
Ein tiefes Brummen erfüllt die Luft und die große Drohne hebt langsam ab und beginnt schnurgerade über die Rebzeilen zu fliegen, plötzlich sondert das surrende Flugobjekt einen feinen Sprühnebel aus, der sich direkt auf die noch ruhenden Rebstöcke niederschlägt. Axel Bauer schaut der sprühenden Drohne mit den sechs elektrisch angetriebenen Rotoren interessiert hinterher.
Fluggerät kommt in Neuweier und Altschweier zum Einsatz
„Das ist eine super Sache. Damit können wir uns viel Arbeit und vor allem einiges an Kosten für den Pflanzenschutz in meinen Steillagen sparen“, freut sich der Winzer vom gleichnamigen Weingut. Auch sein Kollege Mike Lebert vom Weingut Nägelsförst in Neuweier und Dieter Huber aus Altschweier zeigen sich von der Leistungsfähigkeit und den entlastenden Perspektiven durch den Einsatz des Fluggeräts beeindruckt. „30.000 Euro kostet diese Drohne, sie trägt bis zu 40 Kilogramm und wenn alles glatt läuft liegt die Arbeitsleistung bei bis zu zwei Hektar Reben in der Stunde“, zählt Jan Schmidt auf, der die Drohne steuert.
Er hat bereits genügend Erfahrung mit dieser Arbeitsdrohne, die er 2018 angeschafft hat. Mittlerweile bringt sein Agrardrohnen-Service in Sulzbach-Laufen in Unterfranken zehn der fliegenden Objekte mit seinem Agrardrohen-Service in die Luft. „Vor allem die Winzer im Biobereich zeigen großes Interesse. Es geht aber nicht nur um biodynamische Präparate, sondern auch um das Streuen von Zwischenfrüchten, Untersaaten und Düngung“, zeigt er das Leistungsspektrum seines Betriebes auf, der in der Branche mit seiner Dienstleistung als Vorreiter gilt.
Drohnen in Bühl kommen bei schwierigem Wetter zum Einsatz
Die Bühler Winzer geben sich überzeugt. „Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Die Arbeit in den Steillagen ist nicht nur sehr aufwendig, sondern auch gefährlich“, gibt Axel Bauer zu bedenken. Neben dem stark verbesserten Arbeitsschutz spielen den Winzern der schnelle und vor allem gezielte Einsatz etwa bei schwierigen Witterungsverhältnissen in die Hand. „Nach einem kräftigen Niederschlag ist erstmal nicht an eine Befahrung des Weinbergs zu denken“, ergänzt Mike Lebert vom Weingut Nägelsförst.
Neben der heiklen Rutschgefahr spricht auch eine starke Verdichtung des Bodens gegen einen Einsatz. „Das ist eben bei der Drohne anders, sie schwebt quasi über den Dingen“, fügt Jan Schmidt an.
Angesichts der Zunahme von extremen Wetterereignissen müssen die Winzer schnell reagieren, um die notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Reben zu ergreifen. „Die Reaktionszeit verkürzt sich durch den schnellen Zugriff vor allem bei Nässe und der Aufwand an Pflanzenschutzmitteln insgesamt wird bei diesem Verfahren deutlich heruntergefahren“, sieht Axel Bauer auch wesentliche Vorteile für die Umwelt und den Aufwand.

„Ja, mein Kollege Dieter Huber schaut sich das an. Wir beobachten zunächst mal ein Jahr, wie das läuft und entscheiden dann im Vorstand“, gibt Winzer Walter Seifermann, zugleich Vorstand der Rebenaufbaugenossenschaft in Altschweier, die Pflanzenschutz im Auftrag der Winzer flächenmäßig ausbringt, zu verstehen.
„Wir haben diesbezüglich natürlich unsere Erfahrungswerte beim Einsatz an der Mosel und im Rheingau gesammelt und dokumentiert“, gibt Jan Schmidt zu verstehen. 80 Prozent weniger Aufwand beim Pflanzenschutz in Steillagen ist eine Angabe, die bei den Winzern bei der Vorstellung der Drohne in Aktion zufriedene Mienen auslöst.
Blätter der Reben werden umfassend getroffen
Trotzdem gibt es auch kritische Fragen etwa über die exakte Ausbringung des Pflanzenschutzes. „Wir haben gelernt, dass der Pflanzenschutz am effektivsten an der Blattunterseite funktioniert“, gibt ein Winzer bezüglich des Sprühnebels von oben zu bedenken. Jan Schmidt zeigt sofort, wie es funktioniert und lässt die Drohne rund 4,50 Meter über der Rebzeile schweben. Im Luftstrom direkt nach unten legen sich die Grashalme im Weinberg sofort glatt um und wedeln.
„Wenn bald die Laubwand steht werden die Blätter der Reben durch die Verwirbelung umfassend getroffen. Dazu gibt es Untersuchungen. Lediglich die gezielte Anwendung an die Trauben können wir mit der Drohne nicht leisten“, kommt der Dienstleister etwa auf eine Abschlussbehandlung gegen den Fäulnispilz Botrytis in Richtung Erntezeitpunkt zu sprechen. Aber dabei handelt es sich wenn überhaupt nur um eine Anwendung im Jahr.