Es ist ein geheimnisvoller Ort: Unweit des Sand und der viel befahrenen Schwarzwaldhochstraße liegen, versteckt im Wald, die kaum noch sichtbaren Reste einer Burg. Bärenstein heißt sie oder auch Bernstein, gelegen auf dem Bärenfelsen. Man könnte normalerweise mit Leichtigkeit auf diesen Felsen steigen und die traumhafte Aussicht in die Rheinebene genießen, doch es fehlen ein paar Stufen der Treppe.
Bernhard Foos, stellte über die ABB/BNN-Leserplattform folgende Frage: „Wann kann man wieder auf den Bärenstein? Dieser markante Felsen unterhalb vom Sand muss ein herrlicher Aussichtspunkt sein.“
Die Recherche der Redaktion brachte nun eine frohe Kunde für alle, die den Bärenstein kennen und schätzen. Spätestens bis zum nächsten Frühjahr soll die Treppe wieder instand gesetzt und der imposante Fels ist wieder für die Besucher zugänglich sein, sagt Wolfgang Eller, der Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung - Bauen - Immobilien im Bühler Rathaus.
Für Hansjörg Willig ist das natürlich Wasser auf seine Mühlen. Der rührige Vorsitzende des Vereins Kulturerbe Schwarzwaldhochstraße und seine Aktiven sind schon lange an diesem Thema dran. Willig berichtet, es habe in diesem Jahr bereits eine Begehung mit Vertretern der Stadt Bühl, des Landesdenkmalamts und des Instituts für Landschaftsökologie und Naturschutz (ILN) gegeben. Das bestätigt Wolfgang Eller, sowohl Folke Damminger als Gebietsreferent für Archäologische Denkmalpflege wie Volker Späth vom ILN hätten angesichts der Sanierungsarbeiten diverse Auflagen gemacht.
„Es geht um drei Stufen, die fehlen“, schildert Willig. „Ich bekomme fast täglich Anrufe, wann man endlich wieder auf den Bärenstein kann“, sagt der gebürtige Herrenwieser, „gerade in Corona-Zeiten suchen den Menschen wieder verstärkt den Weg in die Natur.“
Der Verein hat einen Sponsor an der Hand, der sich einbringen will, „wir werden dazu natürlich ehrenamtliche Arbeitsstunden leisten.“ Für den Bärenstein haben sich Willig und Co schon vor Jahren eingesetzt, damals war der untere Teil der Treppe kaputt und wurde „als eine der ersten Amtshandlungen“ mit Hilfe großzügiger Unterstützer wieder hergerichtet.
Ein magischer Felsen mitten im Wald
Man könnte fast in meditative Versenkung fallen, an diesem magischen Felsen mitten im Wald, wären an diesem warmen Mittwochnachmittag im Oktober nicht noch einige Motorradfahrer unterwegs, die auf der nahen Sandstraße ganz schön am Hahn drehen. Die Mehrzahl der Verkehrsteilnehmer weiß vermutlich nicht, dass sich in Steinwurfweite ein ehemaliger Burgplatz befindet. Und gäbe es nicht eine vom Kulturerbeverein aufgestellte Infotafel, wüssten wohl auch nicht allzu viele Besucher, dass an dieser Stelle mal ein bewohntes Festungsbauwerk gestanden hat - neben Alt- und Neuwindeck die dritte Burg des einst einflussreichen Rittergeschlechts.
„Schon Ende des 16. Jahrhunderts lag das Schloss Bernstein in Trümmern“, weiß Suso Gartner, über Jahrzehnte Vorsitzender der Mitgliedergruppe Bühl des Historischen Vereins Mittelbaden. In der Ausgabe der „Ortenau“ von 1993, der jährlich erscheinenden Zeitschrift des Historischen Vereins versucht der Windeck-Spezialist, Licht in die Bärenstein-Geschichte zu bringen und zieht dazu eine sogenannte Markbeschreibung (schriftliche Darstellung der Ländereien) aus dem Jahr 1598 heran.
Windecker sind mit dem Bärenstein eng verbunden
Was in allen alten Urkunden auftaucht, sind die Namen diverser Windecker. Wer sich einen Überblick verschaffen will, kann das im Bühler Stadtmuseum tun, dort ist im Burgenraum die Geschichte aufgearbeitet. Der Bernstein oder Bärenstein hat zudem seit Jahrzehnten seinen Platz in der „Ortenau“. Bereits im Jahresband von 1934 veröffentlichte Ernst Batzer einen Aufsatz, Karl Schleh schrieb 1974 über die Burg, die nach Erkenntnis der Fachleute die schon damals bedeutsame Pass-Straße über den Sand absicherte und sich ursprünglich in den Händen der badischen Markgrafen befand. Dass die Burg ein Posten am Pass war, davon geht auch Hansjörg Willig aus, der das Gelände und den Felsen vor knapp 50 Jahren erforschte.
Wo sich nun der Begriff Bärenstein (Bernstein) herleitet, muss offen bleiben - ebenso, ob es Beziehungen zur imposanten Burg Bernstein bei Dambach-la-Ville im Elsass gibt. Zumindest die Herausgeber der Regesten (Urkundenverzeichnis) der Markgrafen von Baden bringen eine Urkunde von 1426 mit dem elsässischen Bernstein in Verbindung. Fassbar ist der Begriff Burgstadel, auch danach fragte Bernhard Foos. Er bezeichnet die Reste einer Burg ebenso wie eine bestehende Anlage, so Otto Piper in seiner 1895 erstmals erschienenen Standardwerk „Burgenkunde“. Der Grandsegnieur der deutschen Burgenforschung, der im Alter von 80 Jahren 1921 in München starb, nennt noch eine weitere, gebräuchliche Bedeutung: Burgstadel oder -stall kann zudem einen Wohnsitz des niederen Adels bezeichnen.
Und dann doch noch mal zum Bärenstein: Freiherr Karl von Beust beschreibt die Ruine bereits 1857 und verweist auf den im Volksmund gebräuchlichen Begriff des Bärenfelsen, auf dem sich einst die Burg befand. Das könnte eine Deutung zulassen, dass die Burg Bärenstein genannt wurde. Doch eine klare Antwort ist es nicht, und so bleibt bei einem bald wieder möglichen Aufstieg zur Aussichtsplattform Raum für Gedankenspiele.
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