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Seltener Beruf

Die Frau an der Seite des Pfarrers - Moosbronner Pfarrhaushälterin erzählt

Noch vor 50 Jahren soll es bis zu 10.000 Pfarrhaushälterinnen gegeben haben, heute sind es Schätzungen zufolge noch etwa 2.000. Elisabeth Ruck ist eine von ihnen. Was sie dazu bewegt hat, Pfarrhaushälterin zu werden und wie sie den Beruf sieht, hat sie den BNN erzählt.

Seit 21 Jahren arbeitet Elisabeth Ruck als Haushälterin für den katholischen Pfarrer Friedbert Böser.
Pfarrhaushälterin Elisabeth Ruck kümmert sich im Pfarrhaus um Gäste und sorgt für die Bewirtung. Foto: Müller

Eine Angestellte, die wäscht, putzt und kocht. Noch gibt es dieses Berufsbild in den katholischen Pfarrhäusern in Deutschland. Doch es sind immer weniger Frauen, die diese Arbeit erledigen. „Ich denke nicht, dass es in 20 Jahren noch Pfarrhaushälterinnen in Vollzeit gibt“, sagt Elisabeth Ruck, die diesen Beruf selbst in Moosbronn ausübt. Auch sie arbeitet schon lange nur noch in Teilzeit im Haushalt von Pfarrer Friedbert Böser.

„Ich habe als Sozialarbeiterin in einem Kindergarten in Pforzheim gearbeitet, als der damalige Kaplan Friedbert Böser mich fragte, ob ich für ihn und einen weiteren Pfarrer den Haushalt machen würde“, erzählt Ruck. So kam es, dass sie 1998 zur Pfarrhaushälterin in Schutterwald wurde.

„Anfangs habe ich noch meine Wohnung in Pforzheim behalten, um zu schauen, ob mir der Beruf liegt.“

Das tat er, Ruck gefiel es, und sie zog ganz ins Pfarrhaus ein. Sich nur auf den Haushalt beschränken, das lag ihr jedoch nicht. „Ich habe in Teilzeit mit psychisch Kranken gearbeitet“, berichtet die Sozialarbeiterin.

Früher lebte der Pfarrer oft mit einer Verwandten zusammen

Später war sie als Kindergartenbeauftragte in Offenburg angestellt und als sie mit Böser in Schwetzingen lebte, als Kindergartengeschäftsführerin. Es gebe aber Pfarrhaushälterinnen, die in Vollzeit arbeiteten. „Sie sind meist stark in der Pfarrei engagiert“, erläutert Ruck. Sie kenne Haushälterinnen, die etwa in der Frauengemeinschaft aktiv mitwirkten.

Ihr Gehalt bekommen die Frauen von ihrem Arbeitgeber, also dem jeweiligen Pfarrer, der dafür einen Zuschuss von der Diözese erhält. Das war nicht immer so. „Früher war oft die Schwester oder Tante des Pfarrers seine Haushälterin“, erklärt Ruck. Sie lebten im Haus des Pfarrers und aßen auch dort, ein eigenes Einkommen hatten sie nicht. „Das hat die Berufsgemeinschaft der Pfarrhaushälterinnen in den 70er Jahren erstritten“, sagt Ruck.

Pfarrhaushälterin ist kein Ausbildungsberuf

Um den Beruf auszuüben, braucht man laut Ruck keine Ausbildung. Es gebe zwar Kurse von der Berufsgemeinschaft der Pfarrhaushälterinnen, sie selbst habe aber keinen besucht. Wichtiger als der Kurs sei die Fähigkeit, offen und vorurteilsfrei auf Menschen zugehen zu können. Schließlich sei man Ansprechpartnerin für Besucher im Pfarrhaus und bewirte dort zum Teil viele Gäste, geladene und spontane.

„In Schwetzingen kamen manchmal fremde Menschen und haben um etwas zu Essen gebeten“, erzählt Ruck, die sich dann um die Obdachlosen kümmerte. Wie die Situation im etwas abgeschiedenen Moosbronn ist und was hier auf sie zukommt, weiß die neu Zugezogene noch nicht. Sie sei darum gespannt auf die Arbeit.

Mit Pfarrer Böser habe sie gemeinsam beschlossen, hierherzukommen. Das ist nicht immer der Fall: „Haushälterinnen mit Familie, die nicht im Pfarrhaus wohnen, ziehen meist nicht gemeinsam mit dem Pfarrer um“, erklärt Ruck. Im Gegensatz zum katholischen Pfarrer sind die Haushälterinnen nicht an den Zölibat gebunden. Anfangs habe es Nachfragen an sie gegeben, ob sie denn ein Verhältnis mit dem Pfarrer habe. Mit der Zeit habe sie gelernt, derartiges Gerede zu ignorieren und sich ein dickes Fell zuzulegen.

Ruck sieht Rollenverteilung kritisch

Da man unter einem Dach lebe, sei ein gutes Verhältnis zum Pfarrer wichtig. „Man sollte seine Rolle kennen und den anderen machen lassen“, meint Ruck. Die Rollenzuteilung in der katholischen Kirche sieht sie kritisch. „Ich selbst wollte nie Pfarrerin werden, aber ich kenne Frauen, die tolle Qualitäten haben und als Priesterinnen viel leisten könnten“, so Ruck. Sie findet es „unerträglich“, dass die Kirche sich in diesem Punkt nicht bewege.

Ihren Schritt, Pfarrhaushälterin zu werden, bereut sie dennoch nicht. „Mir haben sich dadurch viele Möglichkeiten geboten“, sagt sie und verweist auf ihre Jobs außerhalb des Pfarrhauses. Auch während ihrer Zeit in Moosbronn wird sie in der Verrechnungsstelle in Rastatt in der Verwaltung von Kindergärten arbeiten.

Den Job der Pfarrhaushälterin sieht sie allerdings langfristig am Aussterben. Dem stimmt Petra Leigers, Vorsitzende des Bundesverbands der Pfarrhaushälterinnen Deutschland, zu: „Vor 50 Jahren gab es sicher 8.000 bis 10.000 Pfarrhaushälterinnen in Deutschland.“ Heute seien es Schätzungen zufolge etwa 2 000. Zum einen gebe es laut Ruck immer weniger Pfarrer. Zum anderen wüssten die wenigen, die es noch gibt, meist selbst, wie man Hemden zusammenlegt und wollten lieber allein und unabhängig wohnen.

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