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Dominik Sämann

Gernsbacher ist Hobby-Landwirt aus Leidenschaft

Schafe, Ziegen, Hühner, Enten, Puten, drei Katzen und zwei Hunde besitzt der 32-jährige Gernsbacher Dominik Sämann derzeit. Im Hauptberuf arbeitet er jedoch nicht als Landwirt, sondern als mobiler Altenpfleger bei der Sozialstation Gernsbach. In der übrigen Zeit hat er sich den Tieren verschrieben. „Ich möchte auch andere inspirieren und motivieren, alte Rassen zu züchten“, sagt Sämann.

Dominik Sämann füttert eines seiner "Scottish Blackface Schafe".
Dominik Sämann füttert eines seiner "Scottish Blackface Schafe". Foto: Rastätter

Er konzentriert sich auf die Zucht von Bündner Strahlenziegen, Braunen Bergschafen aus Tirol und von Scottish Blackface Schafen.

Für Spaziergänger und Wanderer, die an seinen Weiden vorbeikommen, nimmt er sich viel Zeit, um seine Arbeit und die Tierwelt zu erklären – etwa dass die Eierfarbe der Farbe der Hühnerohren entspricht. Über die Facebook-Seite „Landleben im Kaiserling“ lässt er andere an seinem Leben mit den Tieren teilhaben und baut sich so ein Netzwerk auf.

So ein Leben klappt nur mit der richtigen Partnerin. Zum Glück hat Sämanns Freundin Verständnis dafür. Auch dafür, dass er oft erst spät nach Hause kommt und dann erst um halb zehn zu Abend gegessen wird. Oder dass für ihn nur eine Woche Urlaub pro Jahr drin ist.

Die Reisen gehen dann beispielsweise nach Tirol, um dort Ausschau nach neuen „Böcken“ zu halten. Inzwischen sieht der große KSC-Fan aufgrund seiner Leidenschaft in der Landwirtschaft nicht mehr so viele Auswärtsspiele seines Lieblingsvereins. „Das geht einfach nicht“, sagt er. Ein Tag ist für den jungen Mann heute erfüllend, wenn es abends allen gut geht.

„Mein Opa hatte schon immer Schafe und Ziegen“, blickt Sämann zurück. Mit etwa 18 Jahren fing der Gernsbacher an, sich auch dafür zu interessieren. Da eine Hütte seiner Eltern brach lag, begann Sämann im Jahr 2015 mit zwei Ziegen und einem Lamm. Sein Zwillingsbruder teilt das Interesse hingegen nicht. Er geht lieber jagen.

Dominik Sämann mit seinem Ziegenbock "Freddy" (rechts).
Dominik Sämann mit seinem Ziegenbock "Freddy" (rechts). Foto: Rastätter

Jagdschein als Wunsch

Wenn der begeisterte Ziegen- und Schafe-Halter mehr Zeit hätte, würde auch er gerne einen Jagdschein machen. „Mein Ding wäre es allerdings nicht, stundenlang im Wald zu warten. Aber für die Kenntnisse und Zusammenhänge ist das schon wichtig“, so Sämann. Was ihm fehlt, ist eine Art Fernstudium für Schäfer und Landwirte.

„Freddy“, seinen ersten Ziegenbock, zog Sämann sogar mit der Flasche auf – ebenso wie ein weiteres Flaschenlamm. Das Wissen über die Tiere las sich der Gernsbacher zum Großteil an. Viele Tipps erhielt er außerdem von Berufsschäfern oder den Landwirten, bei denen er die Tiere kaufte. „Die muss man einfach ansprechen. Der Austausch untereinander ist wichtig“, sagt er. Der Zusammenhalt mit anderen Tierhaltern sei groß. Das meiste lerne er jedoch in der Praxis.

Wenn er einmal eine Krankheit eines Tieres erkannt habe, könne er diese auch wieder bei einem anderen Tier erkennen. Und aus seinem Beruf in der Pflege könne er zudem viel mitnehmen.

Vor allem das Wetter nimmt der Landwirt viel bewusster wahr als früher. Und auch das Zeitgefühl ist wichtig: Nach etwa 150 Tagen bringe eine Ziege beispielsweise ihre Junge zur Welt. Um diese Tage ist Sämann dann mehr als zwei Mal pro Tag auf der Weide.

Gabi ist die Lieblingsziege des Gernsbachers.
Gabi ist die Lieblingsziege des Gernsbachers. Foto: Rastätter

Praktikant als wichtige Unterstützung

Derzeit hat der 32-Jährige glücklicherweise Unterstützung von einem 22-jährigen Praktikanten, der nach seinem Studium später selbst Ziegen halten möchte. Auch von Bekannten der Reitschule Gernsbach erhält Sämann Unterstützung. „Ohne das ginge es nicht“, sagt der Teilzeit-Bauer, der selbst eine Pferde- und Eselhaar-Allergie hat.

Die Ziegen hören inzwischen auch auf Pfiff und seine Stimme. Schon wenn Sämann mit seinem Auto kommt, werden sie aufmerksam. Fast alle Tiere haben Namen. Diese vergibt er nach ihm nahestehenden Menschen – sie heißen beispielsweise Ute, Claudia oder Mareike – wie seine Kollegen und Freunde. Gabi ist der Name seiner Lieblingsziege.

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Naturnahe Haltung besonders wichtig

Viele Wiesen von Sämann sind relativ klein, deshalb müsse er die Tiere häufig umziehen. „Kleinvieh macht Mist“, sei deshalb eine Aussage, die dazu sehr gut passe. Bei größeren Weiden könne er die Tiere länger auf den Bereichen lassen.

Sämann legt Wert auf eine naturnahe Haltung, sagt er. Seine beiden Laufenten dürfen deshalb zum Beispiel freilaufen. Angst, dass sie weglaufen könnten, habe er nicht. „Die kommen immer wieder“, sagt der Landwirt.

Gerade Ziegen können sich auf das Gegenüber sehr gut einlassen.
Dominik Sämann, Hobby-Landwirt aus Gernsbach

Eine Weide befindet sich beispielsweise direkt unterhalb des Kriegerdenkmals in Gernsbach. Da die Ziegen sehr fleißig sind, ist die Sicht auf das Denkmal meist frei.

Kindergeburtstage, Ziegenwanderungen oder Besuche in Altersheimen sind Dinge, die der Hobby-Bauer gerne veranstaltet. „Gerade Ziegen können sich auf das Gegenüber sehr gut einlassen“, sagt Sämann. „Bei Demenzkranken und kranken Kindern berühren sie alle Sinne.“ An Weihnachten sind seine Tiere zudem Teil einer lebendigen Krippe auf dem Weihnachtsmarkt und auch an historischen Umzügen nahmen sie schon teil. Darüber hinaus macht er aus der Milch auch Käse.

Im Herbst plant Sämann eine Reise nach Tirol, um für die Tiroler Bergschafe "neues Blut dazuzukaufen" – also neue Tiere für die Zucht. Da habe ihm Corona zuletzt einen Strich durch die Rechnung gemacht.

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