Der Lockdown-Light im November trifft manche hart. Gerade auch in der Fitnessbranche haben viele in Luftreinigungsgeräte investiert, haben ein Hygienekonzept erarbeitet und von den Behörden abnehmen lassen und achten darauf, dass die Kunden den Sicherheitsabstand einhalten. Daher reagieren die Betreiber von Fitnessstudios mit Unverständnis auf die aktuelle Corona-Verordnung der Bundesregierung. Auch an der Murg ist der Frust groß.
Friseure vs. Fitnessstudios
„Ich verstehe nicht, warum Frieseure und Physiotherapeuten geöffnet sein dürfen und wir in der Fitnessbranche vier Wochen schließen müssen“, sagt Volker Kraus vom Fitness-Center-Murgtal in Gaggenau, der seit 42 Jahren sein Studio betreibt. Denn schließlich gebe es beim Haareschneiden direkten Körperkontakt und auch beim Physiotherapeuten müsse man den Patienten direkt anfassen. Im Fitnessstudio dagegen gebe es keinen Körperkontakt.
Vier Wochen geschlossen zu sein, bedeutet einen großen Einschnitt.Volker Kraus, Fitnessstudio-Betreiber
Seit dem ersten Lockdown im März habe auch er ein Hygienekonzept umgesetzt und die Mitglieder könnten den Sicherheitsabstand beim Trainieren einhalten. Die Maßnahmen der Regierung zur Pandemie-Bekämpfung seien ein Flickenteppich und nicht nachvollziehbar. „Das macht alle Geschäfte kaputt“, betont er. „Vier Wochen geschlossen zu sein, bedeutet einen großen Einschnitt“, betont Volker Kraus.
Betreiber hofft auf Solidarität zahlender Mitglieder
Es gebe Mitglieder, die ihren Beitrag in den vier Wochen Schließung nicht zahlen wollten. „Viele melden sich auch ab, weil sie in der Zeit keine Leistung bekommen“, so seine Erfahrung. Volker Kraus ist davon ein wenig enttäuscht. „Eigentlich sollte man in solchen Zeiten zusammenhalten. Ich hoffe, dass unsere Mitglieder uns unterstützen, sonst gibt es uns bald nicht mehr“, macht er die Situation der Branche deutlich. Solidarität sei jetzt gefragt.
Ähnlich sieht es Norbert Restle vom MAXX Gesundheitszentrum Gaggenau. „Aus meiner Sicht sind die Schließungen der Fitnessstudios völlig unnötig, denn die Hauptinfektionen passieren in den Familien“, sagt er. Man müsse sich mindestens zehn Minuten aus nächster Nähe unterhalten, um sich mit dem Corona-Virus anzustecken und das passiere im Fitnessstudio seit Ausbruch der Pandemie und der Einführung von Hygienekonzepten nicht mehr.
„Wir haben alle Vorkehrungen getroffen“, erläutert er, daher sei die erneute Auflage zu schließen sehr frustrierend. Es gibt im Studio eingezeichnete Wege, das Training findet in Stationen statt, die mindestens 1,50 Meter auseinander stehen. Nach Gebrauch werden die Geräte desinfiziert. „Trotzdem bleiben seit Ausbruch der Pandemie Mitglieder weg. Wir haben viele ältere Leute, die einfach Angst haben sich zu infizieren“, hat er festgestellt.
Online-Kurse sollen Fitness-Level aufrecht erhalten
Das sei jedoch kontraproduktiv, denn viele würden dadurch wieder unfit, hätten Rückenprobleme, die Muskulatur erschlaffe. Deshalb unterrichtet das MAXX-Team täglich zwei Stunden Online-Kurse in Yoga, Rückenfit und Bauch-Beine-Po für Mitglieder.
Als Ausgleich für die vier Wochen Schließung bietet Norbert Restle seinen Kunden eine Beitragsrückerstattung oder die Teilnahme an Präventionskursen oder funktionellem Training an, verlängert die Verträge oder räumt ihnen ein Verzehr- oder Solarium-Guthaben ein. „Wir haben zum Glück nur wenige Kunden, die kündigen, denn wir haben viele treue Mitglieder“, ist er erleichtert. Anders sehe es da bei den Discountern in der Branche aus. Für diese sei die Schließung ein Problem, da dort ständig neue Mitglieder geworben werden müssten, um Gewinn zu machen.