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Gewerkschaft

Führungsfrage bei der IG Metall: Schlechte Karten für Roman Zitzelsberger

Lange standen die Zeichen bei der IG Metall in Richtung einer Doppelspitze, bei der auch der baden-württembergische Bezirkschef Roman Zitzelsberger zum Zug kommen sollte. Warum das jetzt aber unwahrscheinlich geworden ist.

Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter und Verhandlungsführer der IG Metall Baden-Württemberg, gibt vor Beginn der Tarifverhandlungen der Metall- und Elektroindustrie ein Pressestatement.
Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, gilt nach erfolgreichem Pilotabschluss als Kandidat für den Bundesvorsitz der IG Metall. Foto: Christoph Schmidt/dpa

Die Führungsfrage in der IG Metall spitzt sich zu. Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung soll die IG Metall im Bund ab Herbst voraussichtlich von Christiane Benner als alleiniger Vorsitzender geführt werden.

Die Zeitung beruft sich auf Teilnehmer einer Vorstandssitzung. Eine Satzungsänderung, die den Weg für den baden-württembergischen Bezirksvorsitzenden Roman Zitzelsberger als gleichberechtigten Co-Vorsitzenden freigemacht hätte, fand demnach in der Sitzung des Gremiums an diesem Montag keine Mehrheit.

Roman Zitzelsberger äußert sich nicht

Die IG Metall dementierte den Bericht nicht. Auf Anfrage hieß es in einer gleichlautenden schriftlichen Stellungnahme aus Frankfurt und Stuttgart lediglich, „für die Position der beiden Vorsitzenden soll feststehen, dass mindestens eine davon von einer Frau besetzt wird“.

Von Zitzelsberger gab es keine persönliche Stellungnahme. Der gebürtige Ettlinger und langjährige Gaggenauer Bevollmächtigte hatte im vergangenen Jahr den Pilotabschluss in der Metall- und Elektrobranche erfolgreich abgeschlossen und gilt als ausgewiesener Tarifexperte.

Ob er als Zweiter Bundesvorsitzender hinter Christiane Benner zur Verfügung stünde, blieb offen. Eine finale Abstimmung über die Satzungsfrage steht nach Informationen dieser Zeitung aber noch aus.

Personaltableau soll bis Sommer stehen

Der Vorstand wolle für die Delegierten des Gewerkschaftstags vor der Sommerpause einen Vorschlag zum Personaltableau der zu wählenden Führung der IG Metall erarbeiten, hieß es in der Erklärung der IG Metall weiter. Die Delegierten des IG Metall-Gewerkschaftstags treffen sich vom 22. bis 26. Oktober in Frankfurt, um über ihre künftige Führung abzustimmen. Der bisherige Vorsitzende Jörg Hofmann scheidet dann aus Altersgründen aus.

Der IG Metall-Vorstand will den Delegierten demnach zudem eine Verkleinerung des Führungsgremiums vorschlagen. Künftig sollten fünf statt bislang sieben Kolleginnen und Kollegen als geschäftsführende Vorstandsmitglieder gewählt werden, hieß es in der Erklärung nach der Sitzung vom Montag.

Die Führungsspitze der IG Metall und ihr bisheriger Vorsitzender Hofmann sendeten bislang Signale in Richtung einer künftigen Doppelspitze. Nach einem erneuten Mitgliederschwund strebe Deutschlands größte Einzelgewerkschaft eine Doppelspitze an, wie sie unter anderem bei politischen Parteien wie SPD, Grünen oder Linken etabliert ist, hieß es noch im Januar.

Kritik an Doppelspitze

Die bisherige Zweite Vorsitzende Christiane Benner zeigte sich damals bereit, auch in einem Duo weiterhin Führungsverantwortung zu übernehmen. „Wenn ich mir das nicht vorstellen könnte, würde ich nicht dafür werben“, sagte die 54-Jährige im Januar in Frankfurt auf eine entsprechende Frage der Nachrichtenagentur dpa.

Damals lautete die Einschätzung, dass im Herbst der gebürtige Ettlinger Zitzelsberger zu Benners Co-Vorsitzendem gewählt werden könnte. Laut Süddeutscher Zeitung wuchs jetzt aber intern die Kritik an dem Plan, ausgerechnet dann eine Satzungsänderung vorzunehmen, wenn zum ersten Mal eine Frau an die Spitze rücken könnte.

Nach Informationen dieser Zeitung gab es im Vorstand die Meinung, dass es auch in den jetzigen Strukturen schon die Möglichkeit für gleichberechtigtes Führen gebe. Andere störten sich an der empfundenen Unruhe, die dies in die Organisation bringen würde.

Traditionell aus zweiter in erste Reihe

Bislang ist die Struktur der IG Metall im Bund wie im Land klar in die Positionen des oder der Ersten und Zweiten Vorsitzenden gegliedert. Die Machtfülle liegt dabei klar beim Ersten Vorsitzenden, der die Gewerkschaft nach außen vertritt.

Traditionell rückt in der Nachfolge dann der oder die Zweite Vorsitzende nach oben – in diesem Fall Christiane Benner. So wurde dies selbst in Zeiten des verhärteten Machtkampfes um die Nachfolge des damaligen IG Metall-Chefs Klaus Zwickel im Jahr 2003 beibehalten.

Damals rückte zunächst der Zweite Vorsitzende Jürgen Peters nach. Der damalige Bezirksvorsitzende Berthold Huber aus Baden-Württemberg hatte nach zähem Machtkampf auf eine Kandidatur verzichtet, wurde danach aber aus der Position des Zweiten Vorsitzenden heraus zum Nachfolger seines Widersachers Peters.

Die Führungsrolle hatte er dann von 2007 bis 2013 inne – und konnte in dieser Zeit der Weltwirtschaftskrise entscheidende Akzente setzen.

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