
Seit sieben oder acht Jahren, ganz genau konnte es Georg Bierbaums vom Team „Hart am Limit“ (HaLT) am Donnerstag zu mitternächtlicher Stunde beim ersten Schnurren in Hörden nicht sagen. In diesem Zeitrahmen bewegt sich das von der Stadt Gaggenau, dem Dorf und den Vereinen erarbeitete Sicherheitskonzept für das Schnurren in der Fastnachtszeit.
Das Konzept ist umfassend und beinhaltet Absperrgitter, um den Zugang zur Halle zu kanalisieren. Zudem ist die Dorfdurchfahrt im Bereich der Flößerhalle für die Dauer des Fastnachtsspaßes unterbrochen, um den jugendlichen Narren einen sicheren Weg zur Stadtbahn-Haltestelle zu ermöglichen.
Ein weiterer Aspekt ist der Einsatz von Security. Die Teams kontrollieren den Hallenzugang. Auch haben sie das Innere der Halle im Blick. Die Polizei ist ebenfalls präsent. Auslöser für die Konzepterstellung in der Vergangenheit waren oftmals alkoholisierte Jugendliche und damit verbundene Aggressionen beim Schnurren.
Die jungen Schnurranten selbst finden die Maßnahmen erfreulich. Das bunt kostümierte Trio Alina, Maja und Lilli ist begeistert davon, ohne Corona-Einschränkungen seit drei Jahren erstmals wieder beim Schnurren in der Flößerhalle feiern zu können. Die Sicherheitsmaßnahmen begrüßen sie.
Flößerhalle ist nicht voll ausgelastet
Zufrieden mit dem Verlauf des ersten Schnurrens zeigen sich auch die Verantwortlichen vom Fußballverein Hörden. Ein Vorstandsmitglied erzählt: „Wir haben heute Abend viele freundliche Gäste, die sich bei uns auch bedanken. Die ersten standen schon um 19 Uhr bei Hallenöffnung vor der Tür.“
Diejenigen, die da sind, haben Spaß und gute Musik. Es herrscht eine entspannte und fröhliche Atmosphäre im Saal, schildern die Ausrichter. Auch mit dem Publikumszuspruch ist der FV Hörden zufrieden. Von einer Auslastung der Halle kann an diesem Abend nicht gesprochen werden. Dafür bleibt mehr Platz für den Einzelnen übrig, um zur Musik eines DJ abzutanzen.
Den Alkohol haben die Erwischten selbst auszukippen.Wolfgang Lang, HaLT-Team
Gleichfalls ein positives Fazit zieht das fünfköpfige HaLT-Team, das sich ab 19 Uhr um die eintreffenden Feierwilligen kümmert. HaLT ist ein kommunales Alkoholpräventionsprogramm für Kinder und Jugendliche. „Den mitgebrachten und entdeckten Alkohol haben die Erwischten selbst auszukippen“, erzählt Wolfgang Lang von HaLT.
Nur ein Vater muss seinen alkoholisierten Sprössling in Empfang nehmen. Von einem respektvollen Umgang miteinander sprechen auch die jungen Team-Mitglieder Luna Ertl und Domenico Vögtlin. Sie lernten das Programm an ihren Schulen kennen und sind seitdem als ehrenamtliche HaLT-Begleiter dabei.
Auch die Polizei zieht am Freitag ein positives Fazit aus dem ersten Schnurren seit drei Jahren. „Die Veranstaltung war total unauffällig“, sagt eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Offenburg. „Es gab keine einzige Straftat.“ Lediglich einen Platzverweis hätten die Beamten vor Ort angeordnet, weil eine Person mit einem Türsteher aneinander geriet.
CDU Gernsbach veranstaltet Infotermin zur Prävention
Dass das Schnurren insgesamt ruhig ablief, darüber freut sich auch Thalib Ahmad, Vorsitzender der CDU Gernsbach. Der Stadtverband hatte vor dem Schnurren einen Infotermin zum Thema „Sicheres Feiern“ organisiert. Doch das Angebot im DRK-Gebäude in Gernsbach wurde von keinem einzigen Jugendlichen wahrgenommen. Ahmad sagt: „Es wäre natürlich schön gewesen, hier junge Menschen begrüßen zu können.“ Trotz Werbung in den sozialen Medien „war das leider nicht der Fall“.
Daran ändert laut Ahmad auch eine ursprüngliche Zusage seitens des Jugendhauses nichts, mit mehreren Jugendlichen teilnehmen zu wollen. Doch er bereue es nicht, die Veranstaltung geplant zu haben. „Es ist ein wichtiges Thema: Wegen Corona waren drei Jahrgänge zum ersten Mal beim Schnurren“, so Ahmad.
Kriminalhauptkommissarin Christina Deschenes vom Kriminalkommissariat Rastatt hält ihren Vortrag „Sicheres Feiern“ vor den drei anwesenden CDU-Mitgliedern. Eingangs sagt sie, dass der Täter meist aus dem Bekanntenkreis des Opfers stamme. Dass ein wildfremder Täter aus dem Gebüsch springe, komme im realen Leben praktisch nicht vor.
Kriminalhauptkommissarin empfiehlt akustischen Alarm zum Schutz
Um im Notfall reagieren zu können, empfiehlt Deschenes, einen akustischen Alarm, etwa am Schlüsselbund, bei sich zu haben. Diese kleinen, ovalen Geräte seien bis zu 100 Meter hörbar und extrem laut (bis zu 140 Dezibel). „Das zwingt die Täter in der Regel zur Flucht.“ Unter anderem erklärt sie auch, wie man sich vor K.-o.-Tropfen schützen könne: „Getränke nicht offen stehen lassen und immer selbst an der Theke bestellen.“ Das minimiere das Risiko, dass jemand K.-o.-Tropfen in das Getränk träufele.
Nun stehen noch drei weitere Schnurren in Hörden an. In der Pressestelle des Polizeipräsidiums heißt es: Vor allem am Schmutzigen Donnerstag gehe es in der Regel „etwas chaotischer“ zu. Doch man sei optimistisch, dass das Schnurren weiterhin in geregelten Bahnen verlaufe.