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Regierung fordert zum Homeoffice auf

Gaggenauer IT-Experte zum Homeoffice: „Viele kleinere Firmen sind gegen Cyber-Attacken kaum gewappnet“

In der jüngsten Corona-Verordnung fordert die Regierung die Firmen auf, verstärkt im Homeoffice zu arbeiten. Der Gaggenauer IT-Experte Andreas Krög warnt auch vor Cyber-Attacken. Er gibt Tipps, wie sich Unternehmen besser schützen können.

Andreas Krög, Geschäftsführer der Gaggenauer Firma Team2Work.
Andreas Krög, Geschäftsführer der Gaggenauer Firma Team2Work. Foto: Verena Mayer-Kolbinger

Die Corona-Pandemie sorgt dafür, dass immer mehr Menschen im Homeoffice arbeiten. Die jüngste Corona-Verordnung der Regierung treibt den Trend weiter voran. Durch die Glasfaser- und Kupferkabel des Landes werden nun die Daten geleitet, die normalerweise abgeriegelt vom Internet durch interne Netzwerke fließen. Das macht die Firmen angreifbar für Cyber-Attacken und Hacker-Angriffe.

Der Gaggenauer IT-Experte Andreas Krög warnt, dass gerade kleine und mittlere Unternehmen in der Region nicht ausreichend gegen Schadprogramme gesichert sind. Er ist Geschäftsführer der Gaggenauer Firma team2work, die seit 16 Jahren Homeoffice-Systeme entwickelt.

Im Interview mit BNN-Redaktionsmitglied Adrian Mahler spricht Krög über die möglichen Folgen der Cyber-Attacken für Firmen, die Internet-Probleme im Homeoffice und den Homeoffice-Award, den seine Firma kürzlich verliehen hat.

Herr Krög, Sie haben vor Kurzem den sogenannten Homeoffice-Award an eine Firma aus Tamm bei Ludwigsburg verliehen. Was steckt hinter diesem Preis?
Andreas Krög

Mittlerweile fordert die Regierung Unternehmen verstärkt zum Homeoffice auf. Sind Firmen in der Region überhaupt richtig ausgerüstet, um Heimarbeit anbieten zu können?

Seit dem ersten Lockdown ist viel Zeit verstrichen. Nun ruft die Regierung Unternehmen verstärkt dazu auf, Homeoffice anzubieten, wenn es die Art der Tätigkeit zulässt. Inwiefern sind die Firmen in der Region überhaupt ausgerüstet, um Homeoffice anbieten zu können?
Krög

Große Unternehmen arbeiten schon lange mit mobilen Arbeitsplätzen. Die haben auch schon vor der Corona-Krise eine eigene und sichere Infrastruktur aufgebaut. Dazu gehören beispielsweise Laptops mit eigenen Anbindungen. Für diese Firmen ist es natürlich leicht, in der jetzigen Situation das Homeoffice zu vertiefen. Das Problem sind eher die ganz vielen kleinen Firmen, die sich vor Corona wenig Gedanken über das Thema Heimarbeit gemacht haben. Bisher war das ja auch nicht nötig. Ich stelle fest, dass oft weder das Know-how noch das Budget vorhanden ist, um eine hochwertige Lösung schnell umzusetzen. Hier werden leider oft Geräte aus dem normalen Hausgebrauch eingesetzt statt professionelle Geräte zu verwenden. Gefährlich wird es, wenn eine VPN-Verbindung zu lasch oder nicht korrekt eingerichtet wurde. Als VPN bezeichnet man den Zugriff vom heimischen Computer auf das Netzwerk der Firma.

Was sind die Folgen?
Krög

Durch falsch konfigurierte VPN-Verbindungen sind Tür und Tor ins Unternehmensnetz geöffnet. Es besteht die Gefahr, dass zum Beispiel Erpressungssoftware, Trojaner oder andere Schadprogramme vom heimischen Laptop in das Unternehmensnetz übertragen werden. Ebenso besteht die Möglichkeit, dass Hacker sich über das heimische Laptop als „Sprungbrett“ Zugriff auf Unternehmensdaten verschaffen. Viele kleine Firmen sind gegen Cyber-Attacken nicht gut gewappnet.

Was kann bei Cyber-Attacken im schlimmsten Fall passieren?
Krög

Cyber-Attacken können im schlimmsten Fall dazu führen, dass alle Daten verschlüsselt und nur gegen Lösegeld wieder entschlüsselt werden. Wie hart das ein Unternehmen trifft, ist unterschiedlich. Ein solcher Angriff würde einen Architekten, der alle seine Pläne digital gespeichert hat, in sehr große Schwierigkeiten bringen. Ein Installateur kann dagegen trotzdem noch beim Kunden arbeiten. Nicht nur der „Super-Gau“ kann unangenehm sein: Eine große Rolle spielt auch der Datenschutz. Der Unternehmer muss den sicheren Umgang mit personenbezogenen Daten in der Wohnung des Arbeitnehmers gewährleisten. Gibt es zum Beispiel eine Datenpanne und personenbezogene Daten gelangen nach außen, ist er gegenüber Dritten dafür haftbar.

Damit es nicht soweit kommt, müssen die Anzeichen eines Angriffs frühzeitig erkannt werden. Welche Tipps haben Sie da?
Krög

Trojaner und Co sind ohne die nötige Ausrüstung meist gar nicht zu erkennen. Erst wenn es zu spät ist, gibt der Angreifer sich zu erkennen. Professionelle Systeme zur Früherkennung kosten sehr viel Geld. Ein kleineres Unternehmen kann sich so etwas gar nicht leisten, geschweige denn richtig bedienen. Die Mitarbeiter-Schulung ist da wesentlich wichtiger. Grundsätzliche sollte man nicht überall draufklicken. Der Klassiker ist der Mailanhang. Wenn da zum Beispiel steht „Sie haben gewonnen“, wissen mittlerweile 80 Prozent der Leute, dass man da nicht draufklicken sollte. Es gibt aber Maschen, die wesentlich ausgereifter sind. Teils wird der Absender gefälscht. Das heißt, man erhält eine Mail, die auf den ersten Blick von einem Arbeitskollegen stammt. Dann sollte man zweimal überlegen, ob es vorher überhaupt ein Gespräch zu dem Thema in der Mail gegeben hat. Chefs müssen ihre Angestellten auch dafür sensibilisieren, bei so etwas genauer hinzuschauen. Die Folgen können sonst fatal sein.

Das Risiko ist groß, dass unter den vielen Menschen im Homeoffice nicht alle achtsam genug sind. Wie kann Homeoffice von Grund auf sicherer werden?
Krög

Firmen können beispielsweise einen Remote-Zugriff einrichten. Bei dieser Technik bleiben der Rechner und die Daten in der Firma. Angestellte steuern den Computer im Büro praktisch von zu Hause aus – wie eine Art Fernbedienung. Lediglich der Bildschirminhalt wird übertragen. Dabei kann es nicht passieren, dass Schad-Programme oder Hacker vom heimischen PC in das Unternehmensnetzwerk kommen.

Neben den Risiken hat Homeoffice auch Vorteile. Arbeitszeiten sind flexibler und Kontakte werden reduziert. Wird der Trend auch nach der Pandemie weiter anhalten?
Krög

Die Unternehmen, die das mobile Arbeiten schon vor der Pandemie genutzt haben, werden es nach der Pandemie fortführen. Viele, die es während Corona aufgezwungen bekommen, werden es danach aber nicht mehr verwenden. Der zwischenmenschliche Kontakt ist beim Arbeiten einfach sehr wichtig.

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