Er ging nicht freiwillig, und der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs wiegt schwer: Doch das Gemeindeteam der Bühler Pfarrgemeinde St. Peter und Paul will den bisherigen Pfarrer nicht so einfach in Vergessenheit geraten lassen. „Er hat in den vergangenen 19 Jahren viel bewegt”, betonte Pastoralreferent Nikolaus Wisser in einer sehr persönlich gehaltenen Pressekonferenz. Und da die Pfarrgemeinde keine Möglichkeit habe, ihrem Seelsorger offiziell Adieu zu sagen und zu danken, „soll das ein Signal sein, wie wichtig er für uns war”.
Der Schock, er sitzt immer noch tief, gerade sei Lutz Großmann in Bühl gewesen, der ehemalige Direktor der Heimschule Lender, um seinem einstigen Schülerseelsorger Zuspruch zu geben, berichtet Pfarrsekretärin Andrea Burkert. Sie zitiert aus einem Schreiben der Pfarrjugend: „Er hatte immer ein offenes Ohr für uns. Er hat der Jugend eine Stimme gegeben.”
Ministranten schätzten offene Art des Pfarrers
Wie es weitergeht, ist offen, denn die Erzdiösese hat bei den Priestern massive Personalsorgen, so Wisser. Allein in diesem Jahr stünden 27 pensionierten Pfarrern gerade einmal drei Neupriester gegenüber, Domkapitular Michael Hauser, Chef des pastoralen Personals habe von einer „katastrophalen personellen Situation gesprochen”.
„Für uns war das ein Schock”, so Christiane Maurer. Die Vorsitzende des Peru-Kreises äußerte am Donnerstag ihre „Dankbarkeit für eine so lange Zeit mit immer neuen Ideen”. Auch in der Partnergemeinde im peruanischen Nuestra Señora de la Esperanza würden die Menschen ihren „Padre” sehr schätzen.
Wie alle Beteiligten der Abschiedsrunde an diesem Nachmittag im Bühler Pfarrhaus festhalten, habe der vom Erzbischöflichen Ordinariat seiner Aufgaben entbundene Seelsorger viele Impulse gegeben und sich weit über das normale Maß hinaus engagiert. „Wir haben gern für ihn ministriert”, sagte Oberministrant Sascha Vierling, die offene Art, die Fähigkeit, auf junge Menschen zu zu gehen, sei ausschlaggebend, dass in St. Peter und Paul inzwischen gut 100 Ministrantinnen und Ministranten ihren Dienst tun. Einige Minis hätten Tränen in den Augen gehabt, als sie erfuhren, dass ihr Pfarrer seinen Amt aufgeben muss.
Fortführung von Projekten nicht sicher
Das Gemeindeteam ist sich einig über die vielen Verdienste des Ex-Pfarrers, der - so erinnert sich Kommunionhelferin Gabriele Volz-Wetzel - 2001 mit dem Motto „Die Sache Jesu braucht Begeisterte” angetreten sei. Diese Begeisterung für den Glauben und für Jesus habe der Pfarrer, der auch als Kolping-Präses in der Erzdiözese Freiburg Akzente gesetzt habe (auch dieses Amt ruht), in der Gemeinde gelebt, und er habe seine Schäfchen damit angesteckt.
Und unumstritten war er ein Fan der Kirchenmusik, wie Barbara Kiefer verdeutlicht, nicht zuletzt beim Musical „Joseph”. Er habe alle musikalischen Gruppierungen der Pfarrgemeinde einbezogen, es sei ihm wichtig gewesen, dass alle ihren Platz in den Gottesdiensten fanden, so die Kirchenchor-Vorsitzende.
Nach dem Corona-Stillstand will das Vokalensemble nun wieder mit den Proben beginnen: „Wir hätten ihn jetzt wieder einmal sehr gebraucht”, sagt Kiefer. Er habe keine Vorurteile gehegt, habe versucht, alle Menschen in ihren jeweiligen Lebensituationen zu erreichen, schilderte die Pfarrsekretärin einen Wesenszug des Seelsorgers.
Dem Gemeindeteam erscheint es wichtig, dass es weitergeht, „wir müssen jetzt zusammenhalten”, sagt Wisser. Ob alle angestoßenen Projekte fortgeführt werden können - von der Ökumene über das neue Gemeindehaus bis zur Schwarz-Orgel - sei fraglich.