Ein Thema, das den Altschweierer Ortsvorsteher Manfred Müller besonders umtreibt, ist die Infrastruktur im Stadtteil, die Möglichkeit, im Ort einzukaufen oder auch eine Gaststätte zu besuchen.
In den vergangenen Jahren ist die Situation immer schlechter geworden. Was das für den Ort bedeutet, wollte unser Redaktionsmitglied Wilfried Lienhard von Manfred Müller wissen.
Herr Müller, als der ABB im Oktober 2016 die Nachricht veröffentlichte, dass der Pächter der Gaststätte „Yburg“ gekündigt hatte, sprachen Sie für den Fall, dass sich kein Nachfolger fände, von einer Katastrophe für den Ort. In der „Yburg“ tut sich weiterhin nichts. Was bedeutet das nun?
MüllerDass sich in der „Yburg“ nichts getan hat, kann man so nicht sagen. Leider, denn für das Thema Gastronomie ist das Gebäude komplett erledigt, da geht nichts mehr. Der private Besitzer hat im Saal kleine Wohnnischen für Einzelpersonen einbauen lassen. Die Küche wiederum gehörte teilweise dem früheren Pächter, der einen Großteil der Einrichtung mitgenommen hat. Ein Fast-Food-Betreiber war zwar an der „Yburg“ interessiert und inserierte auch schon im Internet, dass dort Speisen abgeholt werden könnten. Auf meine Nachfrage beim Ordnungsamt in Bühl stellte sich aber heraus, dass ein Gewerbeschein beantragt worden war, der Antrag aber wieder zurückgezogen wurde. Woran die Sache scheiterte, ist mir nicht bekannt.
Wo liegt nun das Problem für den Ort?
MüllerAußer dem chinesischen Restaurant ist nichts mehr da. Das aber hat keinen Saal oder Nebenzimmer, in dem sich beispielsweise Vereine treffen könnten. Der „Yburg“-Saal, das war unser Raum. Leider hat er sich so angeboten, dass sich keiner gefragt hat, was sein würde, wenn es den mal nicht mehr gebe sollte. Das war außerhalb unserer Vorstellungskraft. Ich kann mich daran erinnern, wie das nach einer Probe des Gesangvereins bekannt wurde. Das war Untergangsstimmung. Und gleich standen wir vor der Frage, wohin wir künftig gehen sollen.
Wäre es nicht eine Option gewesen, das Gebäude zu kaufen, zumal es im Bürgerbeteiligungsprozess Teil der geplanten Neugestaltung des Ortszentrums war?
MüllerDas Gebäude der „Yburg“ war in der Tat ein wichtiger Mosaikstein für das geplante neue Ortszentrum. Wir haben auch Verhandlungen geführt. Aber der geforderte Preis erschien uns zu hoch, zumal man das Gebäude nur im Kontext mit der Nachbarbebauung sehen und nutzen kann. Da sich unsere Pläne für das Ortszentrum nicht verwirklichen ließen, weil die Zuschussanträge nicht genehmigt wurden, haben wir auch nicht mehr nach einem Gebäude weitergesucht, das einen Ersatz für den „Yburg“-Saal bieten kann. Das Thema war dann durch.
Wie geht es weiter? Die Vereine sind ja gewissermaßen heimatlos.
MüllerIch sehe keine Möglichkeit, dass wir irgendeinen Gastronomen nach Altschweier bekommen, der eine Gaststätte mit entsprechenden Räumlichkeiten betreiben würde. Die „Yburg“ hätte eine Chance bieten können, aber nachdem sie privat verkauft und der Saal umgewandelt wurde, ist diese Chance auch dahin.
Könnte das Gallusheim der katholischen Kirche hilfreich sein?
MüllerIch weiß nicht, ob man das vergleichen kann. Denn dort müssten sich die Vereine um die Bewirtung selbst kümmern. Und der Saal wird von der Pfarrgemeinde genutzt und steht deswegen nicht immer zur Verfügung, weshalb nur ein kleiner Teil des Bedarfs abgedeckt werden könnte. Zumindest kann ihn der Gesangverein als Probelokal nutzen.
In Sachen Infrastruktur, der Möglichkeit, vor Ort einzukaufen, sieht es auch sonst nicht gut aus. Andererseits ist es zu Einkaufsmärkten in Bühl und Bühlertal ein Katzensprung. Erschwert das nicht die Suche nach Interessenten, die beispielsweise eine Bäckerei oder eine Metzgerei betreiben könnten?
MüllerDoch, genau das tut es. Wir haben das Pech, dass wir auf der einen Seite zu nah an Bühlertal und auf der anderen zu nah an Bühl liegen. Die Altschweierer können zu Fuß dort einkaufen gehen. Als die letzte Bäckerei schloss, habe ich einige Geschäfte abgeklappert, von Steinbach bis Achern. Einige Bäcker sagten, sie hätten keine Kapazitäten mehr, andere, die eine Filiale in Bühl und Bühlertal haben, würden nicht mehr Kunden gewinnen, aber mehr Miet- und Personalkosten haben. So gesehen, ist unsere geografische Lage ein trauriges Los. Darüber kann ich nachdenken, wie ich will, es lässt sich nicht ändern.