War es nun ein Hitzesommer? Der Juli war heiß und dann herbstlich; auch der August zeigte zwei Gesichter. Für Wetterexperte Dieter Kraft war es „der nasseste August seit 2010“. Der Monat hatte „schon eine Menge Niederschlag“ im Gepäck. Andererseits war er auch sonnig und warm. Also für jeden etwas.
Die Wetterstation von Dieter Kraft in Ottenau unterstreicht: Der August 2023 ähnelte einer Temperaturachterbahn: mal kühl, mal tropisch heiß und schwül, es war von allem etwas dabei. Dabei war es aber auch der nasseste August seit 2010 (Quelle DWD). Auch die Wetterstation in Ottenau hat in diesem August ungewöhnliche 117,4 Liter pro Quadratmeter (Normalsoll 94 Liter) an 16 Niederschlagstagen aufgezeichnet. Bei den Temperaturwerten konnte der Maximalwert am 21. mit 34,4 Grad Celsius aufgezeichnet werden, der Minimalwert wurde am 5. mit 12,9 Grad Celsius gemessen.
Schaut man sich im Ganzen die Temperaturwerte an, so waren gerade die morgendlichen Stunden meist unterhalb der 20-Grad-Marke angekommen, die ersten herbstlichen Zeichen? Trotz allem herbstlichen Anschein: Auch in diesem Monat konnte die 30-Grad-Marke an zwölf Tagen überschritten werden. „Daher konnte man noch immer von einem sommerlichen Monat sprechen“, lautet das Fazit von Kraft.
Hochsommermonate mit zwei Gesichtern
Als Juli und August mit zwei Gesichtern werden die zwei Hochsommermonate des Jahres 2023 vielleicht in Erinnerung bleiben. An einen richtigen – über viele Wochen währenden – Hitzesommer kann sich Bruno Schmitt aus Bad Rotenfels noch gut erinnern. „1947 war das, und ich war neun Jahre alt“, erzählt er im Gespräch. „Wir hatten sicher bald an die 40 Grad und alles war trocken und verbrannt.“
Als Bub ist er oft im Murgvorland umhergestreift. „Wir haben braune Geißen gehabt damals, die hatten wir oft auf dem Murgvorland stehen. Dort war alles braun vor Dürre. Und wir Kerle waren von der Sonne so braun wie die Geißen!“
Die ausgetrocknete Murg dümpelt bei Gaggenau rheinabwärts
Auch Kühe gab es damals noch viele im Ort, „wohl an die 800“, rechnet Schmitt. Das Futter wurde knapp in jenem Sommer mit dem trockenen Wetter: „An den Waldwegen hat noch das letzte Grün gestanden. Das hat man dann geholt und auch das Laub aus dem Wald.“ Die ausgetrocknete Murg dümpelte ähnlich wie im Juli 2023 rheinabwärts, aber immerhin hatten einige in Rotenfels noch Zugang zu Grundwasser. Nahe beim Fluss gab es zum Beispiel einen gemauerten Brunnen: „Der war gut vier Meter tief, und das Grundwasser stand bei drei Metern.“
Ein Kenner des regionalen Wettergeschehens ist Hobby-Meteorologe Wolfgang Roos aus Herrenberg. Er bestätigt: „1947 war tatsächlich ein Sommer, der von den Monatsmittelwerten und auch von den höchsten Tagesmaxima vergleichbar ist mit den heißen Sommermonaten in einigen der letzten Jahre.“
Im Murgtal gab es damals keine Messstation des Deutschen Wetterdienstes. Deshalb zog Roos für unsere Redaktion die damaligen Werte aus Karlsruhe heran. Sie lassen sich „ohne große Abweichungen auf das untere Murgtal übertragen.“
Bereits ab Mai war eine Niederschlagsarmut zu erkennen. Im August waren es bis in den September hinein sogar mehr als 30 Tage hintereinander ohne nennenswerten Niederschlag. Eine Reihe von Tagen jenseits der 30-Grad-Marke waren zu verzeichnen, am 29. August stieg die Temperatur sogar auf 38,8 Grad Celsius.
Diese Werte könnten durchaus für Bad Rotenfels herangezogen werden, so Roos: „In Gaggenau liegen die Monatswerte circa 0,3° Celsius unter den Stadtwerten von Karlsruhe, in Gernsbach allerdings schon deutlicher darunter infolge der nächtlichen Talwinde aus dem Gebirge.“
Das Beobachten des Witterungsgeschehens, das ist für Bruno Schmitt seit vielen Jahrzehnten wichtig. Schon seit 1952 ist er Mitglied im OGV Rotenfels. Nicht von ungefähr. Auch in diesem Sommer gedeihen die Pflanzen in seinem Garten. Zitronenbäumchen in den Kübeln auf seiner Veranda sehen prächtig aus; die ersten großen Früchte sind bereits herangereift. „Aber man muss auch gut wässern“, gibt Schmitt zu bedenken. Nasse Füße sollen die Pflanzen allerdings nicht bekommen. Hell, sonnig, aber vor Regen und Wind geschützt sollen sie stehen. Nicht von ungefähr stehen die Kübel auf Rollen.
Sommergewitter ziehen über die Region hinweg
Gerade gegen Ende des Monats schien es so, als ob sich der Sommer bereits verabschiedet hat. Sommergewitter teils begleitet mit Hagel und Starkregen zogen über die Region hinweg. Meist war es trübe und sehr verhangen, auch die Temperaturwerte gingen nicht mehr über die 25-Grad-Marke. „Jetzt schauen wir hoffnungsvoll auf einen hoffentlich goldenen Herbst mit viel Sonne und einem herrlichen Altweibersommer“, zeigt sich Kraft optimistisch.
Der August im Vergleich (Vorjahresmonat in Klammer): Temperaturdurchschnitt 21,5 Grad (23,9°C), Niederschlag 117,4 Liter pro Quadratmeter (43,4l/m2), Niederschlagstage 16 (6).