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Infoveranstaltung

Gernsbach stößt an Grenzen bei der Flüchtlingsunterbringung

Die geplante Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Gasthaus Lautenbach in Gernsbach-Lautenbach stößt auf Interesse der Bürger.

Das Bürgerhaus präsentierte sich im Rahmen der Informationsveranstaltung fast bis auf den letzten Platz gefüllt
Das Bürgerhaus präsentierte sich im Rahmen der Informationsveranstaltung fast bis auf den letzten Platz gefüllt Foto: Veronika Gareus-Kugel

Der Unmut über die Vorgehensweise der Stadt, zuerst das ehemalige Gasthaus Lautenfelsen zu kaufen und dann erst zu informieren, wurde bei der Informationsveranstaltung mehr als deutlich. Ein nahezu bis auf den letzten Platz gefülltes Bürgerhaus in Lautenbach bot die Kulisse dafür. Dennoch blieb der Diskus über weite Strecken sachorientiert.

Die Stadt Gernsbach rechnet bis auf Weiteres jährlich mit einer Zuweisung von 180 Flüchtlingen durch das Landratsamt. Und stößt damit an die Grenzen ihrer Unterbringungsmöglichkeiten. Neuesten Zahlen zufolge fanden im vergangenen Jahr insgesamt 170 ukrainische Flüchtlinge den Weg in die Stadt.

Davon wurden 44 Personen vom Landratsamt Rastatt überstellt. 126 Schutzsuchende kamen selbstständig, zum Teil über private Kontakte, nach Gernsbach. Die Zuweisung von Flüchtlingen anderer Nationalitäten beträgt 32 Personen.

Zahl „klassischer Flüchtlinge“ steige wieder an

Es sei festzustellen, dass die Anzahl „klassischer Flüchtlinge“ (etwa aus Afghanistan oder Syrien) wieder ansteige, führte Lina Knupfer (Integrationsbeauftragte der Stadt) aus. Sie warb zudem um Unterstützung Ehrenamtlicher bei der notwendigen intensiven Integrationsarbeit.

Wie bereits mehrfach berichtet, will die Kommune Brennpunkte und Containerdörfer vermeiden. Die Planungen laufen auf eine dezentrale Unterbringung der Schutzsuchenden auf Stadt und Ortsteile hinaus.

Der Lautenfelsen ist Teil dieser Strategie. Bis zu 55 Menschen können darin Unterschlupf finden: Familien mit Kindern oder Einzelpersonen. Über die dafür notwendigen Aus- und Umbauten informierte Bauamtsleiter Jörg Bauer bei der Veranstaltung.

Werde das Gebäude nicht mehr als Flüchtlingsunterkunft gebraucht, könne an dieser Stelle bezahlbarer Wohnraum entstehen, stellte Bürgermeister Julian Christ (SPD) in Aussicht.

Die Stadt Gernsbach kauft das ehemalige Gasthaus Lautenfelsen, um dort Flüchtlinge unterzubringen.
Die Stadt Gernsbach kauft das ehemalige Gasthaus Lautenfelsen, um dort Flüchtlinge unterzubringen. Foto: Stephan Juch

Die Diskussionsteilnehmer zeigten sich skeptisch. Auch Lina Knupfer konnte Vorbehalte nicht gänzlich ausräumen. Die meisten im Anschluss danach gefragten Diskussionsteilnehmer wollen sich dem gegenüber was kommt offen und abwartetend verhalten. Handelt es sich um Familien mit Kindern, damit könne man leben, meinten Michaela und Thomas Felgner. Das Wohnhaus des Ehepaars befindet sich direkt hinter dem Lautenfelsen.

Das Paar fühlte sich zwar zum Veranstaltungsende informiert, jedoch von der Stadt nicht mitgenommen. Zwei Lautenbacher, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchten, stellten Überlegungen an, ob es von nun an so weitergehe. Auch das Gasthaus Sonne stünde zum Verkauf.

Umfangreiche Palette an Diskussionspunkten

Eine umfangreiche Palette an Diskussionspunkten wurde abgearbeitet. Nicht immer bekamen die Fragenden die gewünschte Antwort.

Eine Mutter nahm die Fragerunde zum Anlass, die gesamte Misere der Schüler- sowie der Kindergartenkinderbeförderung anzusprechen. Ebenso wie die Tatsache, dass aktuell kein Betreuungsplatz im Kindergarten Scheuern frei sei.

Eine andere Fragestellerin meinte: „Wäre es dann nicht sinnvoller, Betreuungsräumlichkeiten in Lautenbach zu reaktivieren?“ Ebenfalls ein Diskussionsteilnehmer verwies darauf, dass im Ort Möglichkeiten der Freizeitbeschäftigung fehlen würden. Die Vereine könnten nicht alles abdecken. Diesen würden ebenso zunehmend die Ressourcen fehlen. Gleichfalls Applaus erntete die Forderung nach einer fairen Verteilung der Zuweisungen über das Stadtgebiet hinweg.

„Die Aufnahme ist eine Pflichtaufgabe für uns“, so der Bürgermeister auf Nachfrage aus dem Publikum, warum sich die Stadt der Flüchtlingsaufnahme nicht verweigere. Mit seinem eindeutigen Appell: „Wir alle sind Gernsbach“, meldete sich Gemeinderat Rudi Seifried zu Wort und warb um vorurteilsfreie Hilfe bei der von außen an die Stadt heran gestellten Aufgaben.

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