der Wärmeschutz ist der Wärmepumpe völlig egal“, meint Ulrich. „Die Effizienz macht sich nur an der Heizungsvorlauftemperatur fest.“ Ulrich beugt sich über die Verbrauchswerte, die im vergangenen Jahr mit nur 900 Kubikmeter Gas gering ausfielen. Allerdings hat die Familie, um den Gasverbrauch im Krisenwinter niedrig zu halten, auch mindestens drei Ster Holz verheizt.

Berechnung der Heizleistung

„Wir bewegen uns zwischen 5,6 und 7,6 Kilowatt Heizleistung“, rechnet Ulrich in einer ersten Analyse aus. Die Gasheizung hat sogar einen Nennwert von 24 kW. „Das ist schon ein Brummer“, meint Ulrich. Früher sei man eben nach dem Motto „viel hilft viel“ verfahren. Bei Wärmepumpen müsse man genauer hinschauen. Wenn sie zu groß dimensioniert seien und die Leistung gar nicht benötigt werde, verringere sich die Lebensdauer. 

Der Hauseigentümer denkt über eine Hybridanlage aus Gas und Wärmepumpe nach – „wenn die Wärmepumpe mal schlecht arbeitet“. „Die Frage ist, wann die Wärmepumpe schlecht arbeitet“, entgegnet Ulrich. „Bei einer Vorlauftemperatur von 55 Grad habe ich bei minus sieben Grad draußen noch einen Wirkungsgrad von zwei.“ Das heißt: Aus 1kW Strom bekommt man 2 kW Wärme. Wieder wird gerechnet. Das Ergebnis: Im schlechtesten Fall sind die Kosten ungefähr gleich – ein Hybrid also nicht nötig. 

Ulrich schlägt ein japanisches Gerät vor: 7,5 kW reichen bei dem relativ neuen Haus. „Ich kann mit so einer Wärmepumpe eine Trinkwassertemperatur von 58 Grad schaffen, ohne Heizstab. Geräte mit dem neuen Kältemittel Propan schaffen sogar noch mehr.“ 

Der Unterschied zwischen deutschen und asiatischen Geräten

Warum kein deutsches Gerät, wie es so viele Heizungsbauer anbieten? Dieser Hersteller biete im niedrigen Leistungsbereich das bestmögliche Preis-Leistungsverhältnis, meint Ulrich. Deutsche Fabrikate seien hier aufgrund niedrigerer Stückzahlen preislich im Nachteil. 

Wer wie der 59-Jährige in Bühl bereits auf dem Dach Photovoltaik hat, kann den Warmwasserbedarf im Sommer mit einem Heizstab für rund 400 Euro decken und die Wärmepumpe im Sommer ausschalten – Solarthermie, also eine spezielle Solaranlage nur für Warmwasser, ist aus Ulrichs Sicht damit unnötig geworden. 

Dazu braucht es zusätzlich zu der Wärmepumpe noch zwei Boiler: Einen 300 Liter Speicher für Warmwasser und einen 300 bis 400 Liter Heizungspufferspeicher. „Das dient dazu, die Laufzeiten zu verlängern.“ Im Teillastbetrieb laufe die Wärmepumpe sehr effizient. „Das ist wie beim Auto auch: Vollgas und dann wieder bremsen kostet mehr Energie, als einfach konstant durchzufahren.“ 

Der Einbau dauert länger

Weiter geht die Fahrt nach Gaggenau-Michelbach. Im Heizungskeller des Altbaus von Familie Matz steht ein wenig Wasser auf dem Boden – Elektriker Jason Sagawe schließt gerade die Umwälzpumpe an die beiden großen Speicher für Warmwasser und Heizungswasser an, während zwei weitere Mitarbeiter neue Kupferrohre verlegen. Drei neue große Rohre führen durch die Außenwand – dahinter steht die neue 15 kW-Wärmepumpe, von außen kaum sichtbar hinter zwei Rhododendren.

„Eine neue Ölheizung ist in zwei Tagen eingebaut“, meint Teamleiter Mario Ulrich. Für die Wärmepumpe brauche es hingegen mehr Personal, auch mit Blick auf die Elektrik – der Einbau dauere eine volle Woche, sobald die Teile alle da sind.

Veith-Elektriker Sagawe (links), Teamleiter Mario Ulrich (Mitte) und Ralf Matz
Veith-Elektriker Sagawe (links), Teamleiter Mario Ulrich (Mitte) und Ralf Matz beraten, wo der neue Zähler für die Wärmepumpe hin soll. Foto: Erika Becker

Ralf Matz ist froh, dass beim Bau seines Elternhauses 1970 Ytong-Steine verwendet wurden. Er verspricht sich von dem Porenbeton eine bessere Wärmedämmung – „man sieht diese Steine heute auch wieder vermehrt auf den Baustellen“. 

Praxistest beim Thema Lärm

Bei seinem eigenen Haus ein paar Straßen weiter steht die neue Wärmepumpe schon. Matz hat eine Maschine mit Splitvariante gewählt: Außen ist Kompressor, der für den Wärmetransport sorgt. Eine mit Kältemittel gefüllte Leitung führt nach innen zum Wärmetauscher. 

