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Entscheidung liegt beim Kreistag

Ausschuss empfiehlt Schließung der Handelslehranstalt in Gernsbach

Für die Zukunft der Handelslehranstalt in Gernsbach ist eine weitere Weiche gestellt. Der Ausschuss für Schulen und Kultur empfiehlt dem Kreistag, sie zu schließen. Dessen Entscheidung steht jedoch noch aus.

Es wird konkret: In drei Wochen berät der Kreistag über die Zukunft der Handelslehranstalt in Gernsbach. Der Schulausschuss empfiehlt, sie zu schließen.
Es wird konkret: In drei Wochen berät der Kreistag über die Zukunft der Handelslehranstalt in Gernsbach. Foto: Reinhold Bauer

Der 18. Mai ist der Tag der Entscheidung: Dann bestimmt der Rastatter Kreistag, ob die Handelslehranstalt (HLA) in Gernsbach erhalten oder geschlossen wird. Eine Weiche hat der Ausschuss für Schulen und Kultur am Dienstagnachmittag gestellt.

Er empfiehlt den Kreisräten, die HLA zu schließen und ihre Bildungsangebote auf Schulen in der Umgebung zu verteilen. Das hat er nach einer öffentlichen Vorberatung mehrheitlich beschlossen.

Der Gernsbacher Bürgermeister und SPD-Kreisrat Julian Christ gibt die Hoffnung noch nicht auf. Er will bis zur Abstimmung die Werbetrommel für die Schule rühren. Er wünscht sich noch immer einen „echten Entwicklungsprozess“ aus der Schule heraus, der ihr Profil schärft und ihr Image verbessert.

Das sind nicht irgendwelche Nummern, sondern das sind Schüler.
Christine Schwab, stellvertretende Schulleiterin

Auch die stellvertretende Schulleiterin Christine Schwab wartet den Beschluss im Mai ab. Im Ausschuss hat sie ein emotionales Plädoyer für ihre Schule gehalten. „An den Zahlen kann ich nichts ändern“, sagte sie. Doch „das sind nicht irgendwelche Nummern, sondern Schüler, die bei uns eine Chance haben, die sie an anderer Stelle nicht hätten. Das ist meine feste Überzeugung.“

Seit Jahren sinkt die Schülerzahl: Im laufenden Schuljahr hat die Handelslehranstalt in Gernsbach nur noch 326 Schüler.
Seit Jahren sinkt die Schülerzahl: Im laufenden Schuljahr hat die Handelslehranstalt in Gernsbach nur noch 326 Schüler. Foto: BNN-Infografik

Die HLA biete ihnen auch bei widrigen Lebensumständen die Möglichkeit, verschiedene Abschlüsse zu machen. „Wir bieten Schülern, die’s nicht einfach haben, einen Weg“, sagte sie. „Wenn es heißt, wir sind eine kleine Schule, dann könnte das unser Markenzeichen werden.“

Bei einer Schließung würden die Schulangebote verlagert

Wenn der Kreistag der Empfehlung des Ausschusses folgt, sind die Tage der HLA jedoch gezählt. Der Landkreis Rastatt will die Schule möglichst im Sommer 2022 schließen, spätestens im Sommer 2023. Das hängt davon ab, ob es möglich ist, Bildungsgänge bis 2023 auslaufen zu lassen. Das Regierungspräsidium in Karlsruhe und nun auch der Schulausschuss unterstützen dieses Vorhaben.

Die einzelnen Bildungsangebote würden auf kreiseigene Schulen verteilt. Die Kreisverwaltung denkt an die Handelslehranstalten in Rastatt und Bühl sowie die Carl-Benz-Schule in Gaggenau. Die kaufmännische Berufsfachschule würde dabei entfallen. Als Ersatz ist eine Berufsfachschule Metalltechnik in Gaggenau angedacht. Die Vorschläge sind auf ihre Machbarkeit hin geprüft, müssten aber noch formal abgestimmt werden.

Aufgrund der geringen Schülerzahl sind Angebote in Gefahr

Das Hauptargument für eine Schließung der HLA Gernsbach sind sinkende Schülerzahlen. Im laufenden Schuljahr hat sie 326 Schüler. Fünf Jahre zuvor waren es noch 506 Schüler. Angesichts der Bevölkerungsentwicklung wird ein weiteres Absinken erwartet.

Da sich die Schüler auf mehrere Bildungsgänge verteilen, sind schon jetzt Angebote in Gefahr – besonders das Berufskolleg Wirtschaftsinformatik und die Sonderberufsschule. Für sie laufen bereits Hinweisverfahren, weil die Mindestschülerzahlen unterschritten wurden. Wenn das zwei bis drei Jahre in Folge der Fall sei, sei das Regierungspräsidium verpflichtet den Bildungsgang aufzuheben, betonte Katrin Höninger in der Sitzung. Sie leitet das Referat für berufliche Schulen im Regierungspräsidium.

In den vergangenen Jahren habe das Regierungspräsidium einen „Schutzmantel“ um die HLA gelegt und „alles versucht, um sie zu stabilisieren“, sagte Höninger. „Ab jetzt wird sie behandelt wie jede andere Schule auch.“ Es gebe nur zwei Optionen: Entweder schließt der Landkreis als Schulträger die HLA. Oder das Regierungspräsidium schließt Bildungsgang für Bildungsgang. „Den Weg gehen wir, auch wenn es wehtut.“

Die Schüler in der Region haben mit den Füßen abgestimmt.
Andreas Merkel, Vorsitzender der CDU-Fraktion

Die Entscheidung zu schließen wäre „schmerzlich, aber in der Sache geboten“, sagte Andreas Merkel, der Fraktionsvorsitzende der CDU. Seine Fraktion sehe „keine realistische und nachhaltige Perspektive“ für die HLA. „Die Schüler in der Region haben mit den Füßen abgestimmt.“

Die Haltung der Grünen-Fraktion fasste Barbara Dürr zusammen: „Wir sehen es ganz klar so, das die Bildungsgänge erhalten werden müssen“ – aber nicht die Schule. Diese Position vertrat auch Volker Kek, der Fraktionsvorsitzende der AfD. „Wir müssen versuchen, Perspektiven aufzuzeigen, wie die beste Bildung erreicht werden kann.“

Kreisräte befürchten negative Folgen fürs Murgtal

Die Freien Wähler waren gespalten. Die Mehrheit der Fraktion schließe sich dem Gesagten an, sagte Arne Pfirrmann. „Wir haben zehn Jahre lang alles versucht.“ Ohne realistische Perspektive wäre es „unehrlich“, abzuwarten. Markus Burger gab zu bedenken: „Ganz besonders bitter wäre eine Schließung für das mittlere und untere Murgtal.“

Er erinnerte an eine Umfrage der IHK, derzufolge 17 Prozent der teilnehmenden Betriebe angekündigt haben, dann nicht mehr auszubilden. Eine Schließung stünde den Programmen zur Stärkung des ländlichen Raums entgegen. Das sprach auch Lutz Jäckel, der Fraktionsvorsitzende der FDP/FuR, an. Eine Schließung bedeute eine Schwächung des Wirtschaftsstandorts Murgtal.

Infrastrukturelle Schäden fürchtete auch Peter Hirn von der SPD-Fraktion. „Wir geben gerne zu, dass die Schülerzahl kritisch ist. Es heißt kritisch, aber nicht unmöglich“, sagte er. Die Schule habe einen großen Rückhalt, auch bei Betrieben.

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