Skip to main content

„Flohmarkt der Herzen“

Zwei Bullis voller Spenden: Bühler Initiative will Obdachlosen den Winter erleichtern

Vor zwei Jahren initiierte Anke Basler den ersten „Flohmarkt der Herzen“ in Bühl, um Spenden für Obdachlose zu sammeln. Die Aktion erwies sich als Erfolg - auch im Corona-Jahr. Mittlerweile schwebt der Initiatorin ein Kaufhaus vor.

Anke Basler initiierte vor anderthalb Jahren den Flohmarkt mit Herz in Bühl; die dort entstandene „tolle Truppe“ sammelte für Bedürftige neben Kleidung etwa auch Iso-Matten und Schlafsäcke.
Anke Basler initiierte vor anderthalb Jahren den Flohmarkt mit Herz in Bühl; die dort entstandene „tolle Truppe“ sammelte für Bedürftige neben Kleidung etwa auch Iso-Matten und Schlafsäcke. Foto: Renate Linderer

Anke Basler ist eine Frau, deren weltumarmendes Lächeln trotz Maske nicht zu übersehen ist. Während des Gesprächs mit dem ABB gibt es freilich einen ganz konkreten Grund, zu strahlen: Auf Baslers Aufruf hin spendeten so viele Menschen aus der Region etwa Kleidung, Decken, Isomatten und Schlafsäcke für Obdachlose, dass zwei Kleinbus-Transporte in die Ortenau organisiert werden mussten. Dort wurden die Materialien von einer privaten Initiative entgegengenommen und an die Bedürftigen verteilt, wie Basler berichtet.

„Wir wurden von der Vielzahl der Spenden geradezu überrollt“, sagt sie rückblickend. „Ich freue mich so über die Solidarität der Menschen! Das zeigt, dass wir trotz oder gerade wegen Corona fähig sind, nicht nur an uns selbst zu denken.“

„Flohmarkt der Herzen“ als Plattform des Austauschs

Die Idee zur Aktion, erzählt sie weiter, sei wie folgt entstanden: „Ich las, dass die Obdachlosen aufgrund der coronabedingt langen Schließungszeiten von Kleiderkammern schlecht auf den Winter vorbereitet sind. Und ich weiß, dass die meisten Bürger hier im Überfluss leben und zu viele Dinge im Müll landen – jedenfalls, wenn man nicht weiß, wie man das ‚alte Zeug‘ noch sinnvoll verwenden kann.“

Solche Gedanken treiben Basler schon lange um. Sie sind ein Grund, warum sie seit anderthalb Jahren den „Flohmarkt mit Herz“ in der ehemaligen efa-Videothek in der Geppertstraße organisiert, der nicht nur dem Kauf und Verkauf gebrauchter Objekte dient, sondern zugleich als Plattform des Austauschs konzipiert ist. „Der Anlass war zunächst, die Bestände der Videothek zu verkaufen. Möglich wurde es, weil die Besitzerin der Halle uns diese zur Verfügung stellte. Mit der Zeit rückte das Miteinander immer mehr in den Fokus.“

Relativ bald habe sich ein fester Stamm von Personen gebildet, die mitwirkten, ebenso gebe es einige treue Kunden. „Wir sind eine tolle Truppe“, sagt Basler. „Dass wir uns so gut verstehen und mit Herz bei der Sache sind, spiegelt sich in der familiären Atmosphäre unserer regelmäßigen Flohmärkte natürlich wieder.“ Kurz: Die Philosophie der Nachhaltigkeit, die sich auch im Verkauf von Upcycling-Objekten wiederfinde, und der soziale Aspekt stünden im Fokus, nicht der Verdienst.

Nächster Schritt: Ein Sozialkaufhaus

„Unser Markt am 10. Oktober konnte noch stattfinden, im November wird aufgrund der Auflagen nichts möglich sein. Auch deshalb erscheint es mir naheliegend, sich auf andere Weise einzubringen.“ Hier schließt sich der Kreis mit ihrem Spendenaufruf: „Ich schaltete ihn in unserer Flohmarkt-WhatsApp-Gruppe, von dort ausgehend wurde er an Freunde und Bekannte weitergeleitet.“

Zu den Spenden sagt Basler: „Die Menschen haben uns qualitativ hochwertige Sachen gebracht, die Kleidung war oft sogar frisch gewaschen. Es gab auch Geldspenden. Mein Mann und ich sind außerdem zu einer Wohnungsauflösung gefahren. Die Familie hat uns all die Dinge, die für Obdachlose nützlich sein können, gratis überlassen. Unser Auto war am Ende bis oben hin voll.“

Die Visionen Baslers reichen indes über das bisher Erreichte hinaus: Sie träumt von einem Sozialkaufhaus, das zugleich Begegnungsstätte ist, also von einem deutlich größer dimensionierten „Flohmarkt mit Herz“. Dafür würde sie Raum benötigen. „Aber diese Ideen liegen nun bis 2021 auf Eis. Bis dahin gilt es, nicht dem Pessimismus zu verfallen, sondern immer auch das Positive zu sehen und alternative Wege zu suchen, um füreinander da zu sein. Denn diese Wege existieren. Corona zum Trotz.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang