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Schilderungen aus Heimatland

Forbacher Pfarrer berichtet: Polizei in Uganda setzt Corona-Regeln brutal durch

Polizisten schlagen auf wehrlose Menschen ein. Panik bricht aus. Homosexuelle werden festgehalten. In Uganda setzt die Regierung ihre Corona-Maßnahmen mit großer Brutalität durch. John Kiggundu ist Aushilfspfarrer in der Seelsorgeeinheit Forbach-Weisenbach. Er sitzt wegen der Corona-Krise in seinem Heimatland fest und macht sich große Sorgen.

Brutale Einschüchterung: Die ugandische Polizei setzt die Einhaltung der Corona-Regeln mit Gewalt durch. Geistliche kritisieren diese Vorgehensweise.
Brutale Einschüchterung: Die ugandische Polizei setzt die Einhaltung der Corona-Regeln mit Gewalt durch. Geistliche kritisieren diese Vorgehensweise. Foto: Katumba

Die verstörenden Bilder gingen um die Welt: Polizisten schlagen auf wehrlose Menschen ein. Panik bricht aus. Homosexuelle werden festgehalten. In Uganda setzt die Regierung ihre Corona-Maßnahmen mit gnadenloser Härte durch. John Kiggundu ist Aushilfspfarrer in der Seelsorgeeinheit Forbach-Weisenbach. Er sitzt wegen der Corona-Krise in seinem Heimatland fest und macht sich große Sorgen.

„Die Polizei war sehr brutal“, bestätigt Kiggundu auf BNN-Anfrage. Aufnahmen zeigen, wie Polizisten auf Menschen einprügeln, die sich nicht an die Ausgangssperre halten. Auch Frauen sind unter den Opfern.

Polizeigewalt setzt Corona-Regeln brutal durch

„Viele Leute haben diese Methoden kritisiert“, berichtet Kiggundu, „auch die katholischen Bischöfe in ihren Predigten.“ Geändert hat sich dadurch offenbar wenig: „Leider gibt es noch immer Fälle, wo die Polizei Menschen brutal behandelt.“

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Sogar das Autofahren war in der Corona-Krise verboten

In dem ostafrikanischen Land gelten strenge Regeln. Versammlungen, Besuche und Gottesdienste sind verboten. Sogar das Autofahren war bis vor zehn Tagen nicht gestattet. „Nur Krankenwagen und Lkw, die Waren transportieren, durften auf die Straße“, sagt Kiggundu. Restaurants, Friseurgeschäfte und Fitnessstudios sind, wie zuvor in Deutschland, geschlossen.

Pfarrer sitzt in Uganda fest

Als Geistlicher arbeitet Kiggundu an Weihnachten und Ostern im Murgtal – normalerweise. Weil keine Flugzeuge fliegen dürfen, kann er Uganda nicht verlassen.

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Beliebter Pfarrer: John Kiggundu im Gespräch mit dem Weisenbacher Loris Strobel. Der 59-Jährige will bald wieder in das Murgtal zurückkehren. Foto: privat

Vor vielen Jahren hatte er den Forbacher Pfarrer Thomas Holler beim Studium in Freiburg kennengelernt. Der Kontakt ist nie abgerissen. „Ich komme wieder, wenn alles in Ordnung ist“, kündigt Kiggundu an.

Strenge Kontaktbeschränkungen

Momentan hält sich der Priester in seiner Heimatstadt Mityana auf, eine Stunde westlich der Hauptstadt Kampala. Noch gibt es dort keinen bekannten Corona-Fall. Dennoch gilt auch für die 50.000 Einwohner strenge Kontaktbeschränkungen. „Außer meiner Verwandtschaft treffe ich niemanden“, berichtet Kiggundu.

Die Studenten, die er vor der Krise zu Priestern ausbildete, sind seit 18. März zu Hause. Rund 85 Prozent der Menschen in Uganda sind Christen – die meisten bekennen sich zur katholischen oder anglikanischen Kirche.

Unser Gesundheitssystem ist sehr schlecht.
Pfarrer John Kiggundu

Noch breitet sich das Coronavirus laut Kiggundu nur langsam aus – weil die Regierung drastische Maßnahmen ergriffen hat. Die Aussichten sind dennoch bedrohlich: „Unser Gesundheitssystem ist sehr schlecht“, sagt Kiggundu, „unsere Krankenhäuser sind nicht gut ausgerüstet.“

Infizierte werden diskriminiert

Wer sich mit dem Virus infiziert, muss in Isolation. „Ich habe gehört, dass diese Menschen in ihrer Heimat diskriminiert werden“, erzählt der 59-Jährige.

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Essensausgabe an Bedürftige in Uganda Foto: Nalwadda

Medienberichte, wonach Weiße als Verursacher der Pandemie stigmatisiert würden, kann Kiggundu dagegen nicht bestätigen: „Das habe ich noch nie gehört.“

Kontakt nach Weisenbach

Erst vor wenigen Monaten waren drei junge Weisenbacher nach Uganda gereist. Marco Krämer, sein Bruder Timo und Loris Strobel halfen beim Bau einer Schule in Kiggundus Heimat mit.

Alle aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus im Überblick

An Unterricht ist in dem Land mit 35 Millionen Einwohnern derzeit nicht zu denken. Ein Wiedersehen mit John Kiggundu im Murgtal könnte es vielleicht an Weihnachten geben. Sicher ist in diesen Zeiten wenig – gerade in Uganda.

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