„Nur ein bis zwei Pferdebesitzer können gleichzeitig zum Stall“, berichtet Sieglinde Hüttig. Sie steht zurzeit oft am Eingang zu ihrem Pferdehof und koordiniert, dass die Leute nacheinander den Stall betreten. Dazu gibt es Desinfektionsmittel für die Besucher, Handschuhe und Hinweise, sich oft die Hände zu waschen. Nach jedem Besucher werden beispielsweise Stricke desinfiziert.
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„Ich habe mehr zu tun als vor Corona“, sagt Hüttig. Da ihr aber viel daran liegt, die Verbreitung des Virus einzudämmen, nimmt sie diese Mehrarbeit in Kauf. Immerhin: Trotz der starken Einschränkungen hat sich noch kein Pferdebesitzer bei ihr beschwert.
Frederic Gaus von der Reitschule Gernsbach vermutet, dass die Menschen mittlerweile selbst wissen, wie gefährlich das Virus ist und sich dadurch gerne an die Vorgaben halten. In seinem Stall gibt es fünf Privatpferde. Die Regel, dass immer nur einer von den Besitzern gleichzeitig im Stall ist, funktioniere daher gut.
Deutsche Reiterliche Vereinigung fasst Regeln für Covid-19 zusammen
Auch auf die Halter kommt mehr Arbeit zu. Viele von ihnen teilen sich die Pflege ihres Pferdes mit einer sogenannten Reitbeteiligung, also einer Person, die das Pferd ebenfalls bürstet, longiert und reitet. Schließlich will so ein großes Tier täglich bewegt werden.
Um den Kreis von Menschen, die im Stall ein- und ausgehen, zu reduzieren, sind im Reitstall Gernsbach aber mittlerweile nur noch die Besitzer und nicht mehr die Reitbeteiligungen erlaubt. Die Eigentümer müssen sich täglich um ihr Tier kümmern, wenn auch nur ein bis zwei Stunden lang. Auf diese Zeit ist der Aufenthalt im Stall in den meisten Murgtäler Reiterhöfen begrenzt.
„Wir halten uns an die Vorgaben der FN“, berichtet Bärbel Lindner vom Reit- und Fahrverein Loffenau. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung, FN genannt, hat auf ihrer Webseite zusammengefasst, wie Pferdehöfe Corona-Regeln am besten umsetzen können, beispielsweise durch eine Begrenzung der Aufenthaltszeit im Stall.
Schulpferde werden von Reitlehrern bewegt
Während die Arbeit für die Pferdebesitzer und Hofeigentümer mehr wird, haben unzählige Stallbewohner gerade Urlaub. Die Pferde, die sonst lernwillige Reitschüler durch die Halle tragen, sind von dieser Pflicht entbunden. Sämtliche Reitschulen sind geschlossen.
Damit die Tiere ihren Job nicht verlernen, werden sie aber weiterhin bewegt. „Sie werden jetzt von den Reitlehrern geritten“, erzählt Stefanie Bischoff vom Gestüt Mönchhof. Was gar nicht so schlecht sei, denn jetzt hätten die Reitlehrer Zeit, Marotten, die sich bei den Pferden eingeschlichen haben, wieder zu korrigieren. Da die Tiere nach den Sommerferien zwei Wochen Pause haben, seien sie derartige Urlaube ohnehin gewöhnt.
Die Bewegung für die Pferde ist aber nicht nur wichtig, damit sie nichts verlernen. Auch muskulär sollten sie während der Pause im Schulbetrieb nicht abbauen, meint Frederic Gaus. Er berichtet, dass er nun allerhand zu tun hat, um die acht Schulpferde ausreichend zu reiten und zu bewegen.
Damit sie fit bleiben, kommen sie öfter nach draußen auf den Sandplatz. In etwa zwei Wochen sind zudem die Koppeln nach der Winterpause wieder geöffnet, wo sie galoppieren und grasen können.
Wichtige Einnahmen fallen wegen des Coronavirus weg
Trotz der vielen Arbeit fehlen den Pferdehöfen durch den Wegfall des Schulbetriebs wichtige Einnahmen. „Die Einsteller bezahlen zwar eine Boxenmiete, die Einnahmen durch Reitschüler fehlen aber“, sagt Reitlehrerin Bärbel Lindner vom Reit- und Fahrverein Loffenau.
Frederic Gaus meint: „Im Gegensatz zu anderen Branchen haben wir keine Einnahmen, aber genauso hohe Kosten wie zuvor.“ Die Pferde müssen schließlich weiterhin täglich gefüttert werden, regelmäßig die Hufe gepflegt bekommen und vom Tierarzt kontrolliert werden.