Die fünfte Rollenrodelweltmeisterschaft ging mit über 80 Teilnehmern aus Deutschland, Österreich, Italien, Slowenien, Kroatien, Finnland, Südkorea und der Schweiz in Neusatz an den Start. Ausrichter war die Neusatzer Rennrodelgemeinschaft (RRG) „Weißer Blitz“.
„Mehr geht eigentlich kaum noch, 775 Jahre Neusatz, 50 Jahre Rennrodler, die Weltmeisterschaft der Rodler im Ort und dann auch noch die Weltmeister im Doppel.“ Der Neusatzer Ortsvorsteher Hans-Wilhelm Juchem war begeistert.
Die frisch gebackenen Weltmeister im Doppel, Michelle Armbruster und Niko Hörth von der RRG, hatten am Samstagnachmittag die Strecke vom Sportplatz am Felsenrain bis zum Ziel an der Schlossberghalle in zwei Minuten 42 Sekunden geschafft und sich damit an die Spitze gesetzt.
„Da hat sich die ganze Arbeit doch bezahlt gemacht“, freuten sich die beiden, die von Gratulanten umringt waren, zusammen mit Peter Lamprecht, dem Vorsitzenden der RRG.
Rennrollenrodler verletzt sich am Fuß
Lamprecht hatte am Samstag wohl mehr als einmal gehofft, dass die Regenwolken vorbeiziehen mögen. Die Trainings- und Wertungsläufe der Damen und Herren und auch die der Jugend fanden bei bedecktem Himmel, aber noch im Trockenen statt.
Erst kurz vor dem Wertungslauf der Doppelsitzer regnete es heftig, aber zum Glück nur kurz, sodass die Rennen nicht abgebrochen werden mussten. Für einen Schreckmoment sorgte der Unfall eines Rodlers vom SV Unterammergau, der sich am Fuß verletzte und ärztlich versorgt werden musste.
Bei den Kurven muss man den inneren Schweinehund überwinden.Stefan Krug
Rennrollenrodler
Mit rund 80 km/h sausten die Rodler die Straße hinunter und hatten dabei acht unterschiedliche Kurven, inklusive S-Kurven zu bewältigen, zwei davon direkt hinter dem Start.
„Bei den Kurven muss man den „inneren Schweinehund“ überwinden, um nicht zu früh abzubremsen und dadurch Sekunden zu verlieren“, erklärte Stefan Krug, mit 67 Jahren der älteste Teilnehmer der RRG „Weißer Blitz“, der bei dieser Weltmeisterschaft erfolgreich sein letztes Rennen fuhr.
Wie stark die Teilnehmer am Ziel tatsächlich abbremsen mussten, konnte man übrigens auch an dem deutlichen Geruch nach verbranntem Gummi erahnen, denn gebremst wird mit der Schuhsohle, die dafür extra mit Lkw-Reifengummi beklebt ist.

Am Abend wurde die WM mit einer Feier in der Schlossberghalle offiziell eröffnet. Peter Lamprecht und Hans-Wilhelm Juchem begrüßten die Rodler, die alle Erwartungen übertroffen hätten. Alle Teilnehmer versammelten sich anschließend beim Einmarsch der Nationen zu den Klängen der Nationalhymnen auf der Bühne.
Rodeln auf Naturbahn steht wegen Klimawandel am Scheideweg
Dietmar Herbst, der Präsident der International Sledge Sports Union (ISSU), des Dachverbandes für Sportrodel, Rollenrodel und Hornschlitten, betonte, dass Deutschland mittlerweile eine der tragenden Säulen des Rollenrodelns sei.
Das Rodeln auf den Naturbahnen stehe in den nächsten Jahren an einem Scheideweg, so Herbst, der Grund seien klimatischen Veränderungen, die das Rodeln immer mehr in den Sommer hineintragen würden. Es werde wohl die Disziplin der Zukunft sein.
Der Sonntagmorgen begann mit einer Kehrmaschine, denn schon ein kleiner Stein auf der Strecke kann bei diesen Geschwindigkeiten fatale Folgen haben. Nach Freigabe der Straße startete der Finallauf Schwarzwaldpokal mit Teilnehmern der Jahrgänge 2011 bis 2016 und jünger, die sich alle durch eine unerschrockene, aber sichere Fahrweise auszeichneten.
Sieger in den verschiedenen Altersklassen wurden hier Alissia Zöhrer, Luisa Praxmarer, Alina Schaffenrath, Neo Holzknecht (alle Österreich), Ambrož Vizjak (Slowenien) sowie Ben Fehrenbacher von der RRG Weißer Blitz. Alle wurden von den Zuschauern entlang der Rennstrecke begeistert gefeiert.
Zeitplan in Bühl Neusatz war sehr straff
Angesichts der unsicheren Wetterprognosen wurde der Zeitplan straff durchgezogen. Den Finallauf der Damen konnte Riccarda Ruetz aus Österreich für sich entscheiden. Es folgte die Entscheidung bei den Herren, auf den ersten Platz fuhr Thomas Sölkner, ebenfalls aus Österreich. Pascal Nöltner und Niko Hörth von der RRG erreichten die Plätze 8 und 11.
Den Abschluss der Rennen bildete der Schöck-Teambewerb, bei dem die Gesamtzeit von drei nacheinander startenden Rodlern zusammengezählt wird. „Wenn der Erste im Ziel angekommen ist, öffnet sich am Start die Absperrung, der zweite fährt los und danach der dritte“, erklärte Lamprecht. Sieger wurden auch hier die Österreicher mit Simon Achenrainer und Andreas und Thomas Sölkner.
Die Weltmeister
Alle Ergebnisse und Zeiten der 5. Rollenrodelweltmeisterschaft sind online nachzulesen unter: http://nf-timing.at/5-rorowm23/