Skip to main content

Ukraine-Krieg als Hintergrund

Stadt will Gazprom-Standort in Gaggenau verhindern

Die geplante Gazprom-Erdgastankstelle in Gaggenau-Bad Rotenfels steht auf der Kippe. Wegen des Ukraine-Krieges will die Stadt das Projekt nicht mehr unterstützen. Doch der russische Energieriese plant, das Projekt zeitnah zur Genehmigung einzureichen.

Luftbild Gaggenau Gewerbegebiet Rotenfels
Offene Zukunft: Als Standort für die Erdgastankstelle von Gazprom wurde 2021 das Bad Rotenfelser Gewerbegebiet gewählt. Der Einfluss der Stadt ist nun begrenzt, um das Projekt zu verhindern. Foto: Nikolaus Hertweck

Die Planungen für eine Gazprom-Erdgastankstelle in Gaggenau nahmen 2021 immer konkretere Formen an. Als Standort fasste der russische Energieriese das Gewerbegebiet Bad Rotenfels ins Auge. Die Stadtwerke und die Ottenauer Firma Hurrle als Initiator trieben das Vorhaben ebenfalls voran. Die erste Erdgastankstelle von Gazprom in Mittelbaden schien nur eine Frage der Zeit zu sein.

Vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine hat sich die Situation aber gewandelt. „Wir unterstützen das Projekt nicht mehr“, sagt Sandra Müller von der Pressestelle der Stadt Gaggenau. Ursprünglich habe man für das sogenannte Erdgasverdichter-Gebäude neben der Tanksäule ein städtisches Grundstück zur Verfügung stellen wollen.

„Als Inhaberin dieses Grundstücks hat die Stadt aufgrund der aktuellen Situation entschieden, dieses nicht an Gazprom zu verkaufen“, betont Müller. Doch die eigentliche Zapfsäule ist auf der Fläche eines Privateigentümers geplant. Was bringt die Reaktion der Stadt dann überhaupt? Gazprom sei auf das Erdgasverdichter-Gebäude angewiesen, berichtet Müller. In diesem müssten nämlich notwendige Einrichtungen untergebracht werden.

Ohne technisches Gebäude funktioniert die Tankstelle nicht

Zum einen ein Verdichter, der den Druck des Erdgases erhöht. Im Leitungsnetz sei dieser nicht ausreichend. Zum anderen braucht es nach Aussage von Müller auch eine Art Vorratstank, damit mehrere Erdgasfahrzeuge innerhalb kurzer Zeit tanken können. Sie fasst zusammen: „Ohne das technische Gebäude ist die Tankstelle nicht funktionsfähig.“

Der Stadt sind die Hände gebunden.
Sandra Müller, Pressestelle Stadt Gaggenau

Ob es für Gazprom private Flächen als Alternative für den Bau des Gebäudes gibt, könne die Stadtverwaltung nicht beurteilen, erklärt Müller. Falls der Konzern ein Grundstück eines Privateigentümers erwerbe, „dann sind der Stadt die Hände gebunden“, betont Müller. Denn die Genehmigungsbehörde – ob die Stadt Gaggenau oder eine andere Behörde steht noch nicht fest – sei verpflichtet, anhand der rechtlichen Vorgaben über den Antrag zu entscheiden.

Wenn das Dokument von Gazprom alle Voraussetzungen für eine Genehmigung erfülle, müsse die Genehmigung erteilt werden. „Ein Ermessen besteht für die Behörde nicht“, betont Müller.

Stadtwerke-Chef Paul Schreiner sagt auf Nachfrage: „Wir müssen uns an Recht und Gesetz halten.“ Noch liege aber kein Bauantrag von Gazprom vor.

Anfrage bei der Pressestelle von Gazprom Europe in Berlin. „Die Planung des Projekts ist von unserer Seite bereits abgeschlossen“, heißt es. Der Bauantrag befinde sich derzeit beim TÜV zur Prüfung und werde anschließend bei den zuständigen Behörden zur Genehmigung eingereicht. „Nach der behördlichen Zusage wird die Erdgastankstelle gebaut.“ Die Frage, ob das Gebäude für den Erdgas-Verdichter auf einem Privatgrundstück erbaut werden soll, beantwortet Gazprom nicht.

Ferdinand Hurrle, Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens für Spezialtransporte, schätzt die Lage trotz der Aussage von Gazprom wie folgt ein: „Ich glaube eher nicht, dass die Gazprom-Tankstelle kommt.“ Wegen des Ukraine-Kriegs und der Rahmenbedingungen vor Ort in Bad Rotenfels hält er das für unwahrscheinlich. Zu letzterem macht er keine genaueren Angaben.

Ferdinand Hurrle weiterhin von Erdgas überzeugt

Die Ungewissheit über die Zukunft des Projekts tut Hurrles Begeisterung für Erd- und Biogas-Fahrzeuge aber keinen Abbruch. „Ich kriege das Gas für meine Fahrzeuge auch woanders her.“ Hurrle hat in seinem 40 Lkw umfassenden Fuhrpark derzeit neun Großfahrzeuge, die mit Erdgas betankt werden – mit steigender Tendenz. „Ich habe nur positive Erfahrungen gesammelt“, sagt er.

Hurrle und Stadtwerke-Chef Schreiner sind sich indes einig: Die Grundidee einer neuen Erdgastankstelle in Gaggenau sei insgesamt gut gewesen. So war beispielsweise geplant, die Tankstelle nicht personell zu besetzen; vielmehr könnten Tankkarten zum Einsatz kommen.

Zudem sollte die Tankstelle rund um die Uhr geöffnet sein – für alle Lkw- und Pkw-Fahrer mit Erdgasfahrzeugen als potenzieller Kundenkreis.

nach oben Zurück zum Seitenanfang