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Warum die Pfarrkirche St. Antonius in Herrenwies eine Ausnahmeerscheinung ist

Das katholische Gotteshaus St. Antonius in Herrenwies wurde in den Jahren 1896 bis 1898 erbaut und ist die einzige Kirche im Nationalpark Schwarzwald. Nicht nur deshalb ist sie eine Kuriosität.

seitliche Ansicht einer Kirche mit Baugerüst am Kirchturm
Pfarrkirche Herrenwies, Seitenansicht Foto: Beatrix Ottmüller

Von Beatrix Ottmüller

St. Antonius besteht aus einem Sandstein-Schichtmauerwerk, im Innenraum ist Holz viel verarbeitet, das in den Farben blau und rot ausgelegt ist. Ende der 70er-Jahre wurde das Gebäude gründlich renoviert und auf den liturgischen Stand der Zeit gebracht. Die Pfarrei St. Antonius reicht vom Scherrhof im Baden-Badener Stadtwald über die Bühlerhöhe bis zum Sendeturm der Hornisgrinde und umfasst die Orte Herrenwies und Hundsbach.

Besonders an St. Antonius ist jedoch sein Eigentümer. Das Gotteshaus und das Grundstück, auf dem es erbaut ist, gehören dem Land Baden-Württemberg. Dass es dazu kam, hat historische Hintergründe und geht auf den französischen Herrscher Ludwig XIV. und den Feldherrn Napoleon zurück.

Der Sonnenkönig eroberte einst die linksrheinischen deutschen Gebiete und integrierte sie in den französischen Staat. Diese völkerrechtliche Verletzung bedeutete für deutsche Fürsten eine Enteignung, also einen Verlust von Land und Besitz. Im Jahr 1803 beschloss Napoleon, der damals halb Europa erobert hatte, dass die linksrheinischen Gebiete in Staatsbesitz bleiben sollten. Als Ausgleich wurden den deutschen Fürsten Besitztümer der Kirche auf rechtsrheinischer Seite zugesprochen.

Zahlreiche Kirchen gingen so in den Besitz des Landes über. Viele davon wurden jedoch im Laufe der Zeit wieder zurückerworben. St. Antonius in Herrenwies, die Klosteranlage und das Münster Schwarzach und das Kloster Lichtental verblieben jedoch bis heute in Landesbesitz.

Pfarrkirche Herrenwies, Seitenansicht mit Baum, Baugerüst und Gedenkstein
Pfarrkirche Herrenwies, Seitenansicht mit Baum und Baugerüst Foto: Beatrix Ottmüller

Hochzeiten gibt es nur noch für die Gemeinde

Als das ursprüngliche Kirchengebäude in Herrenwies Ende des 19. Jahrhunderts zu klein wurde, war das Land verpflichtet einen Neubau zu realisieren. Lediglich das Pfarrhaus in Herrenwies, das bis in die 1970er-Jahre genutzt wurde, gehörte der Katholischen Kirche. In St. Antonius finden heute lediglich einmal im Monat an Samstagen ab 18:30 Uhr Gottesdienste statt. Diese sind sehr beliebt. „Es kommen regelmäßig Besucher aus Forbach, Bühlertal und Altschweier“, sagt Pfarrer Sebastian Marcolini.

Zudem fänden Gäste des Herrenwieser Campingplatzes und Gruppen der Jugendherberge den Weg zu den Messen. Es sei immer ein sehr gemischtes Publikum. Viele nutzten den Samstagabendtermin gerne, andere würden den Besuch mit einem Ausflug ins Höhengebiet verbinden. Hochzeiten gebe es in St. Antonius aktuell nicht mehr, sagt der Pfarrer, der Aufwand sei einfach zu hoch. Lediglich Gemeindemitglieder kämen in den Genuss, sich in der schönen Kirche trauen zu lassen.

Frontansicht einer Kirche in Herrenwies mit Baugerüst an der Seite
Frontansicht der Pfarrkirche Herrenwies Foto: Beatrix Ottmüller

Die weithin sichtbare Kirche ist gut in Schuss. Lediglich eine Blechverwahrung einer Ecke der Deckung der Turmspitze musste jetzt repariert werden. Diese hatte ein Sturm im Februar abgerissen. Es musste ein Gerüst gestellt werden, um die Arbeiten am Kirchturm auszuführen, sagt ein Sprecher des Amts Pforzheim von Vermögen und Bau Baden-Württemberg, eine Serviceeinrichtung für alle Leistungen rund um die Immobilien des Landes. Weitere Arbeiten stünden vorerst nicht an. Der Abbau des Gerüsts sei bereits in Auftrag gegeben.

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