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Müssen jetzt ehemalige Mitarbeiter aushelfen?

Corona verschärft den Personalengpass in Seniorenheimen - „Habachtstellung“ in Gaggenau

Im Oskar-Scherrer-Haus in Gaggenau sind in der Spitze 18 Bewohner und derzeit noch neun Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden. Das reißt Lücken in die Schichtpläne, die ohnehin hohe Arbeitsbelastung für das Pflegepersonal ist noch weiter angestiegen. Der Geschäftsführer denkt darüber nach, ehemalige Mitarbeiter anzusprechen und quasi aus der Rente zu holen.

Großes Haus oder Heim im Herbst mit Herbstlaub
Es gibt Lücken in den Schichtplänen: Im Oskar-Scherrer-Haus sind nach letztem Stand in der Spitze 18 Bewohner und derzeit noch neun Mitarbeiter an Covid-19 erkrankt. Foto: Jürgen Gerbig

Soll man von einem Haus im Ausnahmezustand sprechen? Die Belastungen in Pflegeheimen sind durch die notwendigen Schutzmaßnahmen in Zeiten von Corona ohnehin schon groß - für die Mitarbeiter und für die Bewohner gilt dies gleichermaßen. Wenn eine größere Zahl an Corona-Fällen hinzukommt, steigt der ohnehin hohe Aufwand noch einmal an. Wie jetzt im Oskar-Scherrer-Haus. „Alle sind sehr stark belastet“, sagt Altenhilfe-Geschäftsführer Peter Koch im BNN-Gespräch. Um ein dickes Lob hinterher zu schieben: „Alle Mitarbeiter machen einen Superjob.“

Nach letztem Stand sind im Oskar-Scherrer-Haus, einem von drei Seniorenheimen in Trägerschaft der Gaggenauer Altenhilfe, in der Spitze 18 Bewohner positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden; zwei mussten mit stärkeren Symptomen wie Fieber und Atemnot ins Krankenhaus verlegt werden. Zudem waren zwölf Mitarbeiter erkrankt, die allenfalls leichte Symptome aufwiesen, so Koch. Drei von ihnen sind inzwischen negativ getestet worden und wieder im Dienst, die anderen neun befanden sich zuletzt noch in häuslicher Quarantäne.

Lücken in den Schichtplänen

Somit gibt es aktuell deutliche Lücken in den Schichtplänen im Oskar-Scherrer-Haus, die nach Kochs Worten soeben noch aufgefangen werden können. In dieser Einrichtung sind auch Menschen mit Demenzerkrankungen untergebracht. Der Altenhilfe-Geschäftsführer denkt nun auch daran, ehemalige Mitarbeiter um Unterstützung in der aktuell schwierigen Phase zu bitten und sie quasi aus dem Ruhestand zu holen. „Derzeit können wir die Anforderungen aber noch innerhalb des Hauses abfedern. Wir sind quasi in einer Art Habachtstellung.“

Innerhalb des Hauses in der Willy-Brandt-Straße ist das Leben gewissermaßen zweigeteilt: In den Bereichen, in denen vermehrt Infektionsfälle aufgetreten sind, befinden sich die Bewohner in Quarantäne auf ihren Zimmern. Dort erhalten sie auch ihr Essen, die Pflegekräfte verrichten ihre Arbeit in Schutzkleidung, was sehr anstrengend ist.

Etwas entspannter geht es in den „Corona-freien“ Bereichen zu, auch wenn dort verschärfte Sicherheitsvorschriften gelten. Überall im Hause wurden die ansonsten regelmäßig angebotenen Beschäftigungsaktivitäten heruntergefahren. Koch: „Die Grundversorgung steht jetzt im Vordergrund. Sie ist durch die Schutzmaßnahmen deutlich aufwändiger geworden.“

Mitarbeiter für Schnelltests geschult

Besucher dürfen aktuell nicht in die Einrichtung, die Angehörigen wurden informiert. An der Haupteingangstür ist ein Hinweis angebracht worden, wonach das Haus derzeit für Besucher, Angehörige und Dienstleister geschlossen ist.

Schild an Glastür eines Heimes: Für Publikumsverkehr geschlossen
Keine Besuche möglich: An der Haupteingangstür in der Willy-Brandt-Straße wird auf die aktuellen Einschränkungen hingewiesen. Foto: Thomas Dorscheid

Die Verantwortlichen der Altenhilfe wissen, dass dies für die Bewohner eine einschneidende Maßnahme darstellt, doch die Maßnahme sei als Schutz für Bewohner und Mitarbeiter alternativlos. Koch hat zudem via Pressemitteilung Angehörige darum gebeten, auch in anderen Häusern der Altenhilfe derzeit von Besuchen abzusehen.

Die Gaggenauer Arztpraxis von der Hülst (Koch: „Sie hat uns da stark unterstützt“) hat mit PCR-Labortests in der vergangenen Woche alle Bewohner durchgetestet und wird dies in der kommenden Woche wiederholen. Die Praxis hat zudem Altenhilfe-Mitarbeiter für Schnelltests geschult.

Es geht ja überhaupt nicht darum, Schuldige zu finden.
Peter Koch, Geschäftsführer der Gaggenauer Altenhilfe

Diese Tests soll es einmal pro Woche stichprobenartig in allen drei Heimen geben – „und zwar in einem rollierenden System und für Mitarbeiter, Bewohner und Besucher gleichermaßen“. Ohnehin hat sich die Abstimmung mit den Behörden gut eingespielt. „Es geht ja überhaupt nicht darum, Schuldige zu finden“, betont der Altenhilfe-Geschäftsführer.

Seine Botschaft: Die Zahl der Infizierten hat sich im Haus zuletzt stabilisiert, sie ist nicht weiter angewachsen. Das heißt auch: Die Schutzmaßnahmen greifen. „Wir sind auf einem guten Weg.“

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