Die Liste abgesagter Veranstaltungen, die Michael Vetter vor sich liegen hat, ist lang. Der Sitzungspräsident der Narrhalla zählt sie auf, von der Fastnachtseröffnung bis zum Umzug und zum Närrischen Markt, und das ist nur eine Auswahl.
Die Garde habe die Proben bereits im Oktober eingestellt. Heiko Müller, der Vorsitzende des Kappelwindecker Allda, kann nichts anderes berichten: „Unsere Kappensitzungen und die Kindersitzung sind ersatzlos gestrichen.“ Die Eselsgruppe lässt die Straßenfastnacht sausen, die Garde hält die Füße still und die Steeldrums schweigen.
Die Bühler Hexen hatten laut Zunftmeister Gernot Baumann zunächst noch versucht, „die Entscheidung auf die lange Bank zu schieben“. Dann aber hätten sie ihre die Bälle und die Alt-Bühler Wirtschaftsfastnacht abgesagt.
Es ist nicht das erste Mal, dass auf die Fastnacht verzichtet werden muss. Zuletzt war dies 1991 wegen des Golfkriegs so. Der Unterschied: Damals war alles längst vorbereitet, als kurzfristig die Absage kam. Dieses Mal hatten die Zünfte Zeit, sich Gedanken zu machen, wie sie mit der Situation umgehen. Ein wenig „närrische Normalität“ wollen sie beibehalten. Die Hexen planen, die Straßen wie üblich zu zieren, „damit man sieht, dass die Fastnacht da ist“, sagt Baumann.
Das müsse aber ebenso auf die Corona-Bedingungen hin geprüft werden wie das Stellen des Narrenbaums, der wieder den Marktplatz zieren soll. Hexeblättl und Hexenheft werde es auf jeden Fall geben. Ob am Schmutzigen Donnerstag ein wenig Straßenfastnacht gefeiert werde, könne er nicht sagen: „Ich habe keine Glaskugel.“
Die Narrhalla wolle am Schmutzigen Donnerstag „irgendwie präsent sein“, sagt Vetter. Am 23. Januar, wenn eigentlich die Fastnacht eröffnet würde, solle es zumindest eine Schlüsselübergabe vor dem Rathaus geben. Auch für 6. Februar, den Samstag, an dem die Kappensitzung steigen sollte, wolle man sich etwas Corona-Konformes überlegen. Das Narrenheft werde auf jeden Fall produziert und damit auch der 195. Geburtstag der Narrhalla gefeiert.
Die Hexen blicken derweil auf ihr 66-Jähriges zurück. Ausgerechnet in dem Jahr, in dem sie mit den Jubiläen von den runden auf die närrischen Zahlen umsteigen wollten, erwischten sie die Pandemie-Folgen. Ganz ins Wasser fallen soll das Jubiläum nicht: Baumann kündigt für den 13. November einen Empfang und eine Tanzveranstaltung mit mehreren musikalischen Mottos an.
Der Allda dachte über Alternativen nach, von einer „Kappensitzung to go“ bis zu Videos früherer Sitzungen, die ins Netz gestellt werden. Am Ende wurde es der „Wintermarkt to go“, für den ein Motiv auch gewesen ist, Präsenz im Ort zu zeigen, zu signalisieren, dass der Allda auch da ist, wenn es keine reguläre Saison gibt, sagt Müller.
Man wolle so auch für den Erhalt des Brauchtums werben. Der Nachwuchs zieht seine Motivation auch aus den jährlichen Darbietungen, die nun fehlen. „Garde und Eselsgruppe verändern sich von Jahr zu Jahr, wie das nun weitergeht, muss man sehen“, sagt Müller.
Bei den Bühler Hexen gebe es einen starken Zusammenhalt, weshalb Baumann sich keine größeren Sorgen macht. Eine andere Frage sei es, ob das Publikum nach dem Ende des Lockdowns wieder zurückkehre. „Werden die Leute bereit sein, einen Kappensitzung zu besuchen, wo sie eng auf eng sitzen“, fragt Müller. Die Menschen warteten darauf, dass wieder etwas geboten werde, meint Vetter. Entscheidend sei, „dass sie wieder ohne Angst vor einer Ansteckung zusammenkommen können“. Um zu zeigen, dass sich die Fastnacht nicht unterkriegen lässt, hat die Narrhalla denn auch ein Motto für die Saison ausgewählt: „’s geht widderscht!“.
Service
Auf ihren Homepages informieren die Zünfte über die Saison: www.allda-esel.de, www.narrhalla1826.de und www.buehlerhexen.de.