Die verstörenden Bilder gingen um die Welt: Polizisten schlagen auf wehrlose Menschen ein. Panik bricht aus. Homosexuelle werden festgehalten. In Uganda setzt die Regierung ihre Corona-Maßnahmen mit gnadenloser Härte durch. John Kiggundu ist Aushilfspfarrer in der Seelsorgeeinheit Forbach-Weisenbach. Er sitzt wegen der Corona-Krise in seinem Heimatland fest und macht sich große Sorgen.
„Die Polizei war sehr brutal“, bestätigt Kiggundu auf BNN-Anfrage. Aufnahmen zeigen, wie Polizisten auf Menschen einprügeln, die sich nicht an die Ausgangssperre halten. Auch Frauen sind unter den Opfern.
Polizeigewalt setzt Corona-Regeln brutal durch
„Viele Leute haben diese Methoden kritisiert“, berichtet Kiggundu, „auch die katholischen Bischöfe in ihren Predigten.“ Geändert hat sich dadurch offenbar wenig: „Leider gibt es noch immer Fälle, wo die Polizei Menschen brutal behandelt.“
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In dem ostafrikanischen Land gelten strenge Regeln. Versammlungen, Besuche und Gottesdienste sind verboten. Sogar das Autofahren war bis vor zehn Tagen nicht gestattet. „Nur Krankenwagen und Lkw, die Waren transportieren, durften auf die Straße“, sagt Kiggundu. Restaurants, Friseurgeschäfte und Fitnessstudios sind, wie zuvor in Deutschland, geschlossen.
Pfarrer sitzt in Uganda fest
Als Geistlicher arbeitet Kiggundu an Weihnachten und Ostern im Murgtal – normalerweise. Weil keine Flugzeuge fliegen dürfen, kann er Uganda nicht verlassen.
Vor vielen Jahren hatte er den Forbacher Pfarrer Thomas Holler beim Studium in Freiburg kennengelernt. Der Kontakt ist nie abgerissen. „Ich komme wieder, wenn alles in Ordnung ist“, kündigt Kiggundu an.
Strenge Kontaktbeschränkungen
Momentan hält sich der Priester in seiner Heimatstadt Mityana auf, eine Stunde westlich der Hauptstadt Kampala. Noch gibt es dort keinen bekannten Corona-Fall. Dennoch gilt auch für die 50.000 Einwohner strenge Kontaktbeschränkungen. „Außer meiner Verwandtschaft treffe ich niemanden“, berichtet Kiggundu.
Die Studenten, die er vor der Krise zu Priestern ausbildete, sind seit 18. März zu Hause. Rund 85 Prozent der Menschen in Uganda sind Christen – die meisten bekennen sich zur katholischen oder anglikanischen Kirche.
Unser Gesundheitssystem ist sehr schlecht.Pfarrer John Kiggundu
Noch breitet sich das Coronavirus laut Kiggundu nur langsam aus – weil die Regierung drastische Maßnahmen ergriffen hat. Die Aussichten sind dennoch bedrohlich: „Unser Gesundheitssystem ist sehr schlecht“, sagt Kiggundu, „unsere Krankenhäuser sind nicht gut ausgerüstet.“
Infizierte werden diskriminiert
Wer sich mit dem Virus infiziert, muss in Isolation. „Ich habe gehört, dass diese Menschen in ihrer Heimat diskriminiert werden“, erzählt der 59-Jährige.
Medienberichte, wonach Weiße als Verursacher der Pandemie stigmatisiert würden, kann Kiggundu dagegen nicht bestätigen: „Das habe ich noch nie gehört.“
Kontakt nach Weisenbach
Erst vor wenigen Monaten waren drei junge Weisenbacher nach Uganda gereist. Marco Krämer, sein Bruder Timo und Loris Strobel halfen beim Bau einer Schule in Kiggundus Heimat mit.
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An Unterricht ist in dem Land mit 35 Millionen Einwohnern derzeit nicht zu denken. Ein Wiedersehen mit John Kiggundu im Murgtal könnte es vielleicht an Weihnachten geben. Sicher ist in diesen Zeiten wenig – gerade in Uganda.