Ein Fuchs streift durch das Schaufenster einer Parfümerie? Gibt es nicht? Gibt es doch. So geschehen am Freitagmittag in der Gaggenauer Fußgängerzone.
Bereits am Vormittag wird das Wildtier an mehreren Stellen in der Innenstadt gesichtet. Und ist am Freitag zum Gesprächsthema Nummer eins in der Benz-Stadt geworden. In der Fußgängerzone zücken zahlreiche Passanten ihre Handys, als das irritierte Tier sich auf dem gläsernen Vordach des alten Eisenwerk-Gebäudes blicken lässt. Bei Polizei und Feuerwehr gehen mehrere Anrufe ein. Das Tier ist verletzt, wie sich später herausstellt.
Gegen 13 Uhr ist die mehrstündige Odyssee des auf etwa vier Monate geschätzten, unterernährten Jungfuchses beendet. Die Wildtierpflegestation Mittelbaden in Bischweier nimmt ihn in der Parfümerie Amica Niendorf (früher: Hoppenkamps) in der Hauptstraße in ihre Obhut.
Viele Passanten sehen den Fuchs in Gaggenau
Woher das Tier kam, ist unbekannt. Eine Möglichkeit ist, dass der Fuchs aus Richtung Michelbach am Waldfriedhof vorbei die Innenstadt erreicht. Dort wird er zunächst gegen neun Uhr in der Tiefgarage Murgufer von mehreren Passanten gesichtet.
Schlau wie ein Fuchs nach der Redensart nun mal ist, streift er dort nach einem Augenzeugenbericht minutenlang an den Wänden entlang und wechselt nicht die Seite – wie leicht hätte er sonst bei dem regen Verkehr in der Tiefgarage überfahren werden können.
In Höhe City-Kaufhaus nimmt er die Treppe nach oben – und begegnet wieder mehreren Passanten. Über den weiteren Weg des Fuchses in der Innenstadt gibt es nur vage Anhaltspunkte. Im Murgpark wird er aber ebenso gesichtet wie nahe der Gaststätte „Fumo“. Die meiste Aufmerksamkeit zieht er aber schließlich zur Mittagszeit in der Fußgängerzone auf sich.
Fuchs auf dem Vordach einer Parfümerie
Dort läuft er durch die geöffnete Tür in die Parfümerie, streift durch das Schaufenster und das Erdgeschoss und rennt anschließend in den ersten Stock, in dem sich die Behandlungsräume befinden. Da dort das Fenster offensteht, lässt sich der Fuchs auf dem gläsernen Vordach blicken – während sich unten in der Fußgängerzone schnell eine Menschentraube bildet.
Um das Tier zur Ruhe kommen zu lassen, schließen die engagierten Mitarbeiterinnen der Parfümerie das Füchslein im Behandlungsraum ein, stellen ihm vorher noch eine Schüssel Wasser bereit. Wovon der erschöpfte Reinecke Fuchs auch Gebrauch macht.
Nach zahlreichen Telefonaten und der Frage nach Zuständigkeiten ist letztlich die Wildtierpflegestation Mittelbaden, die ihr Gelände in Bischweier hat, schnell zur Stelle.
Anja und Gerhard Starck nehmen das verängstigte Tier in ihre Obhut. Sichtbar ist eine eitrige Wunde am rechten Hinterlauf, wohl von einem Hund oder einem anderen Fuchs zugefügt. In der Wildtierpflegestation wird der Fuchs nunmehr medizinisch behandelt und auch aufgepäppelt, ehe er bald wieder in die Freiheit entlassen werden soll.
Wildtierpflegestation Mittelbaden
Die Wildtierpflegestation Mittelbaden kümmert sich um verletzte, verwaiste und hilfsbedürftige einheimische Wildtiere. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Im Notfall ist sie unter (0171) 4173005 erreichbar.