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„Hintere Dollert“: Nach Erweiterung bis zu 670.000 Tonnen PFC-Abfall lagerbar

Bürgerinitiative warnt bei Deponiewanderung in Oberweier vor PFC-Ablagerungen

Bei einer Wanderung auf der Deponie „Hintere Dollert“ in Oberweier informierte die Bürgerinitiative (BI) „KEINE Deponieerweiterung - KEIN PFC“ am Freitag über mögliche Ablagerungen gesundheitsschädlicher PFC-Stoffe und das enorme zusätzliche Verkehrsaufkommen durch die Deponieerweiterung.

Gut beschirmt waren die Teilnehmer einer Begehung der Bürgerinitiative  „KEINE Deponieerweiterung - KEIN PFC“ im Bereich der Entsorgungsanlage Hintere Dollert unterwegs
Gut beschirmt waren die Teilnehmer einer Begehung der BI im Bereich der Entsorgungsanlage Hintere Dollert unterwegs. Foto: Joachim Kocher

Zu einer Deponiewanderung um die Entsorgungsanlage „Hintere Dollert“ hatte die neu gegründeten Bürgerinitiative (BI) „KEINE Deponieerweiterung - KEIN PFC“ am Freitag eingeladen. Hintergrund der Tour, an der unter anderem Bundes- und Landtagsabgeordnete, Gemeinde- und Kreisräte sowie der Gaggenauer Bürgermeister Michael Pfeiffer teilnahmen, waren die aktuellen Pläne des Abfallwirtschaftsbetriebes des Landkreises Rastatt. Diese sehen vor, die Deponie zu erweitern, um dort künftig neben Bauschutt auch PFC-kontaminiertes Material abzulagern.

Während dem Rundgang erfuhren die rund 20 Teilnehmer, dass die Befüllung der derzeitigen Deponie fast abgeschlossen ist. Lediglich 30.000 Kubikmeter stünden noch zur Verfügung. Recherchen der BI haben nach Aussage von Sprecher Toni Böck ergeben, dass in der Vergangenheit des Öfteren Problem-Müll auf der Entsorgungsanlage „Hintere Dollert“ entsorgt wurden, ohne dass die Bevölkerung Kenntnis davon hatte, wie beispielsweise vergiftete Fische aus dem Rhein nach der Sandoz-Katastrophe im Jahre 1986.

Erste Müllablagerungen in den 60er-Jahren

Während des Rundgangs nahmen die Teilnehmer zunächst den Bereich der alten Deponie Oberweier unter die Lupe. Wie die Biologin Gabriele Kabel betonte, soll an der Übergangsdeponie West gegenüber der Sickerwasseranlage künftig Bauschutt abgelagert werden. In den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde in dem Bereich mit der Müllablagerung begonnen, sagte Kabel.

Hier ist nach Informationen der Bürgerinitiative alles abgelagert, was damals so üblich war vom Hausmüll über Industriemüll, aber auch Abfälle von Dow-Chemical und Sandoz seien darin enthalten. Kabel sprach von einem „kärglichen Wald“, der über dem Müll gewachsen ist. „Wir wissen nicht was geschieht, wenn jetzt nochmals einige hundert Tausend Tonnen Bauschutt auf den vorhandenen Müll rund 20 Meter aufgebaut werden“, sagte BI-Sprecher Dietrich Knoerzer. Dass zusätzliche Gewicht, so Toni Böck wirkt sich auf das Material im Untergrund wie auf eine Zitronenpresse aus.

Drohende Gesundheitsschäden und Verkehrsprobleme

Die PFC-Ablagerungen sind gemäß der Planung im Bereich der Zentraldeponie (grüner Hügel) direkt hinter dem Wertstoffhof vorgesehen. Der Wertstoffhof ist von der Deponieerweiterung nicht betroffen, betont Böck. Insgesamt soll Platz für 335.000 Kubikmeter PFC-haltiges Material, was einer Auflagerung von 670.000 Tonnen entspricht, geschaffen werden.

Wie zu hören war, wurden bereits mehrere 100 Tonnen PFC-verseuchte Papierschlämme auf der Deponie abgelagert. Informiert wurde auch über die Probeanlage zur PFC-Filterung, die im Bereich der Sickerwasseranlage installiert wurde und bereits läuft. In ihrer Gesamtbewertung machte die Bürgerinitiative deutlich, dass die Ablagerung in einem bis jetzt PFC-freien Gebiet einem Schildbürgerstreich gleichkomme.

Die Ablagerung von PFC-Stoffen birgt gesundheitliche Schäden, eine wie auch immer geartete Deponieerweiterung sorgt zudem für ein enormes zusätzliches Verkehrsaufkommen, das mit einer dreispurigen Zufahrtserweiterung verbunden ist. So geht man während der Befüllungsphase von circa 125 bis 308 Lkw im Monat aus.

Bürgerinitiative sieht Anforderungen für PFC-Lagerung nicht erfüllt

Das gesamte Vorhaben ist nach Aussage der Bürgerinitiative eine „Flickschusterei“. Die Anforderungen, die PFC an eine Lagerung stellt, sind nach Aussage von Toni Böck auf einem vorhandenen Deponiekörper wie dem in Oberweier, nicht umzusetzen. Auch Bürgermeister Michael Pfeiffer bezeichnete, die Ablagerung von PFC-Material in einem Monobereich als eine technisch große Herausforderung. Pfeiffer machte auch deutlich, dass man sich derzeit noch in der Machbarkeitsstufe befinde.

„Ich bin entsetzt, was der Abfallwirtschaftsbetrieb in Oberweier vorgesehen hat“, sagte die frühere Ortsvorsteherin und CDU-Stadträtin Rosalinde Balzer. „Wir dachten, es wird keine Erweiterung mehr geben. Jetzt müssen wir strikt gegen die Planungen vorgehen“. Sollten die Pläne des Abfallwirtschaftsbetriebs umgesetzt werden, würde den Einwohnern das letzte Stückchen Lebens- und Wohnqualität genommen, betonte Toni Böck.

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