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Gefahr durch den früheren Austrieb wächst

Kälte schlägt in den Reben zu: Die Winzer in Bühl melden stellenweise Schäden bis zum Totalausfall

Der April überrascht mit Graupelschauer, Schneefall und einstelligen Temperaturen: Weiße Weinberge bedeuten nichts Gutes für die Winzer. Es gibt Frostschäden in frühen Lagen in Altschweier, in Teilen von Varnhalt und Bühlertal.

Kalter Ausblick: Der Blick vom Altschweirer Sternenberg in Richtung Bühlertal zeigt Schnee in den höheren Lagen.
Kalter Ausblick: Der Blick vom Altschweirer Sternenberg in Richtung Bühlertal zeigt Schnee in den höheren Lagen. Foto: Andreas Bühler

Nahezu sommerliche Temperaturen vor ein paar Tagen haben vor allem in den guten Weinberglagen für einen Schub gesorgt. Jetzt gab es für die Weinstöcke stellenweise einen herben Dämpfer: Graupelschauer, tanzende Schneeflocken und Temperaturen im einstelligen Bereich haben in den Weinbergen rund um Bühl zahlreiche Knospen an den Fruchtruten zerstört.

„Mich hat es im Klösterle in Altschweier voll erwischt. Totalausfall bei 30 Ar Chardonnay für dieses Jahr“, stellt Axel Bauer für sein Weingut fest.

Der Grad der Schädigung stellt sich, wie eine Umfrage des ABB ergab, in den Weinbergen der Region sehr unterschiedlich dar.

Reben in Sinzheim vom kalten Wind erwischt

Bereits am Freitag gab es bei Sinzheim die ersten Schäden durch besonders kalte Winde. „Es war mit etwa minus drei Grad eigentlich gar nicht so kalt. Aber es kam ein scharfer kalter Wind dazu.

Und der hat in den offenen Lagen einen erheblichen Schaden angerichtet“, bilanziert Johannes Kopp vom gleichnamigen Weingut in Sinzheim-Ebenung. Immerhin, sagt der Weingutbesitzer, gab es in den vergangenen Wochen schon ein recht warmes Intermezzo.

Das Thermometer kletterte und brachte zwei Sommertage mit Temperaturen mit über 27 Grad in den guten Lagen. Das brachte einen ersten Wachstumsschub, der aber auch dafür sorgte, dass die Reben jetzt kalt erwischt wurden.

Johannes Kopps Bilanz: ein erheblicher Schaden bei Chardonnay und in frühen Spätburgunder-Lagen. Anders ist die Lage beim Weingut Emil Kopp in Sinzheim-Egelsbach. „Mich hat es voll erwischt bei den frühen Lagen Spätburgunder, Müller, Bacchus und Scheurebe.“

Verheerender Schaden

Der letzte wirklich verheerende Frostschaden liegt noch nicht lange zurück: 2017 rasselten die Temperaturen um den 20. April plötzlich in den Keller und vernichteten nicht nur in der Ortenau einen Großteil der potenziellen Ernte. Die Winzer mussten sich im Herbst ob der Totalausfälle gegenseitig mit Weintrauben aushelfen, damit sie wenigstens etwas Wein produzieren können.

Wie unterschiedlich das Mikroklima in den Weinbergen ist, belegt die Tatsache, dass Holger Dütsch für sein Weingut in Neuweier keine Schäden feststellt: „Ich habe einen guten Überblick, weil ich gerade fertig bin mit dem Rebschnitt.

Nein, ich kann wirklich nichts feststellen, weil die Triebe auch noch nicht großartig geschoben haben“, gibt er sich beim Gespräch im Weinberg relativ gelassen. Und wenn einmal ein Auge erfroren ist, dann sei das eben so.

Der Schaden kann noch nicht bestimmt werden.
Holger Klein, Badischer Weinbauverband

Eigentlich ist die Gefahr eines Spätfrostes für die Reben in diesem Frühjahr nach dem kalten und langen Winter gering. „Die Vegetation ist nicht so früh wie wir es in den vergangenen Jahren mit einer extrem frühen Ernte im Herbst erlebt haben“, sagt Holger Klein, stellvertretender Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbandes in Freiburg.

Neben der Ortenau melden aber auch die Winzer aus dem südlich gelegenen Markgräflerland Schäden durch Frost.

Das Ausmaß steht noch nicht fest

„Das Ausmaß des Schadens kann momentan noch nicht genau bestimmt werden. Dazu müssen wir abwarten, was die weitere Vegetation bringt und ob bei Schäden die entsprechenden Beiaugen am Weinstock austreiben“, blickt Klein verhalten optimistisch in die Zukunft.

Auch im Rebland zeigen sich punktuell Frostschäden, stellt Marcus Graf von den Affentaler Winzern fest. „Das Problem taucht vor allem in den niedrigeren Lagen auf, weil sich dort die kalte Luft sammelt.

Und auch bei Junganlagen werden niedrige Temperaturen schnell zu einem Problem.“ Der Grund: Die jungen Pflanzen sind noch nicht so dick und die Säfte deshalb extrem frostgefährdet.

„Aber der Großteil der Reben ist diesmal noch gut davon gekommen, weil die Augen überwiegend noch im geschützten Wollstadium sind“, ergänzt Graf.

Zuversicht nach Rundtour

Und auch der Affentaler Kellermeister Leo Klär berichtet nach seiner Kontrolltour durch die Weinberge: „Wir sehen, dass der Frost hier und da gezwickt hat. Aber es gibt nirgendwo Totalausfälle.

Im Gegenteil, denn selbst leicht angefrorene Augen sind innen grün.“. Im Gegensatz zu den vergangenen Frühjahren sei die Vegetation momentan noch nicht so weit. „Stand heute bin ich für das Weinjahr guten Mutes“, sagt er. Vorausgesetzt, es kommt kein weiterer Frosteinbruch.

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