Skip to main content

Teilen statt wegwerfen

Foodsaver in Gaggenau retten Lebensmittel vor der Tonne

Abgelaufene Lebensmittel dürfen nicht mehr verkauft werden. Essbar sind sie aber meistens noch. Damit sie nicht im Müll landen, sammeln „Foodsaver” in Gaggenau die Lebensmittel ein und verteilen sie weiter.

Zwei Frauen beim Einladen von Backwaren in ein Auto
Die Foodsaverinnen Alexandra Weber-Holfelder (mit gelber Jacke) und Gritli Nyvall bei der Abholung in Gaggenau (von der Naturbackstube Weber) Foto: Susanne Dürr

Die tagesfrischen Restbestände der Backwaren stehen kurz vor Ladenschluss in der Naturbackstube Weber in der Hauptstraße und der Filiale im Nahkauf in Gernsbach zur Abholung bereit. Dass die Lebensmittel nicht in der Tonne landen, dafür sorgen die Foodsaverinnen Gritli Nyvall und Alexandra Weber-Holfelder.

Die Lebensmittelretterinnen aus Loffenau und Michelbach gehören zum 45-köpfigen Team der ehrenamtlichen Foodsaver im Murgtal, das für die bundesweite Organisation Foodsharing aktiv ist.

„Wir sind in erster Linie eine ökologische Bewegung und wollen erreichen, dass Ressourcen und Umwelt geschont werden, indem möglichst viele Lebensmittel verwertet werden“, so die Betriebsverantwortliche für Rastatt/Baden-Baden, Weber-Holfelder.

Seit Mitte vergangenen Jahres ist der Foodsharing Bezirk Rastatt/Baden-Baden, der sich von Rheinmünster bis nach Bühl erstreckt, auch in Gaggenau und Gernsbach aktiv.

Foodsaver kooperieren mit lokalen Geschäften

Zwischenzeitlich kooperieren hier drei Bäckereien, zwei Lebensmittelmärkte und der Wochenmarkt beim Foodsharing. Es läuft gut im Murgtal, wenngleich es noch Potential nach oben gibt, erzählt die Bezirksvorsitzende Christiane Huber im BNN-Gespräch.

Ob die Corona-Pandemie dazu beigetragen hat, dass die Menschen den Wert von Lebensmitteln höher einschätzen, kann die Botschafterin nur mutmaßen. „Sicher hatten die Menschen im Lockdown mehr Zeit, über die Wertigkeit von Dingen nachzudenken oder sich über den persönlichen Einsatz zu einem Ehrenamt Gedanken zu machen“, äußert Huber.

Wir sind in erster Linie eine ökologische Bewegung und wollen erreichen, dass Ressourcen und Umwelt geschont werden, indem möglichst viele Lebensmittel verwertet werden.
Alexandra Weber-Holfelder, Lebensmittelretterin

Das Prinzip von Foodsharing ist leicht erklärt. „Wir bauen Kooperationen zu Betrieben auf, dann holen die Foodsaver die liegengebliebenen Lebensmittel ab, die dann weiterverteilt werden. Noch gibt es im Bezirk, außer in Bietigheim und Malsch, keine der sogenannte „Fair-Teiler-Schränke“, zu denen jeder Lebensmittel bringen oder abholen kann.

Doch auch hier landen einige der Lebensmittel aus dem Murgtal, die bei einem Foodsaver auf dem Weg liegen. Eine regelmäßige Abgabestelle, zu der es auch heute geht, ist der Gabenzaun am Bahnhof in Gaggenau. Hier werden die Nahrungsmittel, hygienisch verpackt, in kleinen Beuteln an den Zaun gehängt. „Meistens ist ganz schnell alles weg“, beobachtet Foodsaverinnen Gritli Nyvall.

Angebot soll keine Konkurrenz zur Tafel sein

Die Foodsaver sind über die Plattform www.foodsharing.de vernetzt, es wird direkt geschaut, wo etwas gebraucht wird, auch im privaten Bekanntenkreis. Die Lebensmittel kommen auch Wohngruppen oder der Initiative, die in Rastatt für Obdachlose kocht, zugute.

„Wir stehen jedoch in keinster Weise mit der Tafel in Konkurrenz, sondern verstehen uns vielmehr als ein Add on und kooperieren bei der Lebensmittelvergabe auch mit den Tafelläden“, so Bezirksvorsitzende Christiane Huber. Da die Tafel auch nicht immer alles verkauft bekommt, geben sie in manchen Städten die Lebensmittel auch an Foodsharing weiter“, ergänzt Alexandra Weber-Holfelder.

Bäckerei hat häufig Backwaren übrig

Einer der Betriebe, der seit einem Jahr mit Foodsharing kooperiert, ist der Gaggenauer Bäckermeister Gerd Weber mit seinen sechs Filialen. „Es ist schlicht unmöglich, die genaue Menge an Teigwaren für den Tagesbedarf zu planen und so bleibt meist ein Überschuss. Auch wenn wir in Abhängigkeit von Wochentag und Jahreszeit bereits unterschiedliche Mengen herstellen, gibt es noch weitere Einflüsse, wie etwa das Wetter, die das Kaufverhalten bestimmen“, so Weber.

Die Überschüsse aus den Filialen, die nur vormittags geöffnet sind, werden nachmittags an die ganztägig geöffneten Filialen geliefert. Die Überschüsse gehen an die Tafel, deren Bedarf jedoch gedeckt ist und so stimmte er sofort der Anfrage von Foodsharing zu, die Überbleibsel des Tages zu retten.

Kontakt

Soziale Projekte im Umkreis, die Unterstützung brauchen oder Ehrenamtliche, die bereit wären, einen Fairteiler in Gaggenau zu betreuen, können sich bei a.weberholfelder@foodsharing.network melden.

nach oben Zurück zum Seitenanfang