
Am 1. Juli ist es soweit: Die Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) und das Badische Tagblatt (BT) feiern ihre Hochzeit. Wie bei Hochzeiten üblich, laufen im Vorfeld die Vorbereitungen auf Hochtouren. Die Tücke lauert in den Details. Es gibt viele Dinge, die bis zum Feiertag koordiniert werden müssen, und es gilt, einige Probleme zu lösen.
Die IT des Unternehmens ist einer der Problemlöser. Es gilt, aus den beiden Systemlandschaften eine zu schaffen. Das birgt so manche Tücke – und die liegt bekanntlich im Detail. Thomas R. Schramm, Leiter der Gesamt-IT, spricht über die anstehenden Herausforderungen der Zusammenführung.
Wo genau liegen für die IT bei der Hochzeit die Schwierigkeiten?
SchrammDie Badischen Neuesten Nachrichten und das Badische Tagblatt sind zwei unabhängige Verlage, die schrittweise zusammengeführt werden müssen. Ein Bereich betrifft die Basisinfrastruktur, was einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen wird und nicht so zeitkritisch ist. Der andere Bereich betrifft die verschiedenen Systeme in den Fach- und Produktionsbereichen. Ein aktuelles Thema, das wöchentlich diskutiert wird, ist die Migration der Daten. Die Mitarbeiter sind darauf angewiesen, dass wir sorgfältig arbeiten, um sicherzustellen, dass sie in Zukunft reibungslos arbeiten können.
Was merkt der Leser von der Fusion?
SchrammDie Hochzeit von BNN und BT soll für die Leser so unauffällig wie möglich sein. Da es Doppelabonnenten gibt und die Zusammenführung zu einer Veränderung der Ausgabenstruktur führt, möchten wir die Auswirkungen minimieren. Ab dem 1. Juli werden die Ausgaben BT Rastatt, BT Baden-Baden und das BT Murgtal anstelle der bisherigen BNN-Ausgabe Mittelbaden erscheinen. Die bisherige Ausgabe BT Bühl wird zukünftig unter dem Namen Acher- und Bühler Bote veröffentlicht.
Was ist aktuell für die IT die dringlichste Aufgabe?
Unser Ziel ist es, die Produktion und Logistik sicherzustellen, damit am 1. Juli die richtige Zeitung pünktlich im Briefkasten der Leser liegt und der Zugriff auf das E-Paper gewährleistet ist. Dabei sind wir auf die enge Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen, wie zum Beispiel dem Digital Team, der Redaktion, dem Leserservice und der Logistik angewiesen. Wir möchten erreichen, dass die Zusammenführung für den Leser so unauffällig wie möglich verläuft. Die Änderungen werden sich vor allem im Format und Titel für einige Abonnenten bemerkbar machen, während wir versuchen, die Auswirkungen für den Leser minimal zu halten.
Wie geht man eine solche Mammutaufgabe an?
SchrammWir starten mit einer Vogelperspektive und analysieren die Rahmenbedingungen. Anschließend tauchen wir schrittweise tiefer in die Thematik ein. Dabei erweitern wir unseren Blick über den Tellerrand hinaus. Je intensiver wir uns damit auseinandersetzen, desto mehr relevante Punkte erkennen wir und erarbeiten die notwendigen Lösungen.
Was ist die größte Herausforderung?
SchrammEin wesentlicher Aspekt ist die logistische Verarbeitung. Sowohl die IT als auch die Kollegen in den Fachbereichen widmen viel Zeit und Energie der Datenbereitstellung, der Zusammenführung von zwei Produktionslinien und Kundenstämmen zu einem einzigen Logistikstrang und der zentralen Steuerung der Zusteller.
Ist für die IT die Arbeit am Tag der Zusammenlegung erledigt?
SchrammAuch nach der Zusammenführung werden wir weiterarbeiten. Im Echtbetrieb werden sich einige neue Aspekte herauskristallisieren, die wir dann bearbeiten müssen. Manche Dinge kann man erst absehen, wenn die Hochzeit gefeiert wurde.
