
„Wenn man Zeit hat wie ich jetzt, dann soll man sich ehrenamtlich engagieren.“ Das sagt Brigitte Schäuble. Zeit hat sie sich aber auch genommen, um am Montag ihren 70. Geburtstag zu feiern.
Natürlich hatten sich viele Freunde und Wegbegleiter angekündigt. Schließlich ist die ehemalige Erste Beigeordnete im Gaggenauer Rathaus (2007 bis 2015) nicht nur als Vorsitzende des CDU-Kreisverbands Rastatt eine Größe im regional- und landespolitischen Geschehen.
Seit bald drei Jahrzehnten, seit 1994, ist sie Mitglied des Kreistags – und damit an einer der Schaltstellen. Sicher, ein Stück weit sei die Arbeit dort „abstrakt, aber den Gaggenauern zum Beispiel wird sie spätestens dann präsent, wenn es um die Mülldeponie in Oberweier geht“, berichtet sie aus dem Sitzungssaal.
Kreispolitik greift in unser Leben ein.Brigitte Schäuble, Vorsitzende des CDU-Kreisverbands
Auch die Debatte um den künftigen Klinikstandort sei ein gutes Beispiel, wie sich Kreistagsentscheidungen konkret auswirken. „Und da wurde nichts im geheimen Kämmerlein beschlossen“, bekräftigt Schäuble, „das war alles transparent.“
„Kreispolitik greift in unser Leben ein“, sagt die CDU-Politikerin. Gleichwohl habe das Interesse in der Bevölkerung an Parteien, an Politik und an demokratischer Mitwirkung nachgelassen. „Politik ist unheimlich wichtig, wir sind aufgerufen, die Demokratie zu erhalten“, bekräftigt sie. Aber: „Die Leute machen gerne mit bei einem Projekt, insbesondere wenn sie direkt betroffen sind. Jedoch insgesamt denkt man sich: ,Das überlasse ich anderen‘ – und hinterher ärgert man sich.“
Ehrenamt und politisches Engagement beginnen recht spät
Schäuble weiß auch: „In der „Rushhour des Lebens bleibt kaum Zeit für politische Dinge.“ Also müsse sich eben die ältere Generation mehr engagieren – weil sie mehr Zeit habe.
Auch in ihrer Vita kam das Ehrenamt, das politische Engagement, recht spät. Im Gasthaus „Sonne“ in Hornberg ist Brigitte Schäuble aufgewachsen. „Und die Eltern waren gottfroh, dass ich sie nach der Mittleren Reife im Betrieb unterstützt habe“, erinnert sie sich, „aber es hat mich immer gemopst, dass ich kein Abitur hatte.“
Nach der Hochzeit im Alter von 21 Jahren hatte sie „20 Jahre lang Kinder erzogen und meinem Mann den Rücken frei gehalten“. Thomas Schäuble (CDU) machte als OB von Gaggenau und später als Minister Karriere. Ehefrau Brigitte absolvierte in den Neunzigern ein „Baubetrieb“-Studium an der FH Karlsruhe, arbeitete dann sieben Jahre lang als Bauleiterin bei Weisenburger in Rastatt.
2015 bei Wiederwahl zum Beigeordnetenposten in Gaggenau jetzigem OB unterlegen
2015 unterlag sie bei der Wiederwahl zum Beigeordnetenposten in Gaggenau Michael Pfeiffer. Doch für Ruhestand war es zu früh, auch wenn Brigitte Schäuble sich gerne für ihre Enkel engagiert. 2016 wurde sie neue Vorsitzende des Trägervereins des Frauen- und Kinderschutzhauses Baden-Baden und Landkreis Rastatt.
„Das ist eine fordernde Angelegenheit“, blickt sie auf den „kleinen Betrieb“ mit einem Jahresumsatz von gut 450.000 Euro und zehn Mitarbeiterinnen. 20 Betten stellt der Verein zur Verfügung. Nicht nur Spendensammeln sei da angesagt, „wir müssen auch um die Tagessätze kämpfen“. Denn die Belegungszahlen – und damit der Bedarf – seien sehr hoch, „aber die Zahlungen kommen nicht immer pünktlich“, richtet sie den Blick auf andere Bundesländer, aus denen der Verein immer wieder schutzbedürftige Frauen aufnehme.
Eine bundeseinheitliche Lösung müsse rasch gefunden werden, fordert Schäuble zur Finanzierungsfrage. Wer ihre Postings in den sozialen Medien verfolgt, der bemerkt, dass Schäuble mit politischen Gegnern nicht immer zimperlich umgeht. Den Hinweis darauf kontert sie schlagfertig: „Das kann ich mir erlauben – ich muss ja nichts mehr werden.“