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Hoffen auf Wiedereröffnung

Forbacher Gastronom kämpft sich nach schwerer Corona-Infektion ins Leben zurück

Der Landgasthof „Murgtäler Hof“ ist seit knapp zwei Jahren geschlossen. Der Juniorwirt Michael Holm bekam zu Beginn der Pandemie Corona und kann seither nicht mehr arbeiten.

Ort der Begegnung: Der „Murgtäler Hof“ ist das Elternhaus von Renate Holm und wird bereits in vierter Generation geführt.
Ort der Begegnung: Der „Murgtäler Hof“ ist das Elternhaus von Renate Holm und wird bereits in vierter Generation geführt. Foto: Nora Strupp

130 Jahre lang war der Landgasthof „Murgtäler Hof“ in Langenbrand ein Ort der Begegnung, in dem mehrere Generationen ausgiebig gegessen, gefeiert und gelacht haben. Doch seit April 2021 ist die von Renate Holm und ihrem Sohn geführte Traditionsgaststätte geschlossen.

Eine schwere Corona-Infektion hat das Leben von Juniorwirt Michael Holm komplett auf den Kopf gestellt. Nun kämpft er sich zurück – und hofft, den Betrieb irgendwann wieder öffnen zu können.

Angefangen habe es mit Corona-Symptomen, die einer starken Grippe ähnelten. „Von einem Tag auf den anderen ging es mir dann rapide schlechter“, erinnert sich der 58-Jährige. Als er nicht mehr ansprechbar war, rief seine Mutter Renate (80) den Notarzt. Michael Holm wurde in die Klinik nach Karlsruhe gebracht, wo er sieben Wochen lang im Koma lag.

Er hatte hohes Fieber, drei Hirnblutungen und Organversagen. Es war furchtbar.
Renate Holm, Mutter

„Er hatte hohes Fieber, drei Hirnblutungen und Organversagen. Es war furchtbar“, schildert Renate Holm, die täglich um das Leben ihres Sohnes bangte. „Ich kann gar nicht sagen, wie viele Schläuche aus ihm rausgehangen sind.

Am zweiten Tag meinte der Arzt, dass wir die lebenserhaltenden Geräte abschalten sollten, aber ich habe mein Okay nicht gegeben.“ Nur dem entschiedenen Widerspruch von Renate Holm ist es zu verdanken, dass der gelernte Koch heute noch am Leben ist.

Im Juli 2021 wurde Holm von Karlsruhe nach Löwenstein (Landkreis Heilbronn) in eine Fachklinik für Lungenerkrankungen verlegt und von dort einen Monat später nach Backnang in eine Wohngemeinschaft für Intensivpatienten. Im April dieses Jahres begann er schließlich eine Reha in Gernsbach. Mittlerweile geht es ihm zwar wieder besser, doch gesund ist er noch lange nicht.

131 Jahre „Murgtäler Hof“

Der „Murgtäler Hof“ in der Langenbrander Straße 42 wurde 1891 von Renate Holms Großeltern – Wilhelm und Barbara Wörner – gebaut.

Danach hat Renate Holms Mutter Emma Gerstner den Landgasthof übernommen. Schließlich führte Renate Holm mit ihrem Mann Werner den Betrieb weiter. Mittlerweile leitet Michael Holm mit seiner Mutter die Traditionsgaststätte mit Fremdenzimmern in vierter Generation.

„Meine rechte Hand ist so gut wie total gelähmt und an der linken Hand kann ich nur drei Finger bewegen.“ Auch Lungenprobleme begleiten ihn bis heute: Treppenlaufen sei schwierig.

„Und wenn ich zehn bis zwanzig Minuten gelaufen bin, komme ich mir vor, als ob ich einen Marathon hinter mir hätte.“ Zudem sei sein Kurzzeitgedächtnis nicht mehr so gut wie früher.

Michael und Renate Holm.
Hoffen auf eine baldige Wiedereröffnung des „Murgtäler Hofs“: Michael und Renate Holm. Foto: Nora Strupp

An eine Wiedereröffnung des „Murgtäler Hofs“ und des „Murgtäler’s Gewürzlädle“, das er bis zu seiner Corona-Infektion ebenfalls betrieben hat, ist aktuell also nicht zu denken. „Solange ich die rechte Hand nicht bewegen und noch nicht mal ein Schnitzel schneiden kann, kann ich gar nichts machen.“

Fremdenzimmer sind renovierungsbedürftig

Darüber hinaus seien vor einem Neustart des gastronomischen Angebots noch einige Arbeiten am Gebäude vorzunehmen. „Das Flachdach ist undicht“, erläutert Michael Holm.

Dadurch seien auch die Fremdenzimmer renovierungsbedürftig. Doch zunächst liegt der Fokus weiterhin auf seiner Gesundheit. Ergotherapie und Krankengymnastik sollen Holm wieder zu alter Stärke verhelfen. „Aber man muss Geduld haben“, weiß er.

Dass der Landgasthof seit über einem Jahr geschlossen ist, schmerzt das Mutter-Sohn-Gespann. „Der Kontakt zu den Menschen fehlt“, erzählt Renate Holm. Der „Murgtäler Hof“ sei zudem ihr Elternhaus, erbaut von ihren Großeltern 1891. „Man hängt schon dran.“

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Wo oder bei wem sich Michael Holm mit Corona infiziert hat, darüber kann er nur mutmaßen. „Es muss hier im ,Murgtäler Hof‘ passiert sein, als die Leute ihr Essen abgeholt haben.“

„Oder beim Einkaufen“, ergänzt seine Mutter. Geimpft war er zum Zeitpunkt seiner Infektion noch nicht, da er in den ersten Monaten der Impfkampagne aufgrund seines Alters und fehlender Vorerkrankungen in keine der Priorisierungsgruppen fiel.

Hätte er damals die Gelegenheit gehabt, „hätte ich mich auf jeden Fall impfen lassen“, versichert er. Das hat er nun nachgeholt. Vor wenigen Wochen hat er seine dritte Corona-Impfung erhalten.

Freunde und Bekannte gaben dem Wirt Kraft

Kraft in dieser schwierigen Zeit geben ihm seine Freunde und Bekannte, die an Weihnachten 2021 eine ganz besondere Überraschung für ihn auf die Beine gestellt haben. Mittels einer Spendenaktion kam innerhalb weniger Tage eine niedrige fünfstellige Summe zusammen.

„Viele von uns kennen euch schon ein Leben lang. Euer Gasthaus ist ein Ort der Begegnung. Nicht nur zu Familienfesten, Stammtischen und an Feiertagen waren wir bei euch zu Besuch.

Auch als Freunde sind wir in eurem Haus ein- und ausgegangen. Gemeinsam haben wir viele schöne Momente erlebt. Dafür habt ihr aber auch auf vieles verzichtet. Jeder Einzelne von uns verbindet schöne Erinnerungen mit euch. Daher wollen wir einen Bruchteil dessen, was ihr uns gegeben habt, zurückgeben. Michael, wir hoffen, dass du bald wieder gesund wirst und wir wieder gemeinsam mit dir lachen können. Liebe Grüße. Eure Freunde“, steht auf einer Karte geschrieben.

Daneben klebt eine beachtlich lange Liste mit über 200 Namen, die sich an der Aktion beteiligt haben. „Man hat das Gefühl, man ist nicht allein“, findet Renate Holm Trost in den warmen Worten.

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