Manche Dinge kann man also erst absehen, wenn die Hochzeit gefeiert wurde?
SchrammJa, wenn wir die Echtdaten im System haben. Einen Tag vor der Hochzeit werden wir die Daten in das Produktivsystem migrieren. Erst dann arbeiten wir dort mit echten Daten. Und dann werden sich daraus wieder andere Themen zu geben.
Wie lange läuft der Zusammenführungs-Prozess für die IT bereits?
SchrammUnser Verleger, Klaus Michael Baur, hat früh erkannt, dass eine gemeinsame IT die Prozesse besser steuern kann. Im Herbst 2021 habe ich deshalb zusätzlich die Verantwortung für die IT beim BT übernommen. Seitdem haben wir in der IT begonnen, erste Themen zusammenzuführen und gemeinsam zu bearbeiten. Im vergangenen Jahr haben wir uns als Führungsmannschaft intensiv mit der Zusammenführung der Produkte in beiden Häusern auseinandergesetzt, jedoch waren nicht alle Details zu diesem Zeitpunkt bekannt. Ende 2022 haben wir mit den Applikationsmanagern und den Herstellern unserer Vertriebs- und Logistiksysteme Migrationspfade eruiert und sind dank der Fachkompetenz unserer Mitarbeiter gut vorangekommen.
Der Tücke liegt also im Detail?
SchrammDas kann man so festhalten. Wenn wir uns nur die relevanten Komponenten für die Produktion unserer Zeitung anschauen, wird das deutlich. Das Redaktionssystem erzeugt Inhalte aus journalistischer Sicht, während das Anzeigensystem Inhalte aus Werbemarktsicht generiert. Unsere technischen Systeme vereinen die Daten und stellen sie für verschiedene Ausgabekanäle, einschließlich der gedruckten Zeitung, zur Verfügung. Das ist nur eine vereinfachte Beschreibung, denn schon alleine über die Systeme für den Druckprozess und den Versand könnten wir stundenlang diskutieren.
Das klingt auch so, als müsste die IT in den verschiedenen Fachbereichen vermitteln?
SchrammNatürlich hat jeder Fachbereich zunächst einmal seinen eigenen Blickwinkel. Die IT hat mit jedem einzelnen Bereich zu tun und versucht, den Überblick zu behalten und gelegentlich zwischen den verschiedenen Bereichen zu vermitteln oder den Austausch anzustoßen. Das ist nicht immer einfach, aber in der Regel finden wir einen gemeinsamen Nenner. In den vergangenen beiden Jahren hat sich dabei eine sehr gute Zusammenarbeit herauskristallisiert, die das Zusammenwachsen weiter fördert.
Werden auch Systeme vom BT übernommen?
SchrammBeide Verlage haben in der Vergangenheit Systeme implementiert, die für sie zielführend waren. Es ist nicht so, dass das, was die Kollegen in Baden-Baden implementiert haben, besser oder schlechter ist als das, was wir in Karlsruhe getan haben. Wir werden die besten Systeme aus beiden Häusern in die Zukunft führen. Im Bereich Finanz- und Rechnungswesen sowie Personalwesen werden wir beispielsweise perspektivisch auf die Systeme des BT umsteigen, während wir im Bereich Redaktionssysteme die Systeme der BNN nutzen werden.
Läuft alles so, wie es soll?
SchrammFür die BNN ist eine Zusammenführung in dieser Form und Größe mit einer solchen Komplexität das erste Mal. Dafür schlagen wir uns ganz gut, auch wenn nicht alles auf den ersten Wurf geklappt hat. Wir haben viel aus der Zusammenführung gelernt und lernen auch noch weiter. Mein Team gibt wirklich sein Bestes, um alles umzusetzen. Dieses Lob gilt aber nicht nur für die IT, sondern für alle Bereiche bei BNN und BT. Wir freuen uns gemeinsam auf den 1. Juli 2023.