Von Beatrix Ottmüller
Wie kamen die Mammutbäume nach Michelbach? Dieser Frage ging Schwarzwaldguide und Baumflüsterer Rainer Schulz bei seiner Baumführung mit dem Thema „Exoten im Murgtal“ rund um den Michelbacher Sportplatz nach. Und das Interesse war groß. Kurz vor dem verabredeten Termin hatten sich bereits 20 Wissbegierige - ausgestattet mit gutem Schuhwerk, einem Rucksack mit Getränken und Handys zum Fotografieren im Anschlag - für den gut zweistündigen Rundgang auf dem Parkplatz des Michelbacher Sportplatzes versammelt.
Bevor es jedoch zu den Exoten unter den Bäumen ging, nahm Rainer Schulz die Teilnehmer mit zu den heimischen Buchen und Kiefern. In einem idyllischen Waldstück hinter dem Parkplatz lernten die Interessierten, dass die Kiefer als Sonnenbaum und Kopfbaum bezeichnet wird, weil sie hoch hinauswächst und erst ganz oben eine ausladende Krone bildet. Die Buche dagegen braucht Platz und lässt ihre Äste ausufern. Daher findet man die beiden Bäume im heimischen Wald meist zusammen, denn sie ergänzen sich und behindern sich nicht gegenseitig in ihrem Wuchs.
Buchen beruhigen
„Es ist ein besonderes Gefühl, wenn man ganz ruhig und alleine im Wald unter einer Buche steht“, sagte Rainer Schulz. Buchen beruhigen und sollen so die Fähigkeit haben, den Blutdruck zu senken. Medizinisch wertvoll sei auch die Salweide, die durch ihre Kätzchen sehr beliebt ist. In ihrer Rinde verbirgt sich Salizylsäure. Kaut und schluckt man die Rinde, setzt sich diese frei und hilft bei Kopfweh. Schnell lernen die Teilnehmer noch die Stil- und die Traubeneiche voneinander zu unterscheiden. Die Eicheln der Traubeneiche wurden früher nicht nur als Tierfutter, sondern auch als Kaffee-Ersatz verwendet, das Holz des Baumes wird gerne wegen seiner Gerbstoffe zu Barrique-Fässern verarbeitet.
Es ist ein besonderes Gefühl, wenn man ganz ruhig und alleine im Wald unter einer Buche steht.Baumflüsterer Rainer Schulz
Dann taucht Rainer Schulz mit seiner Gruppe in den Baumpfad ein, der im Jahr 2015 von den Michelbacher Rundwegfreunden angelegt wurde. Er führt durch den „Eberts-Garten“. Der auf Rotenfelser Gemarkung gelegene Teil des Gaggenauer Stadtwalds war bis zum Jahr 1930 ein Hochwald, der zum Ackerland gerodet wurde. Friedrich Eberts legte hier eine Baumschule an und pflanzte neben heimischen Gehölzen auch viele Exoten. In den 1960er-Jahren verkaufte Friedrich Eberts seinen Garten wieder an die Stadt Gaggenau. Heute können Wanderer an Mammutbäumen, Roteichen, Ahorn, Douglasien, Hemlocktannen sowie orientalischen Kirschen, Robinien, Akazien, kanadischen Pappeln und Hickorybäumen vorbei pilgern.
Wünschelrute im Gepäck
Die Teilnehmer der Baumwanderung zeigten sich sichtlich beeindruckt und fasziniert. Rainer Schulz lud sie dazu ein, die Bäume zu fühlen, zu riechen und sich von ihrem Wesen einnehmen zu lassen. Sie lernten Blätter zu unterscheiden und auf die Früchte und Färbung der Bäume zu achten. Zudem erfuhren sie, welche der grünen Riesen Früchte tragen, die man essen kann oder wie man sich die Pflanzen als Heilmittel zu Nutze macht. Etwas verwundert waren manche, als Rainer Schulz seine aus Kupfer gefertigten Wünschelruten aus dem Rucksack zog. Denn er hat eine Theorie: Wächst ein Baum aus undefinierten Gründen seltsam oder bildet Knollen aus, handle es sich um einen Fall von Radiästesie; „ das bedeutet, Erdstrahlen sind der Grund”, sagte der Baumflüsterer.
Die nächste Baumführung mit Rainer Schulz findet in und um Selbach am 5. September statt. Am 19. September geht es zum Märchenspaziergang mit Mara Konermann durch den Kurpark. Die Teilnehmer hören dann Geschichten von Waldgeistern und Wasserwesen. Die Wegstrecke führt vom Eingang Rotherma durch den Kurpark und endet bei der Konzertmuschel. Die Laufstrecke ist geeignet für Rollstuhl, Rollator und Kinderwagen. Anmeldung und weitere Informationen zu den Führungen gibt es telefonisch unter (07225) 962661. Hier gibt es das Wanderprogramm für das Tal der Murg.