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Streitthema Nachverdichtung

Dieser Bauherr fühlt sich von der Stadt Gaggenau unfair behandelt

Alban Ramaj wollte ein Einfamilienhaus in zweiter Reihe in Gaggenau-Ottenau bauen – das macht die Stadt kurzfristig unmöglich. Das sind die Gründe.

eine alte Scheune
Bebauung in zweiter Reihe: Alban Ramaj möchte neben seinem sanierten Altbau ein Dreifamilienhaus errichten. Die Stadtverwaltung hat eine Veränderungssperre erlassen. Foto: Alban Ramaj

Alban Ramaj versteht die Welt nicht mehr: Eigentlich wollte der Gaggenauer in der Haydnstraße in Ottenau Wohnraum schaffen. Doch jetzt hat ihm der Gemeinderat einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das Problem: Ramaj wollte sein Wohnhaus in zweiter Reihe bauen. Das allerdings will die Stadt verhindern.

Bisher gilt für den Bereich „Zwischen Hornbergweg, Haydnstraße und Friedhofstraße“ in Gaggenau kein Bebauungsplan. Das bedeutet, dass sich Neubauten lediglich an Größe, Höhe und Form der Umgebungsbebauung orientieren müssen. Mehr Einfluss auf die Art der Bebauung kann die Stadt nicht nehmen. Die Zwickmühle: Auch die Neubauten gehören dann zur Umgebungsbebauung und schaffen Präzedenzfälle für weitere Bauanträge.

„So würde eine ungehinderte und unkontrollierte Nachverdichtung möglich“, erklärte Maximilian Krebs, Leiter des Stadtplanungsamts, am Montag im Gemeinderat. Und genau die will die Stadt verhindern. Außerdem könnte sich die sowieso angespannte Parksituation weiter verschlechtern.

Dass ihr derzeit Regelungen für das Bauen in zweiter Reihe fehlen, ist der Stadtverwaltung allerdings erst aufgefallen, als zwei Bauvoranfragen für die Haydnstraße eingegangen sind: Eine für ein Dreifamilienhaus in Hof der Nummer 24 und jene von Ramaj, der an seinen modernisierten Altbau mit der Nummer 19 ein Einfamilienhaus bauen will.

Gemeinderat verhängt sogenannte Veränderungssperre

Und eigentlich auch könnte: Die Voranfrage überschreitet Vorbilder in der Umgebung lediglich um 35 Quadratmeter Größe, wie Stadtplaner Krebs erklärte.

Damit Ramaj nun mit seinem Neubau keine Tatsachen schafft, hat der Gemeinderat sein Baugesuch zurückgestellt und eine sogenannte Veränderungssperre verhängt. Sie verbietet Veränderungen in dem Gebiet, bis der ebenfalls am Montag beschlossene neue Bebauungsplan gültig wird.

Bis das soweit ist, gilt es zahlreiche Etappen zu nehmen. So lange muss der verhinderte Bauherr warten. Kein unübliches Verfahren, wie die Stadtverwaltung auf Nachfrage erklärt. In vielen kleinen Gebieten gebe es keine Bebauungspläne.

„Sie alle zu überprüfen, wäre eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Das wird gemacht, wenn Handlungsbedarf besteht“, so die städtische Pressesprecherin Judith Feuerer.

Thema Haydnstraße ist nicht neu

Der Auftrag an die Verwaltung, in der Haydnstraße aktiv zu werden, kommt laut Stadtverwaltung übrigens aus dem Bauausschuss. Hier sei in nicht-öffentlicher Sitzung bereits über das Thema beraten worden. „Hier wurde der Wunsch geäußert, dass wir die Frage der Bebauung in zweiter Reihe planerisch regeln.“

In der Einwohnerfragestunde fragt Alban Ramaj nach, mit wie viel Wartezeit er rechnen müsse. „Zwei Jahre“, lautet die Antwort von Baubürgermeister Michael Pfeiffer (parteilos). „Aber Sie können später trotzdem was umsetzen.“

Wir hatten quasi eine mündliche Zusage.
Alban Ramaj, verhinderter Bauherr

„Das ist wie ein Schlag ins Gesicht“, sagt Alban Ramaj am Tag danach gegenüber dieser Redaktion. Denn, so erzählt er, seine Architektin habe im Vorfeld Kontakt mit der Stadt gehabt und sogar Tipps für die Umsetzung erhalten, damit es mit der Genehmigung klappe. „Wir hatten quasi eine mündliche Zusage.“

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Die Argumentation der Stadt kann der Gaggenauer nicht nachvollziehen. Er halte sich mit seinem Bauprojekt schließlich an alle geltenden Regeln. Dass diese jetzt kurzfristig geändert würden, findet er nicht fair. „Der Neubau ist nicht größer als die alte Scheune, die jetzt schon in meinem Hof steht und die ich abreißen will“, sagt er.

Parkproblem in der Haydnstraße

Dass es ein Parkproblem in der Haydnstraße gibt, sieht Ramaj wie die Stadt auch. Allerdings seien es nicht die Anwohner, sondern Fremdparker, die das Problem verursachten.

„Warum weist man nicht Anwohnerparken aus oder macht nur zeitlich begrenztes Parken möglich?“, fragt er. Auch diese Fragen zu einem Parkkonzept sollen in dem neuen Bebauungsplan geregelt werden, antwortet Oberbürgermeister Christof Florus (parteilos).

Nicht zuletzt gehe es ihm darum, Wohnraum zu schaffen. Und durch den Bau erhielten Betriebe aus der Region die Möglichkeit, zu arbeiten. „Es ist schade, dass jemand, der den Willen hat, Gaggenau zu verschönern, behindert wird“, sagt Ramaj enttäuscht.

Er werde die Entscheidung akzeptieren, schließlich habe er keine andere Möglichkeit. „Aber ich werde auch alles versuchen, um doch bauen zu dürfen.“ Und das am liebsten bald – und nicht erst in zwei Jahren. Kommentar

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