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100 Einsatzkräfte vor Ort

Zweiter Chemieunfall innerhalb von drei Tagen: In Bühler Logistikunternehmen läuft Salzsäure aus

Zum zweiten Mal innerhalb von nur drei Tagen ist in einem Bühler Logistikunternehmen Salzsäure ausgelaufen. Die Feuerwehr war im Großeinsatz. Die Unfallursache ist inzwischen klar.

 2. Chemieunfall
Keine Gefahr für die Anwohner: Die Feuerwehr hatte mit 75 Einsatzkräften auch den zweiten Chemieunfall beim Bühler Logistikunternehmen LDB schnell im Griff. Verletzt wurde niemand. Foto: Bernhard Margull

Die Verantwortlichen wirken müde und entnervt, aber auch entschlossen. Zum zweiten Mal innerhalb von nur drei Tagen ist beim Logistikunternehmen LDB in der Werkstraße in Bühl aus einem Spezialbehälter Salzsäure ausgetreten. Die Feuerwehr wurde am Donnerstagmorgen um 5.10 Uhr alarmiert.

Insgesamt waren rund 100 Einsatzkräfte von Feuerwehren und anderen Hilfsorganisationen im Einsatz. Die gute Nachricht: Niemand wurde verletzt. Auch für die Anwohner bestand zu keinem Zeitpunkt Gefahr.

Nach dem Einsatz am Montagmorgen musste die Feuerwehr am Donnerstagmorgen erneut zur Firma LDB ausrücken. Die Feuerwehren Bühl, Gaggenau, Baden-Baden und Achern waren mit insgesamt 75 Leuten im Einsatz. Auch das Rote Kreuz rückte mit zwölf Mitarbeitern aus, zusätzlich waren Polizei und Umwelt- und Gewerbeamt des Landkreises Rastatt vor Ort.

„Der Fall war ähnlich wie am Montag“, berichtete Kreisbrandmeister Heiko Schäfer. „Aus einem Spezialbehälter mit einem Fassungsvermögen von 1.000 Litern sind 200 Liter Salzsäure ausgetreten. Die haben sich in der Halle verbreitet.“

Wir werden den havarierten Behälter sicher verpacken.
Heiko Schäfer, Kreisbrandmeister

Die gefährliche Säure ist teilweise verdunstet. „Das Betreten der Halle war deshalb nur mit Schutzausrüstung möglich“, erklärte Schäfer. Weil die Schutzausrüstung der am Montag beteiligten Feuerwehren zum Teil noch geprüft und gereinigt werden muss, rückten Acherner Kollegen mit frischer Ausrüstung zur Unterstützung an.

„Wir verpacken den havarierten Behälter in einen neuen Behälter und binden die ausgelaufene Salzsäure ab“, sagte Schäfer. „Außerdem werden wir die Halle belüften. Glücklicherweise sind keine Säure und keine Säuredämpfe ins Freie und in die Kanalisation gelangt.“

Warum es innerhalb von einer halben Woche gleich zweimal zu Unfällen mit Salzsäurebehältern gekommen ist, scheint inzwischen geklärt. In den Spezialbehältern gibt es Metallstifte zur Erdung entzündlicher Flüssigkeiten. Offensichtlich hat sich die Säure durch diese Metallstifte gefressen. Der Hersteller war im Laufe des Donnerstag vor Ort und hat alle betroffenen Behälter abtransportiert.

„Es liegt zweifellos keine Beschädigung der Behälter durch einen unvorsichtigen Gabelstaplerfahrer vor“, hatte der Bühler Stadtbrandmeister Günter Dußmann bereits am Donnerstagmorgen betont. LDB-Geschäftsführer Geschäftsführer Torsten Fellmoser schloss auch Sabotage aus. Sein Unternehmen sei durch einen Zaun und Überwachungskameras gut gesichert.

Die Einschätzung der Experten ging sehr früh in Richtung defekte Behälter oder eine Befüllung mit einer übermäßig konzentrierten Säure als mögliche Unfallursachen. Bis kurz vor Weihnachten lagerten 40 dieser Behälter beim Bühler Logistikunternehmen, 20 wurden damals an den Kunden in Lahr ausgeliefert.

„Wir haben die gesamte Lieferkette für dieses Produkt inzwischen informiert, um weitere Unfälle zu vermeiden“, berichtete Fellmoser. Die Salzsäure wird übrigens für die Herstellung von verchromten Armaturen im Bäderbereich benötigt.

Der Geschäftsführer klagte über betriebliche Ausfälle in erheblichem Umfang, dankte aber gleichzeitig den beteiligten Feuerwehren, insbesondere dem Bühler Feuerwehr-Kommandanten Günter Dußmann.

„Ich mag gar nicht darüber nachdenken, dass der demnächst in den Ruhestand geht“, meinte er. Dußmann lobte den professionellen Einsatz seiner Kolleginnen und Kollegen. „Zu 95 Prozent sind das freiwillige Feuerwehrleute“, stellte er fest.

Auch der Bühler Oberbürgermeister Hubert Schnurr (FW) und sein Beigeordneter Wolfgang Jokerst (Grüne), die beide vor Ort waren, zeigten sich voll des Lobes. „Unsere Feuerwehr hatte die Sache souverän im Griff“, fand Schnurr. „Sie ist ohne Hektik und taktisch klug vorgegangen.“

Fellmosers Sorgen, dass die Stadt wegen des Einbruchs der Gewerbesteuer bei der Feuerwehr sparen könnte, zerstreute Schnurr: „Das habe ich nicht vor. Ich gehe davon aus, dass der Gemeinderat das genauso sieht.“

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