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Weniger Fläche, kleinere Herde

Ziegenfreunde Bermersbach ziehen wegen zunehmender Wolfsattacken Konsequenzen

Die Ziegenfreunde Bermersbach wollen wegen der zunehmenden Wolfsattacken in der Region Maßnahmen ergreifen. Dazu gehört, die Herden zu verkleinern.

Die Ziegenhaltung leistet einen wichtigen Beitrag zur Offenhaltung der Wiesentäler. Doch die vierbeinigen Landschaftspfleger sind immer wieder vom Wolf bedroht.
Die Ziegenhaltung leistet einen wichtigen Beitrag zur Offenhaltung der Wiesentäler. Doch die vierbeinigen Landschaftspfleger sind immer wieder vom Wolf bedroht. Foto: Markus Mack

Für die Ziegenfreunde Bermersbach war es kein einfaches Jahr. Drei tote Ziegen hatte der Verein zu beklagen. Während bei dem einen Tier im August mittels DNA-Proben ein Hund als Übeltäter ausgemacht werden konnte, gehen die zwei anderen Ziegen im Oktober auf das Konto des Wolfsrüden GW852m.

Seit 2017 ist dieser im Nordschwarzwald sesshaft. Um noch größeren Schaden abzuwenden, will der Verein jetzt Maßnahmen ergreifen.

Laufzeit für Pachtverträge beträgt fünf Jahre

„Die Ziegenfreunde werden ihre bestehende Herde und die Flächen verkleinern“, kündigt der erste Vorsitzende Hans-Jörg Wiederrecht an. Derzeit bestünden noch Verträge mit der unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts Rastatt, die regelt, welche Flächen in welchem Zeitraum gepflegt werden.

Die Laufzeit dieser Pflegeverträge beträgt laut Wiederrecht fünf Jahre. Sie laufen Ende 2025 aus. „Zum großen Teil werden wir sie nicht verlängern.“ Der Verein der Ziegenfreunde Bermersbach soll jedoch weiterhin bestehen bleiben, versichert Wiederrecht.

Da es sich bei den durch die Ziegenfreunde beweideten Flächen um Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiete (FFH) handelt, gilt dort ein Verschlechterungsverbot. Bedeutet: Verschlechterungen der natürlichen Lebensräume und der Habitate der Arten sowie Störungen von Arten, für die die Gebiete ausgewiesen worden sind, sind zu vermeiden.

Ziegenfreunde sehen keine andere Möglichkeit

Wenn die Ziegenfreunde die Pflegeverträge für diese Areale auslaufen lassen, wären andere in der Pflicht: „Die Pflicht zur Pflege liegt dann beim Landschaftserhaltungsverband. Er muss gucken, dass er die Flächen in einem guten Zustand hält“, erläutert der erste Vorsitzende der Ziegenfreunde.

Bei den Weideflächen ist eine Verringerung von aktuell rund 55 Hektar auf circa 25 Hektar geplant. Die Ziegenherde soll in naher Zukunft von derzeit 85 Tieren auf 60 reduziert werden, die Muttertierherde von 25 auf zehn bis 15.

Vielleicht sind wir dann in sieben Jahren schon auf einem guten Stand.
Hans-Jörg Wiederrecht, Vorsitzender

Bei der jüngsten Aktivenversammlung hätten sich die Ziegenfreunde auf diese Vorgehensweise geeinigt, da dies das Einzige sei, „was wir noch für machbar halten“.

Verein ist dabei Weiden mit wolfsabweisendem Zaun auszurüsten

Seit Längerem ist der Verein dabei, die Weideflächen nach und nach mit einem wolfsabweisenden Zaun auszurüsten. Bis der aber überall hergestellt sei, dauere es aufgrund des jährlichen Förderrahmens in Höhe von maximal 30.000 Euro pro Betrieb voraussichtlich noch bis zu 15 Jahre, so Wiederrecht.

Eine zu lange Zeit, in der ein Teil der Ziegenherde ungeschützt ist und der Wolf noch weiter sein Unwesen treiben kann. Zumal das Aufstellen der wolfssicheren Zäune einen deutlichen Mehraufwand für Tierhalter bedeutet, „aber das sieht niemand“, beklagt Wiederrecht.

Durch die Verkleinerung der Herde und der Weidefläche erhoffen sich die Ziegenfreunde, dass sie in einem merklich kürzeren Zeitraum eine wolfssichere Umgebung schaffen können: „Vielleicht sind wir dann in sieben Jahren schon auf einem guten Stand.“

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