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Keine Entschädigung vom Land

Mutmaßlicher Wolfsriss in Forbach: Vorsitzender der Ziegenfreunde hinterfragt Vereins-Zukunft

Der Murgtäler Wolf GW852m hat mutmaßlich erneut zugeschlagen: Zwei tote Ziegen sind in Forbach aufgetaucht. Die Ziegenfreunde Bermersbach sind nicht zum ersten Mal betroffen.

Zugewandert aus der Lüneburger Heide: Wolf GW852m (Aufnahme von 2018) ist bislang allein im Nordschwarzwald unterwegs.
Zugewandert aus der Lüneburger Heide: Wolf GW852m (Aufnahme von 2018) ist seit dem Jahr 2017 im Nordschwarzwald sesshaft. Foto: Forstliche Versuchsanstalt Freiburg

Auf dem Ziegenpfad in Forbach-Bermersbach sind am Samstag zwei tote Ziegen gefunden worden. Martin Hauser, Wildtierbeauftragter des Landkreises Rastatt, geht mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass der Murgtäler Wolf mit der Kennung GW852m dahinter steckt.

Für die Ziegenfreunde Bermersbach wäre es nicht der erste Wolfsriss auf ihren Weideflächen. Schon Anfang 2021 fiel eine ihrer Ziegen dem Wolf zum Opfer. Im August dieses Jahres war es dann ein Hund, der ein Böckchen tötete.

Wolfspopulation hat nach Einschätzung des Vorsitzenden „besorgniserregende Ausmaße“

Dass GW852m nun mutmaßlich zum zweiten Mal zugeschlagen hat, „bringt für mich das Fass zum Überlaufen“, betont Hans-Jörg Wiederrecht, Vorsitzender der Ziegenfreunde.

Der grundlegende Aufwand für die Tierhaltung sei ohnehin schon groß – und jetzt komme verstärkt die Wolfsthematik hinzu. Vor diesem Hintergrund stellt er sogar die Zukunft der Ziegenfreunde infrage.

„Ich weiß nicht, ob das auf Dauer noch sinnvoll ist.“ Das Kernproblem: Seiner Einschätzung nach wird die Wolfspopulation bereits „besorgniserregende Ausmaße“ angenommen haben, bevor der wolfsabweisende Grundschutz überhaupt umgesetzt worden ist.

Neuer wolfsabweisender Zaun in Forbach für rund 30.000 Euro

„Dabei tun wir alles, um unsere Zäune auszubessern“, sagt Wiederrecht. Allein in diesem Jahr haben die Ziegenfreunde für knapp 30.000 Euro einen neuen, 1,2 Meter hohen Zaun mit 8.000 Volt Spannung nahe der Ebet-Mühle in Bermersbach errichten lassen. Gefördert wurde der Bau durch das Land.

Somit haben laut Wiederrecht aktuell 7,5 der 50 Hektar Weideflächen des Vereins einen wolfsabweisenden Grundschutz. Bis der aber überall hergestellt sei, dauere es voraussichtlich noch zwölf bis 15 Jahre, so Wiederrecht.

Mehr beziehungsweise schneller geht der Ausbau einfach nicht.
Hans-Jörg Wiederrecht, Vorsitzender Ziegenfreunde

Denn der Förderrahmen pro Jahr und „Betrieb“ liege bei maximal 30.000 Euro. Den hätten die Ziegenfreunde 2022 nahezu vollständig ausgenutzt. „Mehr beziehungsweise schneller geht der Ausbau einfach nicht“, erklärt Wiederrecht.

Umso ärgerlicher sei es, dass jüngst die beiden Ziegen in einem Bereich gerissen wurden, den man noch nicht mit wolfsabweisenden Zäunen ausgerüstet habe. Weil diese für eine finanzielle Entschädigung vom Land vorausgesetzt sind, gehe der Verein jetzt leer aus, erläutert Wiederrecht. „Solche Vorfälle werden sich in Zukunft immer mehr häufen, wenn sich der Wolf zunehmend ausbreitet.“

Wildtierexperte: Entwicklung der Wolfspopulation schwer vorhersehbar

Wildtierexperte Martin Hauser sagt dagegen: Es sei unmöglich vorherzusagen, wie sich die Wolfspopulation rund um den seit 2017 im Nordschwarzwald sesshaften Rüden GW852m entwickeln werde. Zugleich könne er Wiederrechts Frust aber nachvollziehen.

„Damit Tierhalter den wolfsabweisenden Grundschutz schneller umsetzen können, sollten die Regeln bei der Förderung angepasst werden.“ Für die Höhe der Gelder müsse demnach eher die Weidefläche als Maßstab gelten als eine feste Summe pro Betrieb, erklärt er.

Hauser appelliert an die Nutztierhalter, „jetzt nicht aus Frust aufzugeben, sondern dranzubleiben und Verbesserungsvorschläge an die Politik zu machen“.

Hans-Jörg Wiederrecht von den Ziegenfreunden kündigt derweil an, mit den Vereinsmitgliedern über die Zukunft zu beraten. Und dabei zu hinterfragen, wie es mit dem Verein und seinen rund 90 Ziegen weitergehen soll. Denn: „Für uns Nutztierhalter haben sich die Rahmenbedingungen völlig verändert.“

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