Nachdem die Infektionszahlen weiter sinken, kommen nun erste Lockerungen des Lockdowns. Ab dem 1. März dürfen Friseursalons wieder öffnen. Doch während bei den einen Erleichterung vorherrscht, überwiegt bei anderen Unverständnis darüber, warum die Lockerung nur für Friseure gilt und andere Dienstleitungs- und Einzelhandelunternehmen mit ähnlichen Hygienekonzepten weiter geschlossen bleiben müssen.
Auch Gaggenauer Friseure und Friseurinnen sind zwiegespaltener Meinung. Zwar ist die Freude, endlich wieder den Beruf ausüben zu dürfen groß, doch die finanziellen Verluste sind noch immer groß und die Gefahr, Mitarbeiter und Laden nicht halten zu können, noch nicht gebannt. Einige von ihnen halten die Öffnung auch für ungerecht gegenüber anderen Branchen. Doch zunächst konzentrieren sie sich darauf, der großen Nachfrage an Terminen gerecht zu werden und freuen sich auf die Rückkehr der Kunden.
Tanja Döppel, Friseurmeisterin und Inhaberin des Gaggenauer Friseursalons Cut-it berichtet von einer „wahnsinnig großen Nachfrage“ an Terminen. Die ersten beiden Wochen seien bereits komplett ausgebucht und das, obwohl die Öffnungszeiten verlängert wurden. Durch die Begrenzung der Personen pro Quadratmeter dürfen nur drei Mitarbeiterinnen gleichzeitig arbeiten.
Dennoch hat Döppel vor, den Betrieb ohne Schichtarbeit aufrecht zu erhalten. Sie beruft sich auf ihre Erfahrungen aus dem vergangenen Frühjahr, als die Corona-Beschränkungen bereits angewandt wurden und die Situation ähnlich war. Damals musste sie ihre Preise um einen sogenannten Corona-Zuschlag erhöhen, um die zusätzlich anfallenden Kosten zu decken. Jetzt sei die finanzielle Situation zwar nochmals schwieriger; dennoch will sie es bei der Preiserhöhung vom Frühjahr belassen, soweit irgend möglich.
Unverständnis, warum nur Friseure öffnen dürfen
Tanja Döppel betont, sie sei froh und dankbar über die Öffnung, finde „es aber nicht in Ordnung, dass nur Friseure öffnen dürfen.“ Sie hält es für nicht gerechtfertigt, dass beispielsweise Kosmetik- und Nagelstudios noch geschlossen bleiben. Schließlich hinge gerade in einer Kleinstadt wie Gaggenau alles zusammen. Läden unterschiedlicher Branchen seien aufeinander angewiesen.
Ähnlich sieht das auch die Chefin des Salon Lang, Christine Kalmbacher. Sie ist besorgt, die alleinige Öffnung der Friseursalons könnte zu schlechter Stimmung zwischen den verschiedenen Branchen führen. Sie versteht, dass sich Vertreter der Gastronomie, des Einzelhandels und Inhaber von Kosmetik- und Nagelstudios benachteiligt fühlen und hofft, dass auch diese bald öffnen dürfen.
Gerade ist sie schwer damit beschäftigt, die eingehenden Terminanfragen zu koordinieren und der hohen Nachfrage gerecht zu werden. „Die meisten Kunden freuen sich wahnsinnig auf einen Haarschnitt“, berichtet sie. Einige, insbesondere ältere Kunden seien jedoch noch zurückhaltend. Diesbezüglich nimmt Frau Kalmbacher eine Veränderung gegenüber der ersten Wiedereröffnung wahr: „Die Leute sind vorsichtiger geworden.“ Neben der größeren Vorsicht sieht sie einen Grund für die Veränderung auch bei den Friseuren, die trotz des Verbotes weiterhin Haare geschnitten haben. Diese stellten ganz klar eine Konkurrenz für Friseurläden, die sich an die Regeln hielten, dar.
Ihre Freude, wieder aufmachen zu dürfen sei groß, aber getrübt von der großen Unsicherheit, die weiterhin vorherrsche. Dazu tragen die sich immer wieder ändernden Regeln und die Ungewissheit darüber, ob man nicht doch bald wieder schließen müsse, bei.
Persönlicher Kontakt eingeschränkt
Auch das Zwischenmenschliche leide unter den Beschränkungen. Den persönliche Kontakt mit den Kunden mag sie an ihrem Beruf besonders, durch die Masken erhalte dieser jedoch Einbußen. Dass alle Regeln genau eingehalten werden, ist Christine Kalmbacher sehr wichtig. Die Verantwortung, dies zu jeder Zeit sicherzustellen, sei jedoch belastend.
Obwohl sie es unbedingt vermeiden wollte, sieht sie sich angesichts der Anschaffungskosten von Hygieneartikeln und des deutlich geringeren Umsatzes gezwungen, ihre Preise wieder anzuheben.
Wie auch Christine Kalmbacher greift Inhaberin des Salons Stilissimo Elisa Vacca auf ein Schichtsystem zurück. Trotzdem werden in den ersten vier Wochen viele Überstunden notwendig sein. Um den besonderen Corona-Regeln gerecht zu werden, ist sie bereits gut ausgestattet mit Spuckschutz, Desinfektionsmittel und genug Platz, um den Mindestabstand gut einhalten zu können. Sie schafft es sogar, ohne Preiserhöhung durchzukommen.