Veith-Teamleiter Mario Ulrich (rechts) hat Hauseigentümer Ralf Matz in Gaggenau-Michelbach bei der Installation der Wärmepumpe beraten. Matz hat die Installation dann auch in seinem Elternhaus veranlasst.
Veith-Teamleiter Mario Ulrich (rechts) hat Hauseigentümer Ralf Matz in Gaggenau-Michelbach bei der Installation der Wärmepumpe beraten. Matz hat die Installation dann auch in seinem Elternhaus veranlasst. Foto: Erika Becker

„Ziel war es, hier ein Gerät zu haben, das extrem leise ist, weil der Nachbar in nächster Nähe ist – der Kompressor ist schallisoliert eingepackt in dem Gehäuse“, erläutert Ulrich. Nicht bei allen Bauvorhaben reicht der Platz. „Wenn man nur zwei Meter Abstand zum nächsten Reihenhaus hat, dann reicht das auch nicht für eine leise Wärmepumpe, um den Grenzwert von 35 Dezibel in der Nacht einzuhalten.“ 2,5 bis drei Meter Abstand sollten es schon sein. 

Meine Abzugshaube in der Küche ist lauter.
Ralf Matz, Gaggenau

Beim Einbau hat Ulrich auch schon schwierige Situationen mit Nachbarn erlebt – und auf der besten Lösung auch für den Nachbarn bestanden. „Kommt es zu Klagen und es muss rückgebaut werden, dann ist die ausführende Firma in der Pflicht.“ 

Matz jedenfalls ist zufrieden. „Das Ding ist so leise, meine Abzugshaube in der Küche ist lauter“, meint er. Oder wenn der Nachbar das E-Auto lädt, das sei auch deutlich zu hören, vor allem der Lüfter – zuerst habe er da noch seine eigene neue Wärmepumpe im Verdacht gehabt. Aber die sei so leise, „wen das stört, der stört sich auch daran, wenn ein Vogel zwitschert“.

Noch verströmt einer seiner Öltanks in dem Kellerraum einen beißenden Geruch. Damit soll bald Schluss sein. Mit Ausbau und neuem Zähler kostet ihn die neue Wärmepumpe rund 19.300 Euro, die restlichen 45 Prozent deckt bei ihm die staatliche Förderung. 

Praxistest im unsanierten Altbau

Doch funktioniert das Ganze auch wirklich, wenn es draußen kalt ist? Auf zu Familie Geiges. Wie hat sie im hoch gelegenen Bühlertal zwei Winter mit Ulrichs Wärmepumpe in ihrem ungedämmten Altbau erlebt? Drei Wohnungen mit insgesamt 313 Quadratmetern soll sie beheizen – vorher gingen dafür 4.500 Liter Öl pro Jahr drauf. 

In Bühlertal bei Familie Geiges ersetzt eine Wärmepumpe jetzt die fossile Heizungsanlage, für die ein 10.000 Liter umfassender Öltank unter der Treppe lagerte.
In Bühlertal bei Familie Geiges ersetzt eine Wärmepumpe jetzt die fossile Heizungsanlage, für die ein 10.000 Liter umfassender Öltank unter der Erde lagerte. Foto: Christian Bodamer

„Die Heizung funktioniert bisher einwandfrei“, meint Paul Geiges. Seine Frau bestätigt mit einem Augenzwinkern: „Es ist warm genug, wenn meine Männer die Heizung nicht ganz zurückdrehen. Auch die Mieter haben sich nicht beschwert.“ Aber: „Mit dem prognostizierten Verbrauch kommen wir nicht hin, wir brauchen mit 12.500 Kilowattstunden beim Strom etwas mehr.“ 

Durch die Wärmepumpe haben wir eine Ersparnis von 1.800 Euro im Jahr.
Paul Geiges, Bühlertal

Die Familie weiß, dass man da mit neuen Fenstern oder einer Dämmung optimieren könnte. „Aber da könnten wir ja bald neu bauen, das ist ja alles schweineteuer.“ 

Immerhin: „Durch die Wärmepumpe haben wir eine Ersparnis von 1.800 Euro im Jahr“, hat Paul Geiges errechnet. Die Stromkosten lagen bei knapp 3.000 Euro. 

Familie Geiges kann die alten Heizkörper mit der neuen Wärmepumpe weiter nutzen:  ein großer Kostenvorteil.
Familie Geiges kann die alten Heizkörper mit der neuen Wärmepumpe weiter nutzen: ein großer Kostenvorteil. Foto: Christian Bodamer

Die Familie hatte doppelt Glück: Zum einen können sämtliche alten Rippenheizkörper weiter genutzt werden – sie wurden damals sehr groß dimensioniert. „Das gelingt im Altbau in etwa der Hälfte der Fälle“, meint Ulrich. 

Die wichtigste Größe für die Effizienz sei die Vorlauftemperatur. „Wenn es gelingt, mit den alten Heizkörpern eine Vorlauftemperatur von 50 Grad zu fahren, haben wir auch mit der Wärmepumpe ein effizientes Heizsystem.“ Ulrich empfiehlt, das schon vor dem Einbau des neuen Systems auszuprobieren.

Zum zweiten gab es für Geiges 2021 noch die 50 Prozent Förderung vom Staat. Die neue Heizungsanlage für drei Wohneinheiten kostete Familie Geiges damit 17.500 Euro.

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