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Oberweierer wollen keine Versuchskaninchen sein

200 Teilnehmer bei Infoveranstaltung gegen geplante PFC-Deponie in Gaggenau-Oberweier

In Gaggenau-Oberweier soll ein Teil der bestehenden Entsorgungsanlage zur speziellen PFC-Deponie werden. Hier könnten Hausbauer Erdaushub entsorgen, der mit giftigen Chemikalien belastet ist. Die Anwohner wehren sich gegen die Pläne.

Deponie
Mehr als 200 Bürger hatten sich zur Informationsveranstaltung der Bürgerinitiate gegen eine Erweiterung der Deponie auf dem Sportplatz Oberweier eingefunden. Foto: Joachim Kocher

Gegen das Vorhaben des Abfallwirtschaftsbetriebes Rastatt, auf der Entsorgungsanlage „Hintere Dollert“ in Oberweier innerhalb der bestehenden Geländegrenzen zusätzliche Kapazitäten zu schaffen und einen Teilbereich zur PFC-Deponie zu machen, formiert sich massiver Widerstand.

Dies wurde bei der Informations-Veranstaltung der neu gegründeten Bürgerinitiative (BI) „Schluss mit der Deponie“ am Sonntagnachmittag auf dem Sportplatz in Oberweier deutlich. Die Bürger fürchten in diesem Zusammenhang um ihre Gesundheit und die Umwelt. Zudem machen sich die Anwohner Sorgen, dass künftig Anlieferungen aus ganz Deutschland auf der Deponie in Oberweier erfolgen, da es nur wenige PFC-Deponien gibt.

Ortschaftsrat ist gegen die Ablagerung von PFC-Boden in Oberweier

Mehr als 200 Bürger hatte sich zu der Informationsveranstaltung versammelt. „Jetzt geht es darum, die Bürger zu mobilisieren“, betonten die beiden Sprecher der BI, Toni Böck und Dietrich Knoerzer, übereinstimmend. In der kommenden Woche stehe ferner eine Bürgerbefragung zu der Thematik an.

Ortsvorsteher Michael Barth freute sich über die große Zahl von Bürgern, die zur Informationsveranstaltung gekommen waren. Barth machte den Anwesenden deutlich, dass der Ortschaftsrat sich einstimmig gegen die Ablagerung von PFC-Boden auf der Deponie in Oberweier ausgesprochen habe. Das Material sei hochgiftig, betonte der Ortsvorsteher.

Wir sind nicht die Versuchskaninchen.
Toni Böck, Sprecher der Bürgerinitiative

Toni Böck erinnerte an die Ortschaftsratssitzung vom 14. Oktober, bei der das Projekt erstmals öffentlich vorgestellt wurde. „Wir sind dagegen“, gab Böck auf dem Sportplatz unmissverständlich den anwesenden Bürgern zu verstehen.

„Nehmt die Stimmung, dass wir das Vorhaben verhindern wollen, von unserer heutigen Veranstaltung mit“, gab Böck zudem anwesenden Politikern, die sich unter den Besuchern befanden, mit auf den Weg. „Wir sind nicht die Versuchskaninchen“. Der Sprecher der BI machte außerdem deutlich, dass sich die Deponie in einem FFH- Gebiet befindet.

Entschieden werden soll bis Frühjahr 2021

Auch der BI-Sprecher Dietrich Knoerzer bezeichnete PFC als komplexe und hochgiftige Stoffklasse. Eine Gefährdung bestehe unter anderem für Sickerwasser, aber auch für das Trinkwasser. Nicht unerwähnt blieben auch der Lärm und die Luftverschmutzung.

Außerdem sprach Knoerzer das erhöhte Fahrzeugaufkommen an und sprach von insgesamt bis zu 75.000 LKW in 30 Jahren. Die Zufahrt werde dreispurig. Knoerzer sprach von einem schwierigen Weg, man müsse daher schnell zum Laufen kommen. „Die Uhr tickt gegen uns“.

Toni Böck ging auf den zeitlichen Ablauf ein und betonte, dass die Machbarkeitsstudie von Januar bis Juni 2020 durchgeführt worden sei. Anschließend gehe es ab Oktober 2020 bis Februar 2021 in die Entscheidungsphase. Das Planfeststellungsverfahren stehe zwischen den Jahren 2021 bis 2026 an. Als Bauzeit nannte Böck zwei Jahre.

PFC-Problematik könnte Oberweier für viele Jahrzehnte beschäftigen

Mit der Befüllung werde bei der Realisierung der Maßnahme voraussichtlich im Jahre 2030 begonnen. Die Nachsorge sei zwischen 2047 und 2077 geplant. Oberweier, so Böck, werde sich bei einer Erweiterung der Deponie in den nächsten 40 Jahren damit beschäftigen müssen.

Wie aus einem Papier der BI hervorgeht, werden bereits mehrere Tonnen PFC verseuchte Papierschlämme auf der Deponie abgelagert. Ein Probebetrieb mit einer Versuchskläranlage läuft bereits.

Ulrich Schumann von der Bürgerinitiative „Sauberes Trinkwasser für Kuppenheim“ ging während der Informationsveranstaltung auch auf Fragen von Irene Merkel zur Thematik ein. Er machte dabei deutlich, dass es zu verhindern gelte, den Giftstoff in Oberweier zu lagern.

Schumann betonte auch, dass es keine Alternative zur Sanierung von PFC belasteten Böden gebe. Als einen wichtigen Schritt bezeichnete Schumann die Bildung einer Bürgerinitiative. „Nur wenn man Druck erzeugt, kann etwas geschehen“, betonte Schumann.

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