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Digitaler Unterricht kein vollwertiger Ersatz

Belastende Situation: Schulen im Murgtal arrangieren sich mit Corona

An den Schulen im Murgtal arrangiert man sich mit der Corona-Situation - wirklich glücklich ist aber niemand. Digitale Lernangebote könnten den Präsenzunterricht nicht vollwertig ersetzen, so der Tenor. Zudem drohten manche Schüler daheim den Anschluss zu verlieren.

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Fehlende Gesunderklärungen sorgten am ersten Tag nach den Herbstferien an der Von-Drais-Schule in Gernsbach für Chaos. Foto: Rheinschmidt-Bender

Mitten im „Lockdown light“ starteten die Schulen in der Region nach den Herbstferien wieder mit dem Unterricht. „Der erste Tag war chaotisch“, betont Felicitas Heck, Schulleiterin der Von-Drais-Schule Gernsbach. Ohne eine von den Erziehungsberechtigten unterschriebene Gesundheitserklärung bestand nach den Ferien ein Betretungsverbot für die Schulgebäude.

„Viele Schüler hatten diese nicht parat“, sagt die Schulleiterin. Bis die Sache geklärt war, mussten die Schüler unter Aufsicht im Schulhof ausharren. Stefan Beil, Schulleiter des Alberst-Schweitzer-Gymnasiums Gernsbach, berichtet ebenfalls von fehlenden Gesundheitserklärungen.

Quarantäne-Versorgung aus der Schul-Cloud

An der Von-Drais-Schule waren zudem zwei Lehrerinnen die erste Woche wegen Quarantäne ausgefallen, eine Schulklasse befindet sich aktuell noch in Quarantäne. Sie startete bereits in den Herbstferien. Die Schüler werden durch die Schul-Cloud mit Unterrichtsstoff versorgt. „Das Kollegium hat Materialien eingestellt und Erklärvideos gedreht“, erläutert Felicitas Heck.

An einen erneuten Lockdown will sie gar nicht denken. Die Schulleiterin hält nichts davon, Schulen zu schließen. „Schule ist Beziehungslernen, das geht digital nicht. Sehr schnell fehlt zu Hause vor dem Bildschirm die Motivation“, weiß sie aus Erfahrung.

Im Präsenzunterricht kann man Schüler bei der Stange halten. Online funktioniert das nicht.
Felicitas Heck/Schulleiterin der Von-Drais-Schule Gernsbach

Wenn die Eltern nicht hinterher seien, verliere der Nachwuchs die Lust und klinke sich vom Lernprozess per Computer unbemerkt aus. „Im Präsenzunterricht kann man Schüler bei der Stange halten. Online funktioniert das nicht“, betont sie. Daher ist Felicitas Heck eine Verfechterin von geteilten Klassen während der Pandemie, mit wechselndem Unterricht.

Situation belastet den Unterricht

Allerdings fänden einige Eltern die Schule trotz aller Hygienemaßnahmen und der Maskenpflicht zu unsicher und ließen ihre Kinder zu Hause. „Da es keine Präsenzpflicht während der Pandemie gibt, ist das möglich“, bedauert Felicitas Heck.

Diese Kinder würden schnell den Anschluss verlieren, denn ein großes Problem des digitalen Lernens sei die Technik. Nicht alle Schüler verfügten über die entsprechenden Endgeräte oder eine stabile Internetverbindung zu Hause. Schultablets seien zwar bestellt, jedoch betrage die Lieferfrist acht Wochen. Diese Situation beschreiben fast alle Schulleiter in Gernsbach und Gaggenau.

In der Merkurschule Gaggenau fehlten bisher nur einzelne Schüler wegen Corona-Verdacht, sagt Schulleiterin Barbara Fischer. „Das Hygienekonzept in der Schule ist inzwischen zur Routine geworden“, betont sie. Trotzdem belaste die Situation den Unterricht. Das Tragen der Mund-Nasen-Bedeckung sei sehr anstrengend und es gebe dadurch große Verständigungsprobleme. Auch das bestehende Lüftungskonzept macht den Schulleitern mit fallenden Temperaturen Sorgen.

Nicht alles geht digital

In der Realschule Gernsbach fehlten in der ersten Woche vier Lehrkräfte und ein paar Schüler, die wegen Corona-Verdachts unter Quarantäne standen. Doch auch Schulleiter Marcus Mössner ist froh, dass der Unterricht weitergeht. „Eine erneute Schulschließung wird es nicht geben“, ist er überzeugt.

Zwar lasse sich digital viel regeln, ersetzen könne man den Präsenzunterricht jedoch nicht. Eine Meinung, die auch Stefan Beil vom Albert-Schweitzer-Gymnasium und Axel Zerrer, Schulleiter der Realschule Gaggenau, teilen. Die Schulen sind trotzdem vorbereitet.

„Wir haben ein klares Konzept für digitalen Unterricht“, sagt Marcus Mössner von der Realschule Gernsbach. Für einen erneuten Lockdown wurden an allen Schulen vorsorglich Regeln für das Homeschooling erstellt. Dies bestätigt Bernhard Krabbe, Schulleiter am Goethe-Gymnasium Gaggenau.

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